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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Stacheldraht umschlungenes Herz tätowiert. Es sah aus wie eine Druckstelle auf einer Birne, nicht sehr appetitanregend. McCaleb sah weg.
    »Edward Gunn«, sagte er. »Er war doch Stammgast hier, oder?«
    »Er kam oft her.«
    McCaleb nickte. Ihre Antwort bestätigte die Richtigkeit von Boschs Tipp.
    »Haben Sie an Silvester gearbeitet?«
    Sie nickte.
    »Wissen Sie, ob er da hier war?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern. An Silvester waren massenweise Leute hier. Wir hatten eine Silvesterparty. Ich weiß nicht, ob er hier war oder nicht. Würde mich aber nicht wundern. War ein ständiges Kommen und Gehen.«
    McCaleb deutete mit dem Kopf auf den Barmann. Ein Latino, der ebenfalls eine schwarze Weste ohne Hemd darunter trug.
    »Was ist mit ihm? Glauben Sie, er kann sich vielleicht noch erinnern?«
    »Nein, weil er erst letzte Woche hier angefangen hat. Ich muss ihn anlernen.«
    Um ihre Lippen spielte ein schmales Lächeln. McCaleb ignorierte es. Die Musikbox begann »Twisting the Night Away« zu spielen. Die Rod-Stewart-Version.
    »Wie gut kannten Sie Gunn?«
    Sie lachte schallend.
    »Das ist eine Kneipe, in der die Leute nicht unbedingt durchblicken lassen, wer oder was sie sind. Wie gut ich ihn kannte? Ich kannte ihn, ja? Wie gesagt, er war oft hier. Aber ich wusste nicht mal, wie er hieß, bis er tot war und die Leute anfingen, über ihn zu reden. Jemand sagte, Eddie Gunn wäre umgebracht worden, und ich wollte wissen: ›Wer ist Eddie Gunn?‹ Sie mussten ihn mir beschreiben. Der Whiskey on the rocks, der immer Farbspritzer im Haar hatte. Dann wusste ich, wer Eddie Gunn war.«
    McCaleb nickte. Er griff in seine Jackentasche und holte ein zusammengefaltetes Stück Zeitung heraus. Er schob es über den Tresen. Sie beugte sich vor, um es sich anzusehen, und gewährte ihm wieder tiefe Einblicke in ihre Weste. McCaleb glaubte, dass sie es absichtlich machte.
    »Das ist dieser Cop. Der von dem Prozess, richtig?«
    McCaleb beantwortete die Frage nicht. Die Zeitung war so gefaltet, dass ein Foto von Harry Bosch zu sehen war, das die Los Angeles Times an diesem Morgen in Zusammenhang mit seiner Zeugenaussage im Storey-Prozess veröffentlicht hatte. Bosch war darauf zu sehen, wie er vor der Tür des Gerichtssaals stand. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass es aufgenommen worden war.
    »Haben Sie ihn mal hier gesehen?«
    »Ja, er war hier. Warum fragen Sie?«
    McCaleb spürte ein leichtes Prickeln im Nacken.
    »Wann kommt er her?«
    »Keine Ahnung, ab und zu. Stammgast ist er jedenfalls nicht. Aber er war gelegentlich hier. Und er blieb nie lang. Ein Drink und schon war er wieder draußen. Er ist …«
    Sie hielt einen Finger hoch und legte den Kopf auf die Seite, während sie das Archiv in ihrem Kopf durchforstete. Dann schnitt sie mit dem Finger nach unten, als mache sie eine Kerbe.
    »Jetzt fällt es mir wieder ein. Flaschenbier. Fragt jedes Mal nach Anchor Steam, weil er immer vergisst, dass wir keines haben. Zu teuer. Würden wir nie los. Dann nimmt er immer das gute alte Dreiunddreißig.«
    McCaleb wollte gerade fragen, was das war, als sie seine unausgesprochene Frage beantwortete.
    »Rolling Rock.«
    Er nickte.
    »War er an Silvester hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Auch da kann ich nur sagen: Ich kann mich nicht mehr erinnern. Zu viele Leute, zu viele Drinks, zu viele Tage her.«
    McCaleb nickte und zog die Zeitung über den Tresen zurück und steckte sie wieder ein.
    »Hat er irgendwelchen Dreck am Stecken, dieser Cop?«
    McCaleb schüttelte den Kopf. Eine der Frauen am Ende der Bar klopfte gegen ihr leeres Glas und rief nach der Barfrau.
    »Hey, Miranda, du hast hier ein paar zahlende Gäste.«
    Die Barfrau blickte sich nach ihrem Kollegen um. Er war nirgendwo zu sehen, anscheinend im Hinterzimmer oder auf der Toilette.
    »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte sie.
    McCaleb beobachtete, wie sie ans Ende der Bar ging und den Nutten zwei frische Wodka-Rocks machte. Als die Musik kurz leiser wurde, hörte er, wie eine von ihnen sagte, sie solle aufhören, mit dem Cop zu reden, damit er endlich Leine zog. Als Miranda zu McCaleb zurückkehrte, rief ihr eine der Nutten nach.
    »Und hör endlich auf, ihn anzumachen, sonst geht er überhaupt nicht mehr.«
    McCaleb tat so, als höre er es nicht. Als Miranda bei ihm ankam, stieß sie einen erschöpften Seufzer aus.
    »Keine Ahnung, wo Javier ist. Ich kann nicht die ganze Nacht hier rumstehen und mit Ihnen quatschen.«
    »Nur noch

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