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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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herausgefunden?«, fragte McCaleb schließlich.
    »Ich rief, wie besprochen, meine Freundin Kiz an. Ich tat so, als würde ich mich für Bosch interessieren, und fragte sie, ob er, na ja, schon über seine Trennung hinweggekommen wäre. Sie erzählte mir, was sie über ihn wusste. Die Sache mit seiner Mutter kam anscheinend vor ein paar Jahren bei einem Zivilprozess heraus, als Bosch wegen unerlaubten Waffengebrauchs mit Todesfolge verklagt wurde – der Dollmaker-Fall, erinnern Sie sich noch?«
    »Ja, zu diesem Fall wollte uns das LAPD nicht hinzuziehen. Das war auch ein Kerl, der Prostituierte umbrachte. Bosch brachte ihn um. Er war unbewaffnet.«
    »Hier ist sehr viel Psychologie im Spiel. Ein richtiges Verhaltensmuster.«
    »Was wurde aus Bosch, nachdem seine Mutter ermordet worden war?«
    »Das wusste Kiz nicht. Sie meinte aber, er hätte ständig in irgendwelchen Anstalten gelebt. Als es passierte, war er zehn oder elf. Er wuchs in Heimen oder bei Pflegeeltern auf. Dann ging er zum Militär und schließlich zur Polizei. Die Sache ist die: Das ist das fehlende Glied in der Kette. Das war es, was einen belanglosen Fall zu etwas gemacht hat, was Bosch keine Ruhe mehr ließ.«
    McCaleb nickte sich selbst zu.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte Winston. »Ich bin alle Akten durchgegangen – auch Dinge, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Fall standen und die ich deshalb nicht in die eigentliche Mordakte aufgenommen hatte. Ich sah mir zum Beispiel den Obduktionsbefund der Frau noch einmal an, die Gunn vor sechs Jahren umgebracht hat. Sie hieß übrigens Frances Weldon. Und darin stieß ich auf einen Punkt, der in Anbetracht dessen, was wir inzwischen über Bosch wissen, enorm an Bedeutung gewonnen hat. Die Untersuchung des Uterus und des Hüftbereichs der Toten ergab, dass sie einmal Mutter geworden sein muss.«
    McCaleb schüttelte den Kopf.
    »Das dürfte Bosch nicht gewusst haben. Er hatte seinen Lieutenant durchs Fenster geworfen und war zu dem Zeitpunkt, zu dem die Autopsie vorgenommen wurde, vom Dienst suspendiert.«
    »Richtig. Aber er könnte – und hat das wahrscheinlich auch getan – einen Blick in die Unterlagen zu dem Fall geworfen haben, als seine Suspendierung wieder aufgehoben wurde. Er dürfte gewusst haben, dass Gunn einem anderen Jungen das Gleiche angetan hatte, was ihm angetan worden war. Sie sehen, langsam beginnt sich das Bild abzurunden. Vor acht Stunden dachte ich noch, Sie würden sich an einen Strohhalm klammern. Aber inzwischen gelange ich immer mehr zu der Überzeugung, dass Sie genau richtig liegen.«
    Er war nicht sonderlich begeistert darüber, genau richtig zu liegen. Aber er konnte Winstons Aufregung verstehen. Wenn sich die einzelnen Bruchstücke eines Falls plötzlich zu einem deutlich erkennbaren Bild zusammenfügen, kann diese Aufregung manchmal den Blick auf die Realität des Verbrechens verstellen.
    »Was wurde aus ihrem Kind?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat sie es nach der Geburt weggegeben. Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist nur, was es für Bosch bedeutete.«
    Sie hatte Recht. Trotzdem störte McCaleb diese ungeklärte Frage.
    »Um auf Ihren Anruf bei Boschs ehemaliger Partnerin zurückzukommen. Wird sie ihn anrufen und ihm erzählen, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben?«
    »Das hat sie bereits getan.«
    »Heute abend?«
    »Ja, gerade eben. Dieses Telefongespräch vorhin, das war sie. Er hat nicht angebissen. Er hat ihr erzählt, er hätte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass seine Frau zu ihm zurückkommt.«
    »Hat sie ihm erzählt, dass Sie es waren, die sich nach ihm erkundigt hat?«
    »Das sollte sie an sich nicht.«
    »Aber wahrscheinlich hat sie es getan. Das könnte heißen, er weiß, dass wir ihn verdächtigen.«
    »Völlig ausgeschlossen. Wie käme er darauf?«
    »Weil ich heute Abend bei ihm war. In seinem Haus. Und dann erhält er am selben Abend Ihretwegen einen Anruf. Jemand wie Harry Bosch glaubt nicht an Zufälle, Jaye.«
    »Und? Wie haben Sie es angestellt, als Sie bei ihm waren?«, fragte sie schließlich.
    »Genau wie wir es besprochen haben. Ich wollte eigentlich mehr Informationen über Gunn von ihm, aber dann kamen wir irgendwie auf ihn selbst zu sprechen. Deshalb rufe ich auch an. Ich habe ein paar interessante Neuigkeiten. Nichts, was an Ihre herankommt, aber verschiedene Dinge, die auch ins Bild passen. Aber wenn ihn Kiz Rider, gleich nachdem ich bei ihm war, angerufen hat, um Ihretwegen bei ihm

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