Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
gedroht«, sagte Bosch.
»Wir brauchen sie unbedingt«, sagte Langwiser. »Um das Schema aufzuzeigen. Sie müssen sie finden.«
»Das versuche ich gerade.«
Er stand auf, um zu gehen.
»Viel Glück, Harry«, sagte Langwiser. »Und übrigens, ich finde, bisher machen Sie sich im Zeugenstand sehr gut.«
Bosch nickte.
»Die Ruhe vor dem Sturm.«
Als Bosch zum Lift ging, kam ein Journalist auf ihn zu. Er wusste nicht, wie er hieß, aber er kannte ihn von der Pressebank im Gerichtssaal.
»Detective Bosch?«
Bosch ging weiter.
»Hören Sie, ich habe allen gesagt, solange der Prozess läuft, gebe ich keinen Kommentar ab. Sie werden –«
»Nein, nein, schon okay. Ich wollte nur wissen, ob Sie Terry McCaleb getroffen haben.«
Bosch blieb stehen und sah den Journalisten an.
»Wieso?«
»Gestern. Er hat hier nach Ihnen gesucht.«
»Ach so, klar. Ich habe ihn gesehen. Kennen Sie Terry?«
»Ja. Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch übers FBI geschrieben. Da habe ich ihn kennen gelernt. Das war vor der Transplantation.«
Bosch nickte und wollte weitergehen, als ihm der Journalist die Hand reichte.
»Jack McEvoy.«
Widerstrebend schüttelte ihm Bosch die Hand. Er erinnerte sich an den Namen. Vor fünf Jahren hatte das FBI die Spur eines Serienpolizistenmörders nach L. A. verfolgt, wo er sich sein nächstes Opfer suchen würde, wie man annahm – einen Detective des Morddezernats Hollywood namens Ed Thomas. Mithilfe von Informationen McEvoys, der damals für die Rocky Mountain News in Denver tätig war, hatte das FBI jedoch den so genannten »Poet« schließlich fassen können, sodass Thomas’ Leben nie gefährdet worden war. Er hatte wenig später den Dienst quittiert und hatte inzwischen in Orange County eine Buchhandlung.
»Jetzt kann ich mich wieder an Sie erinnern«, sagte Bosch. »Ed Thomas ist ein Freund von mir.«
Beide Männer sahen sich prüfend an.
»Berichten Sie über den Prozess hier?«, fragte Bosch, eine nahe liegende Frage.
»Ja. Für die New Times und Vanity Fair. Vielleicht mache ich auch ein Buch darüber. Wir können ja mal miteinander sprechen, wenn alles vorbei ist.«
»Ja, vielleicht.«
»Außer Sie machen mit Terry was darüber.«
»Mit Terry? Nein, gestern ging es um was anderes. Nicht um ein Buch.«
»Okay, dann denken Sie an mich.«
McEvoy holte seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Visitenkarte.
»Ich arbeite die meiste Zeit in meiner Wohnung in Laurel Canyon. Sie können mich gern jederzeit anrufen.«
Bosch hielt die Karte hoch.
»Gut. Ich muss jetzt los. Wir werden uns ja noch öfter hier sehen.«
»Ja.«
Bosch drückte auf den Knopf für den Lift. Während er wartete und an Ed Thomas dachte, sah er noch einmal auf die Karte. Dann steckte er sie in seine Anzugjacke.
Bevor der Lift kam, blickte er den Gang hinunter und sah, dass McEvoy immer noch da war und inzwischen mit Rudy Tafero, dem Ermittler der Verteidigung, sprach. Tafero war ein großer Mann und er beugte sich vor, McEvoy entgegen, als handele es sich dabei um eine Art konspiratives Treffen. McEvoy schrieb in ein Notizbuch.
Die Lifttür ging auf und Bosch betrat die Kabine. Er beobachtete die zwei, bis die Tür zuging.
* * *
Bosch nahm den Laurel Canyon Boulevard über den Hügel und schaffte es vor dem abendlichen Stoßverkehr nach Hollywood. Am Sunset Boulevard bog er rechts ab und hielt ein paar Straßen weiter in West Hollywood an. Er fütterte die Parkuhr und ging in das kleine, schmutzig weiße Bürogebäude am Sunset, das gegenüber einem Striplokal lag. In den kleinen, billigen Büros des zweistöckigen, um einen Innenhof angelegten Gebäudes waren vorwiegend kleine Produktionsfirmen untergebracht, die sich von Film zu Film über Wasser hielten und in den Phasen zwischen den einzelnen Projekten keine geräumigen, luxuriösen Büros brauchten.
Bosch sah auf die Uhr und stellte fest, dass er es rechtzeitig geschafft hatte. Es war Viertel vor fünf und das Vorsprechen sollte um fünf beginnen. Er stieg die Treppe zum ersten Stock hoch und ging durch eine Tür, auf der NUFF SAID PRODUCTIONS stand. Das aus drei Räumen bestehende Büro war eins der größten des Gebäudes. Da Bosch schon einmal hier gewesen war, kannte er sich aus: das Vorzimmer mit dem Schreibtisch der Sekretärin, das Büro von Boschs Freund, Albert »Nuff« Said, und schließlich das Besprechungszimmer. Die Frau hinter dem Schreibtisch im Vorzimmer sah auf, als Bosch eintrat.
»Ich habe einen Termin mit Mr. Said. Mein
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