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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wolle er etwas auf den Schrank stellen. Als dabei der Stuhl auf seinen ungleichen Beinen zu wackeln begann, griff McCaleb mit einer Hand instinktiv nach der oberen Schrankkante, um sich daran festzuhalten. Er reagierte gerade noch rechtzeitig und stützte sich mit dem Unterarm am Rahmen einer der Glastüren des Schranks ab.
    »Fallen Sie nicht, Terry.«
    Er blickte nach unten. Winston stand neben ihm. Sie hielt sein Handy in der Hand.
    »Nein, nein, alles okay. Und? Hat sie den Vogel?«
    »Nein, sie wusste überhaupt nicht, was ich meine.«
    McCaleb stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über den oberen Rand des Geschirrschranks.
    »Hat sie Ihnen gesagt, was sie alles mitgenommen hat?«
    »Nur ein paar Kleider und ein paar alte Fotos von ihnen beiden, als sie noch Kinder waren. Was anderes wollte sie nicht haben.«
    McCaleb nickte. Er sah sich immer noch oben auf dem Schrank um. Er war von einer dicken Staubschicht überzogen.
    »Haben Sie ihr schon was gesagt, dass ich zu ihr runterfahren möchte, um mit ihr zu reden?«
    »Das habe ich ganz vergessen. Aber ich kann sie ja noch mal anrufen.«
    »Haben Sie eine Taschenlampe, Jaye?«
    Sie kramte in ihrer Handtasche und reichte ihm dann eine kleine Taschenlampe hoch. McCaleb knipste sie an und richtete sie in einem flachen Winkel auf die Oberseite des Schranks. Durch das Licht wurde die Staubschicht differenzierter und jetzt konnte er ganz deutlich einen achteckigen Abdruck erkennen, der von etwas herrührte, was auf dem staubigen Schrank gestanden hatte. Der Fuß der Eule.
    Als Nächstes führte er den Lichtstrahl an der oberen Kante des Schranks entlang. Danach knipste er die Taschenlampe aus, stieg vom Stuhl und gab sie Jaye zurück.
    »Danke. Vielleicht sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht noch mal jemanden von der Spurensicherung kommen lassen.«
    »Wieso? Die Eule ist doch nicht mehr da.«
    McCaleb sah kurz Rohrshak an.
    »Nein, sie ist weg. Aber wer sie dort raufgestellt hat, hat diesen Stuhl benutzt. Und als er gewackelt hat, hat sich der Betreffende hier festgehalten.«
    Er nahm einen Stift aus der Tasche und tippte damit an der Stelle, wo er die Fingerabdrücke gesehen hatte, an die obere Kante des Schranks.
    »Es ist zwar alles ziemlich staubig, aber vielleicht gibt es ein paar Fingerabdrücke.«
    »Und wenn sie von der Person stammen, die die Eule weggenommen hat?«
    McCaleb sah ganz bewusst Rohrshak an, als er antwortete.
    »Egal. Es könnten Fingerabdrücke da sein.«
    Rohrshak sah weg.
    »Kann ich es noch mal benutzen?«
    Winston hob McCalebs Handy hoch.
    »Klar.«
    Während Winston ein Team der Spurensicherung anforderte, zog McCaleb den Stuhl in die Mitte des Wohnzimmers und stellte ihn etwa einen Meter neben den Blutfleck. Dann setzte er sich darauf und ließ den Raum auf sich einwirken. Bei dieser Konstellation hätte die Eule sowohl auf den Mörder wie auf das Opfer herabgeblickt. Sein Instinkt sagte McCaleb, dass das die Anordnung war, die der Mörder beabsichtigt hatte. Er blickte auf den Blutfleck hinab und stellte sich vor, er beobachtete Edward Gunn, der um sein Leben kämpfte und diesen Kampf langsam verlor. Der Eimer, dachte er. Bis auf den Eimer passte alles. Der Mörder hatte die Bühne aufgebaut, aber dann war er nicht in der Lage gewesen, sich das Stück anzusehen. Den Eimer hatte er gebraucht, um das Gesicht des Opfers nicht sehen zu müssen. Es verunsicherte McCaleb, dass er nicht ins Bild passte.
    Winston kam zu ihm und reichte ihm das Telefon.
    »In der Kings Road wird gerade ein Team mit einem Einbruch fertig. In fünfzehn Minuten sind sie hier.«
    »Da haben wir aber Glück gehabt.«
    »Allerdings. Was machen Sie da eigentlich gerade, Terry?«
    »Nachdenken. Ich glaube, er saß hier und sah zu, aber dann wurde es ihm zu viel. Vielleicht um es zu beschleunigen, schlug er dem Opfer auf den Kopf. Dann holte er den Eimer und stülpte ihn ihm über, um das Ganze nicht weiter mit ansehen zu müssen.«
    Winston nickte.
    »Woher hatte er den Eimer? Es stand nichts in der –«
    »Wir glauben, er hatte ihn aus dem Schrank unter der Spüle. In der Küche. Jedenfalls ist dort ein Ring auf dem Boden, ein Feuchtigkeitsring, und sein Durchmesser stimmt genau mit dem Boden des Eimers überein. Das steht in einem Nachtrag, den Kurt geschrieben hat. Er muss vergessen haben, ihn in die Akte einzuheften.«
    McCaleb nickte und stand auf.
    »Sie warten auf die Spurensicherung, oder?«
    »Ja, sie müssten gleich hier sein.«
    »Ich mache in

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