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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch: ›Wilcox Überwachung.‹ Warum ist auf der Kassette nichts drauf?«
    Er verstärkte den Druck auf McCalebs Beine, aber nicht in dem Maß wie kurz zuvor.
    »Also gut, ich sage Ihnen die Wahrheit. Ich werde Ihnen alles sagen.«
    McCaleb holte tief Luft und versuchte sich zu entspannen. In dem kurzen Moment, in dem sein Körper sich nicht bewegte, in dem er die Luft in seinen Lungen anhielt, glaubte er eine Bewegung des Boots zu spüren, die nicht im Takt mit dem sanften Auf und Ab der Dünung im Hafen war. Jemand war auf das Boot gestiegen. Ihm fiel nur Buddy Lockridge ein. Und wenn er es war, tappte er höchstwahrscheinlich in sein eigenes Verderben. In der Hoffnung, seine Stimme würde Lockridge als Warnung dienen, begann er rasch und laut zu sprechen.
    »Das Video ist nur eine Attrappe, mehr nicht. Wir wollten Sie bluffen, Ihnen weismachen, wir hätten Sie auf Video, wie Sie das Geld für die Eule überweisen. Wir, wir hatten vor, Sie gegen Storey aufzuhetzen. Wir wissen, dass das Ganze sein Plan war. Sie haben nur die Anweisungen befolgt, die er Ihnen aus dem Gefängnis erteilt hat. Der Polizei geht es viel mehr um Storey als um Sie. Ich wollte –«
    »Schon gut, halt’s Maul!«
    McCaleb war still. Er fragte sich, ob Tafero die ungewöhnlichen Bewegungen des Boots aufgefallen waren oder ob er etwas gehört hatte. Dann sah er, wie die Videokassette vom Bett genommen wurde. Er merkte, er hatte Tafero zum Nachdenken gebracht. Nach längerem Schweigen begann Tafero schließlich zu sprechen.
    »Ich glaube, du willst mich anscheißen, McCaleb. Ich glaube, diese Kassette ist aus einem dieser Multiplex-Überwachungssysteme, die sie in öffentlichen Gebäuden verwenden. Die lassen sich auf einem normalen Videorecorder nicht abspielen.«
    Hätte nicht jede Faser seines Körpers vor Schmerzen gebrüllt, hätte McCaleb gegrinst. Tafero hatte angebissen. Auch wenn er hilflos auf dem Bett lag, saß er plötzlich am längeren Hebel. Tafero waren wegen seines Plans Bedenken gekommen.
    »Wer hat sonst noch eine Kopie davon?«, fragte er.
    McCaleb antwortete nicht. Inzwischen war er zu der Überzeugung gelangt, dass er sich bezüglich der Bewegungen des Boots getäuscht hatte. Es war zu viel Zeit vergangen. Außer ihm und Tafero war niemand an Bord.
    Tafero schlug ihm mit der Kassette fest auf den Hinterkopf.
    »Ich hab dich was gefragt.«
    In seine Stimme hatte sich ein neuer Ton eingeschlichen. Ein Teil Zuversicht war weggenommen worden und an seine Stelle war ein gleich großer Teil Angst getreten, sein perfekter Plan könnte eine Schwachstelle haben.
    »Leck mich«, sagte McCaleb. »Tu, was du mit mir tun muss. So oder so wirst du früh genug rausfinden, wer eine Kopie davon hat.«
    Tafero drückte McCalebs Beine nach unten und beugte sich über ihn. McCaleb konnte seinen Atem ganz dicht an seinem Ohr spüren.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, du mieser –«
    Hinter McCaleb ertönte plötzlich ein lautes Krachen.
    »Keine Bewegung!«, rief jemand.
    Im selben Moment stand Tafero auf und ließ McCalebs Beine los. Das plötzliche Ausbleiben des Drucks, gepaart mit dem durchdringenden Lärm, ließ McCaleb zusammenfahren und unwillkürlich die Muskeln anspannen. Er hörte das leise Ratschen der Kabelbinder, die an mehreren Stellen seiner Fesseln einrasteten. Als Folge dieser Kettenreaktion zog sich auch der Kabelbinder um seinen Hals zusammen und rastete ein. Er versuchte, seine Oberschenkel nach oben zu biegen, aber es war zu spät, die Schlinge hatte sich bereits zusammengezogen und war eingerastet. Sie grub sich in seinen Hals. Er bekam keine Luft mehr. Er öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus.

43
    I n der Tür der Kabine stand Harry Bosch und richtete seine Waffe auf Rudy Tafero. Angesichts der Szene, die sich vor ihm abspielte, traute er kaum seinen Augen. Terry McCaleb lag, seine Arme und Beine auf den Rücken gefesselt, nackt auf dem Bett. Zwischen seinen Hand- und Fußgelenken war ein Strang aus mehreren aneinandergekoppelten Kabelbindern gespannt. Gleichzeitig lief eine zweite Schnur von seinen Fußgelenken unter seinen Handgelenken durch zu einer Schlinge um seinen Hals. Bosch konnte zwar McCalebs Gesicht nicht sehen, aber er konnte erkennen, dass sich die Plastikschlinge tief in seinen Hals grub und die Haut darunter dunkelrot angelaufen war. McCaleb stand kurz vor dem Ersticken.
    »Umdrehen«, schrie er Tafero an. »An die Wand.«
    »Er braucht Hilfe, Bosch. Sie –«
    »An die Wand, habe ich gesagt!

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