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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wurde. Er hat hinterher sofort gekotzt und sich wieder ins Bett gelegt.«
    McCaleb betrachtete das Foto auf der CD. Ein gut aussehender Mann, der, das Sax im rechten Arm, an einem Baum lehnte.
    »Spielen konnte er jedenfalls«, sagte McCaleb.
    »Ja, und wie«, gab ihm Bosch Recht. »Ein Genie mit einer Nadel im Arm.«
    Bosch trat vor und drehte die Musik etwas lauter. Das Stück war »Straight Life«, Peppers Erkennungsnummer.
    »Glauben Sie das?«, fragte McCaleb.
    »Was? Dass er ein Genie war? Klar, am Sax auf jeden Fall.«
    »Nein, glauben Sie, dass jedes Genie – Musiker, Künstler, meinetwegen auch ein Detective – irgend so eine große Schwäche hat? Die Nadel im Arm.«
    »Ich glaube, so eine große Schwäche hat jeder, ob nun Genie oder nicht.«
    Bosch drehte die Musik lauter. McCaleb stellte sein Bier auf einen der Bodenlautsprecher. Bosch nahm es und drückte es ihm wieder in die Hand. Dann wischte er mit der Handfläche den Feuchtigkeitsring von der Holzoberfläche. McCaleb drehte die Musik leiser.
    »Kommen Sie, Harry, rücken Sie schon was raus.«
    »Was heißt, ich soll was rausrücken?«
    »Ich bin extra hier raufgefahren. Rücken Sie irgendwas über Gunn raus. Ich weiß, er ist Ihnen egal – das große Rad hat sich gedreht und er hat doch noch sein Fett abbekommen. Mir hat nur nicht gefallen, wie das passiert ist. Dieser Kerl – egal, wer er ist – treibt irgendwo da draußen immer noch sein Unwesen. Und er wird es wieder tun. Da bin ich ganz sicher.«
    Bosch schüttelte die Schultern, als ließe ihn das Ganze immer noch kalt.
    »Na schön, damit Sie endlich Ruhe geben. Es ist nicht gerade viel, aber vielleicht ist es einen Versuch wert. Als er in der Nacht vor seinem Tod in der Ausnüchterungszelle war und ich nach ihm sah, habe ich auch mit den Metro-Kollegen gesprochen, die ihn nach seiner Sauftour eingeliefert haben. Sie sagten, sie hätten ihn gefragt, wo er sich hat volllaufen lassen, und er sagte, er wäre in einer Bar gewesen, die Nat’s heißt. Sie ist im Sunset Boulevard, etwa eine Straße weiter als das Musso’s und auf der Südseite.«
    »Okay, das dürfte nicht schwer zu finden sein«, sagte McCaleb in einem Und-was-weiter-Ton. »Was soll es damit auf sich haben?«
    »Na ja, wissen Sie, das Nat’s ist die Kneipe, in der er auch vor sechs Jahren einen trinken war, als er mir zum ersten Mal über den Weg lief. Dort hat er die Frau aufgegabelt, die er umgebracht hat.«
    »Dann war er dort Stammgast.«
    »So sieht es aus.«
    »Danke, Harry. Dem werde ich mal nachgehen. Wieso haben Sie das Jaye Winston nicht erzählt?«
    Bosch hob die Schultern.
    »Wahrscheinlich habe ich nicht daran gedacht und sie hat mich nicht danach gefragt.«
    Fast hätte McCaleb das Bier wieder auf den Lautsprecher gestellt, reichte es aber stattdessen Bosch.
    »Vielleicht schaue ich dort heute Abend noch vorbei.«
    »Aber nicht vergessen!«
    »Was soll ich nicht vergessen?«
    »Dass Sie dem Kerl, der es war, gratulieren, wenn Sie ihn erwischen.«
    McCaleb antwortete nicht. Er blickte sich im Raum um, als wäre er gerade hereingekommen.
    »Kann ich kurz auf die Toilette?«
    »Auf dem Flur links.«
    Als McCaleb verschwand, trug Bosch die Flaschen in die Küche und stellte sie zu den anderen in die Recyclingtonne. Er öffnete den Kühlschrank und sah, dass nur noch eine Flasche in dem Sechserpack übrig war, das er gekauft hatte, als er nach dem Treffen mit Annabelle Crowe nach Hause gefahren war. Er machte den Kühlschrank zu, als McCaleb hereinkam.
    »Ganz schön verrücktes Bild, das Sie da im Gang hängen haben«, sagte er.
    »Was? Ach so. Mir gefällt’s.«
    »Was soll es bedeuten?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich, dass sich das große Rad immer weiter dreht. Niemand kommt ungeschoren davon.«
    McCaleb nickte.
    »Schon möglich.«
    »Fahren Sie noch ins Nat’s runter?«
    »Ich bin noch am Überlegen. Wollen Sie mitkommen?«
    Bosch überlegte kurz, obwohl er wusste, dass es idiotisch wäre. Um sich auf seine Zeugenaussage am nächsten Morgen vorzubereiten, musste er sich noch einmal die halbe Mordakte ansehen.
    »Nein, ich sollte besser hier noch etwas arbeiten. Mich auf morgen vorbereiten.«
    »Okay. Wie lief’s überhaupt heute?«
    »So weit ganz gut. Aber bisher waren nur wir an der Reihe. Morgen kommt allerdings John Reason dran. Da dürfen wir uns auf einiges gefasst machen.«
    »Ich werde mir die Nachrichten ansehen.«
    McCaleb ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Bosch schüttelte sie.
    »Seien

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