Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Los!«
    Zur Unterstreichung seiner Worte richtete er die Waffe auf Taferos Brust. Tafero hob die Hände und begann sich zur Wand zu drehen.
    »Okay, okay, ich dreh mich ja schon.«
    Sobald Tafero sich umgedreht hatte, betrat Bosch den Raum und schob den großen, kräftigen Mann an die Wand. Er warf einen kurzen Blick auf McCaleb. Jetzt konnte er sein Gesicht sehen. Es verfärbte sich immer dunkler. Seine Augen waren weit aufgerissen und traten fast aus den Höhlen. Sein Mund stand, verzweifelt, aber vergeblich um Luft ringend, offen.
    Bosch stieß Tafero den Lauf seines Revolvers in den Rücken und tastete ihn mit der anderen Hand nach einer Waffe ab. Nachdem er eine Faustfeuerwaffe aus seinem Gürtel gezogen hatte, trat er zurück und sah wieder McCaleb an. Ihm war klar, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Das Problem war, wie er Tafero in Schach halten und gleichzeitig McCaleb losschneiden könnte. Plötzlich wurde ihm klar, was er tun musste. Er trat zurück und hielt seine Hände so aneinander, dass sich die zwei Schusswaffen Seite an Seite befanden. Dann hob er sie und drosch Tafero mit den Griffen beider Waffen hart auf den Hinterkopf. Der große Mann kippte vornüber, schlug mit dem Gesicht gegen die holzvertäfelte Kabinenwand und sank zu Boden, wo er reglos liegenblieb.
    Bosch wandte sich von ihm ab, warf beide Waffen aufs Bett und zog rasch seine Schlüssel heraus.
    »Halten Sie durch, halten Sie durch!«
    Hektisch fummelte er die Klinge des Taschenmessers an seinem Schlüsselbund heraus. Dann griff er nach dem Kabelbinder um McCalebs Hals. Aber er bekam seine Finger nicht darunter. Deshalb wälzte er McCaleb auf die Seite und schob seine Finger vorn an seinem Hals unter die Schlinge. Vorsichtig steckte er dann auch die Klinge darunter und schnitt sie durch. Dabei ritzte die Messerspitze die Haut darunter ein wenig auf.
    Aus McCalebs Kehle kam ein fürchterlicher Laut. Er versuchte, gleichzeitig Luft zu holen und zu sprechen. Die Wörter waren unverständlich, von dem unmittelbaren Bedürfnis nach Sauerstoff verdrängt.
    »Halten Sie den Mund und atmen Sie!«, schrie Bosch. »Atmen Sie einfach nur!«
    Bei jedem Atemzug, den McCaleb machte, kam ein rasselnder Laut aus seiner Brust. Um seinen Hals lief eine leuchtend rote Linie. Vorsichtig begann Bosch ihn abzutasten, aber Luftröhre, Kehlkopf und Arterien schienen keinen Schaden davongetragen zu haben. McCaleb drehte heftig den Kopf herum und versuchte sich von Bosch wegzubewegen.
    »Schneiden Sie mich … einfach nur los«, stieß er hervor.
    Das hatte zur Folge, dass er heftig in die Matratze hustete und am ganzen Körper zu zucken begann.
    Bosch schnitt zuerst seine Hände und dann seine Füße los. An den Stellen, wo sich die Fesseln befunden hatten, war die Haut stark gerötet. Bosch riss alle Kabelbinder ab und warf sie auf den Boden. Als er sich darauf in der Kabine umblickte, sah er das Sweatshirt und die Trainingshose auf dem Boden liegen. Er hob die Sachen auf und warf sie aufs Bett. McCaleb drehte sich langsam zu ihm herum. Sein Gesicht war immer noch knallrot.
    »Sie … Sie … haben mir …«
    »Nicht reden.«
    Vom Boden ertönte ein Stöhnen. Tafero kam zu sich und begann sich zu bewegen. Bosch stellte sich rittlings über ihn, nahm seine Handschellen vom Gürtel, bückte sich und riß Tafero brutal die Arme nach hinten, um ihm die Handschellen anzulegen. Währenddessen sprach er mit McCaleb.
    »Wenn Sie wollen, binden Sie den Kerl an einen Anker und werfen ihn über Bord. Ich werde Sie bestimmt nicht daran hindern. Ich würde nicht mal mit der Wimper zucken.«
    McCaleb antwortete nicht. Er zog sich in eine sitzende Haltung hoch. Nachdem er Tafero Handschellen angelegt hatte, richtete sich auch Bosch auf und blickte auf seinen ehemaligen Kollegen hinab, der inzwischen die Augen geöffnet hatte.
    »Schön still halten, du Drecksack. Und gewöhn dich schon mal an die Handschellen. Du bist verhaftet – wegen Mordes und versuchten Mordes. Deine Rechte kennst du ja, glaube ich, aber ich würde dir trotzdem raten, kein Wort zu sagen, bis ich die Karte rausgeholt und sie dir vorgelesen habe.«
    Kaum hatte Bosch das gesagt, hörte er draußen auf dem Gang ein Knarzen. Im selben Moment wurde ihm klar, dass sich jemand der Tür genähert hatte, als seine Worte alle anderen Geräusche übertönt hatten.
    Plötzlich schien alles so deutlich wie in Zeitlupe abzulaufen. Automatisch riss Bosch die linke Hand an seine Hüfte, merkte aber, dass sein Revolver

Weitere Kostenlose Bücher