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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der Stimme. »Der Junge hatte eine glänzende Zukunft vor sich, indem er Ihnen dabei half, Leute umzubringen und Leute aus dem Gefängnis zu holen.«
    Er schob Tafero auf die Treppe zur Kajüte zu.
    Als Bosch die Gangway zum Parkplatz hinaufging, sah er auf dem mit Rettungswesten und Surfbrettern und anderem Gerümpel übersäten Deck eines Segelboots einen Mann stehen. Der Mann sah Bosch an, dann Tafero und dann wieder Bosch. Er hatte große Augen und es war klar, dass er sie erkannte, wahrscheinlich von den Fernsehberichten über den Prozess.
    »Hey, ich habe Schüsse gehört. Mit Terry alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Kann ich mit ihm reden?«
    »Lieber nicht. Die Cops kommen gleich. Besser, wenn die sich um ihn kümmern.«
    »Sie sind doch Bosch, oder nicht? Von dem Prozess?«
    »Ja. Ich bin Bosch.«
    Sonst sagte der Mann nichts mehr. Bosch ging mit Tafero weiter.
    * * *
    Als Bosch ein paar Minuten später auf das Boot zurückkam, war McCaleb in der Kombüse und trank ein Glas Orangensaft. Hinter ihm, am Fuß der Treppe, waren die gespreizten Beine des Toten zu sehen.
    »Ein Nachbar von Ihnen hat nach Ihnen gefragt.«
    McCaleb nickte.
    »Buddy.«
    Das war alles, was er sagte.
    Bosch sah aus dem Fenster zum Parkplatz hoch. Er bildete sich ein, in der Ferne Sirenen zu hören, aber vielleicht war es auch nur der Wind.
    »Sie müssen jeden Moment hier sein«, sagte er. »Wie geht’s Ihrem Hals? Hoffentlich können Sie reden. Wir werden nämlich eine Menge erklären müssen.«
    »Es geht schon. Wie kommt es, dass Sie hier aufgekreuzt sind, Harry?«
    Bosch legte seine Autoschlüssel auf die Theke. Er ließ sich mit der Antwort Zeit.
    »Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, sie könnten sich auf Ihre Spur gesetzt haben.«
    »Wieso?«
    »Na ja, wie Sie da heute morgen in sein Büro reinspaziert sind … Ich dachte mir einfach, wenn Ihnen sein Bruder danach gefolgt ist, könnte er Ihre Autonummer gesehen haben – oder sonst was, das ihm ermöglicht hat, Sie aufzuspüren.«
    McCaleb sah ihn scharf an.
    »Und deshalb haben Sie sich im Jachthafen auf die Lauer gelegt und haben zwar Rudy gesehen, aber nicht seinen kleinen Bruder? Oder wie soll ich das verstehen?«
    »Nein, ich bin einfach nur hergekommen und ein bisschen durch die Gegend gefahren. Da sah ich Rudys alten Lincoln auf dem Parkplatz stehen und dachte, dass da was im Busch ist. Von seinem kleinen Bruder habe ich nichts gesehen – er muss sich irgendwo versteckt und alles beobachtet haben.«
    »Ich glaube, er hat auf den Anlegern nach einer Eule Ausschau gehalten, die er bei Winston hätte verwenden können. Er wollte von einem der Boote eine klauen. Heute Abend haben sie improvisiert.«
    Bosch nickte.
    »Gut möglich. Jedenfalls habe ich mich umgesehen und gemerkt, dass auf Ihrem Boot die Tür offen stand. Deshalb beschloss ich, mal nachzusehen. Ich dachte, Sie wären zu vorsichtig und die Nacht zu kalt, um bei offener Tür zu schlafen.«
    McCaleb nickte.
    Jetzt hörte Bosch das unverkennbare Geräusch näher kommender Sirenen. Als er aus dem Fenster zum Parkplatz hoch blickte, sah er, wie neben seinem Auto, in dessen Fond Tafero eingesperrt war, zwei Streifenwagen anhielten. Die Sirenen machten sie aus, aber die blauen Lichter ließen sie an.
    »Ich gehe besser mal zu den Jungs da oben hoch«, sagte er.

44
    S ie wurden getrennt und fast die ganze Nacht verhört und wieder verhört. Dann tauschten die Detectives, die die Verhöre führten, die Räume und sie bekamen die gleichen Fragen noch einmal von anderen Lippen zu hören. Fünf Stunden nach den Schüssen auf der Following Sea öffneten sich die Türen und McCaleb und Bosch traten auf einen Flur des Parker Center hinaus. Bosch kam auf ihn zu.
    »Alles okay?«
    »Müde.«
    »Kein Wunder.«
    McCaleb beobachtete, wie sich Bosch eine Zigarette in den Mund steckte, sie aber nicht anzündete.
    »Ich fahre zum Sheriff’s Department raus«, sagte Bosch. »Ich möchte dabei sein.«
    McCaleb nickte.
    »Dann bis gleich.«
    * * *
    Mit dem Video-Kameramann auf engstem Raum zusammen gepfercht, standen sie hinter dem Einwegspiegel. McCaleb war so dicht neben Bosch, dass er dessen Mentholzigarettenatem und das Eau de Cologne riechen konnte, das er ihn aus dem Handschuhfach seines Autos hatte nehmen und auftragen sehen, als er hinter ihm nach Whittier losgefahren war. Er sah die schwache Reflexion von Boschs Gesicht in der Glasscheibe und merkte, dass er durch das Spiegelbild hindurch beobachtete, was in dem anderen

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