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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Dies sind die Worte eines Psychiaters, nicht die meines Klienten.«
    Chandler trat zum Mikrofon und sagte: »Euer Ehren, wenn Sie sich bitte den Abschnitt ›Zusammenfassung‹ ansehen würde. Ich möchte den Zeugen den letzten Absatz vorlesen lassen. Sie können auch sehen, daß der Beklagte die Erklärung am Ende unterschrieben hat.«
    Richter Keyes las noch etwas weiter, wischte sich dann den Mund mit dem Handrücken ab und sagte: »Ich akzeptiere es. Sie können es dem Zeugen zeigen.«
    Chandler kam mit einer weiteren Kopie zum Zeugenstand und legte sie vor Bosch hin, ohne ihn anzublicken. Dann kehrte sie zum Pult zurück.
    »Könnten Sie uns sagen, was Ihnen vorliegt, Detective Bosch?«
    »Es ist ein vertrauliches psychologisches Entlastungsformular. Angeblich vertraulich sollte ich wohl sagen.«
    »Okay. Und worauf bezieht es sich?«
    »Meine Entlastung, die es mir erlaubt nach der Church-Erschießung in den Dienst zurückzukehren. Es ist eine Routineangelegenheit, daß man vom Polizeipsychiater begutachtet wird, wenn man von seiner Schußwaffe Gebrauch gemacht hat. Er entlastet einen dann, und man kehrt zum Dienst zurück.«
    »Sie müssen ihn gut kennen.«
    »Wie bitte?«
    »Ms. Chandler, das war nicht nötig«, sagte der Richter, bevor Belk aufstehen konnte.
    »Nein, Euer Ehren. Streichen Sie das aus dem Protokoll. Sie erhielten die Erlaubnis, Ihren Dienst – an Ihrem neuen Arbeitsplatz in Hollywood – nach dem Gespräch wieder anzutreten. Korrekt?«
    »Korrekt.«
    »Entspricht es nicht der Wahrheit, daß die psychologische Beurteilung nur eine Formalie ist? Daß der Psychiater nie einen Polizisten aus psychiatrischen Gründen vom Dienst ausschließt?«
    »Nein in bezug auf die erste Frage. Die zweite kann ich nicht beantworten.«
    »Nun, dann lassen Sie mich die Frage anders formulieren. Haben Sie je von einem Polizisten gehört, der nach einem Gespräch mit dem Psychiater vom Dienst ausgeschlossen wurde.«
    »Nein, das habe ich nicht. Sie sollen vertraulich sein. Daher glaube ich nicht, daß ich überhaupt etwas hören würde.«
    »Würden Sie bitte den letzten Abschnitt der Zusammenfassung in dem vorliegenden Gutachten lesen.«
    »Ja.«
    Er griff nach der Kopie und begann zu lesen – für sich.
    »Laut vorlesen, Detective Bosch«, sagte sie verärgert. »Ich dachte, das wäre aus meiner Bitte ersichtlich.«
    »Entschuldigung. Hier steht: ›Durch seine Erfahrungen während des Krieges und bei der Polizei, besonders durch den vorstehend angeführten Schußwaffengebrauch mit Todesfolge, wurde die Untersuchungsperson im hohen Grade in bezug auf Gewalt entsensibilisiert. Er äußert sich über Gewalt als einen von ihm akzeptierten Element, das zeitlebens zu seinem Alltag gehört hat. Es ist daher unwahrscheinlich, daß die vorgehenden Ereignisse ihn in einer Situation psychologisch handlungsunfähig machen, in der er sich oder andere mit tödlicher Gewalt verteidigen muß. Meines Erachtens wird er ohne zu zögern handeln. Er wird in der Lage sein, auf den Abzug zu drücken. In der Tat wurden in diesem Gespräch keinerlei negative Auswirkungen des Schußwaffengebrauchs sichtbar, es sei denn, man würde seine Befriedigung über den Ausgang des Geschehens, den Tod des Verdächtigen, als unangebracht ansehen‹.«
    Bosch legte das Papier hin. Er merkte, daß die gesamte Jury ihn jetzt ansah. Er konnte nicht einschätzen, ob der Bericht ihm großen Schaden zufügte oder hilfreich war.
    »Sie sind der Gegenstand des Gutachtens, nicht wahr?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Sie sagten gerade aus, daß Sie keine Befriedigung verspürten, aber der Bericht des Psychiaters sagt, daß es bei Ihnen ein Gefühl der Befriedigung hinsichtlich des Ausgang den Geschehens gab. Was ist nun wahr?«
    »Das sind seine Worte, nicht meine. Ich hätte es nicht so ausgedrückt.«
    »Was hätten Sie gesagt?«
    »Ich weiß es nicht. Aber nicht das.«
    »Warum haben Sie dann das Entlastungsformular unterzeichnet?«
    »Ich habe es unterzeichnet, weil ich wieder arbeiten wollte. Wenn ich mich mit ihm über Formulierungen gestritten hätte, wäre ich nie wieder in den Dienst zurückgekehrt.«
    »Sagen Sie, Detective, wußte der Psychiater, der Sie untersuchte und das Gutachten schrieb, von Ihrer Mutter?«
    Bosch zögerte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Ich habe es ihm nicht gesagt. Ich weiß nicht, ob ihm das im vorhinein bekannt war.«
    Er konnte sich kaum auf seine Worte konzentrieren, seine Gedanken rasten.
    »Was passierte

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