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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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geschrieben und gestern von der Polizei erhalten wurde – sowie seine Aufnahme als Beweisstück.«
    Belk sprang auf.
    »Geduld, Mr. Belk«, warnte ihn der Richter. »Lassen Sie sie zu Ende reden.«
    »Euer Ehren, es ist ein Beweisstück in diesem Fall und sollte daher sofort herausgegeben werden.«
    Keyes nickte Belk zu und der städtische Anwalt watschelte zum Pult, Chandler mußte einen Schritt zurücktreten, damit er vorbeikonnte.
    »Euer Ehren, dieses Schreiben ist kein Beweisstück in diesem Fall. Bisher konnte nicht festgestellt werden, von wem es stammt. Es ist jedoch Beweis in einem Mordfall, der mit diesem Verfahren nichts zu tun hat. Die LAPD pflegt nicht, Beweisstücke in öffentlichen Gerichtsverfahren zur Schau zu stellen, wenn der Täter noch nicht gefaßt wurde. Ich bitte um Ablehnung des Antrags.«
    Keyes faltete seine Hände und überlegte kurz.
    »Wissen Sie was, Mr. Belk. Besorgen Sie uns eine Kopie des Schreibens. Ich werde es mir ansehen und dann entscheiden, ob es als Beweisstück zugelassen wird. Das wär’s dann wohl. Ms. Rivera, holen Sie bitte die Jury rein, wir haben schon viel Zeit vergeudet.«
    Nachdem die Jury auf den Bänken saß und jeder im Gericht Platz genommen hatte, fragte Richter Keyes die Geschworenen, wer irgend etwas in der Zeitung gelesen hätte, das mit dem Prozeß zu tun hatte. Niemand hob die Hand. Bosch wußte, daß es sowieso niemand zugeben würde. Die Quittung dafür wäre eine Rückfahrkarte zum Warteraum für Geschworene, wo sie dann auf den nächsten Prozeß warten durften.
    »Nun gut«, sagte der Richter. »Ms. Chandler, rufen Sie Ihren ersten Zeugen.«
    Terry Lloyd nahm mit einer Routine auf dem Zeugenstuhl Platz, als sei es der Sessel, in dem er sich jeden Abend vor dem Fernseher besoff. Er schraubte sogar das Mikrofon vor sich ohne jede Hilfe auf die richtige Höhe. Lloyd hatte die rote Knollennase eines Trinkers und ungewöhnlich dunkelbraune Haare für einen Mann seines Alters, was circa Sechzig war. Der Grund war jedem klar, der ihn ansah, vielleicht ausgenommen ihm selbst. Sein Haupt schmückte ein Kunstrasen. Chandler spulte mit ihm die Fragen zur Person ab, wodurch protokolliert wurde, daß er Lieutenant bei der Elite-Abteilung Raub-Mord des LAPDs war.
    »Wurden Sie vor viereinhalb Jahren als Vorgesetzter einer Sonderfahndungsgruppe vorangestellt, die die Identität eines Serienmörders ermitteln sollte.«
    »Ja.«
    »Könnten Sie der Jury erklären, wie es dazu kam und was die Aufgaben ihrer Gruppe waren?«
    »Die Sonderfahndungsgruppe wurde geschaffen, nachdem feststand, daß ein Täter für fünf Morde verantwortlich war. In der Polizei hatten wir den inoffiziellen Namen Westside-Würger-Fahndungsgruppe. Als die Medien von dem Fall erfuhren, tauften sie den Killer auf den Namen ›der Puppenmacher‹, weil er die Gesichter der Opfer mit ihrem eigenen Make-up wie Puppen anzumalen pflegte. Für die Ermittlungsarbeiten waren mir achtzehn Detectives unterstellt. Wir teilten sie in zwei Teams, A und B. Team A arbeitete tagsüber, Team B abends. Wir untersuchten die Morde, die verübt wurden, und verfolgten die telefonischen Hinweise, die wir bekamen. Nachdem der Fall groß in den Medien rauskam, bekamen wir vielleicht hundert Anrufe pro Woche – von Leuten, die sagten, der oder der Typ sei der Puppenmacher. Wir mußten sie alle überprüfen.«
    »Die Fahndungsgruppe, ganz egal wie sie hieß, hatte keinen Erfolg. Ist das korrekt?«
    »Nein, das ist falsch. Wir waren erfolgreich. Wir haben den Killer geschnappt.«
    »Und wer war es.«
    »Norman Church war der Mörder.«
    »Wurde er vor oder nach seinem Tod als Mörder identifiziert.«
    »Danach. Sie gingen alle auf sein Konto.«
    »Und damit war auch die Schuld der Polizei beglichen?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Es war günstig für die Polizei, daß Sie ihn mit den Morden in Verbindung bringen konnten. Andernfalls …«
    »Beschränken Sie sich aufs Fragen, Ms. Chandler«, unterbrach der Richter.
    »Entschuldigung, Euer Ehren. Lieutenant Lloyd, der Mann, den Sie als Mörder bezeichnen, Norman Church, wurde erst erschossen, nachdem sechs weitere Morde nach der Schaffung der Fahndungsgruppe passierten. Ist das korrekt?«
    »Korrekt.«
    »Sie ließen also zu, daß mindestens sechs weitere Frauen erwürgt werden konnten. Weshalb wird das von der Polizei als Erfolg angesehen?«
    »Wir haben nichts zugelassen. Wir haben unser Bestes getan, den Täter zu finden. Und das haben wir letztendlich. Deshalb

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