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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Minuten später hatten sie sich in den Gerichtssaal begeben und die Geschworenen wurden auf ihre Plätze gebracht. Bosch kehrte in den Zeugenstand zurück und wurde vom Richter darauf hingewiesen, dass er weiterhin unter Eid stand. Janis Langwiser ging mit ihrem Notizblock zum Pult.
    »Nun, Detective Bosch, wir haben die gestrige Sitzung damit beendet, dass Sie zu dem Schluss gelangt sind, bei Jody Krementz’ Tod habe es sich um einen Mord gehandelt. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Und zu diesem Schluss gelangten Sie nicht nur aufgrund Ihrer Ermittlungen, sondern auch aufgrund der Untersuchungen und der Obduktion, die vom gerichtsmedizinischen Institut durchgeführt wurden, ist das richtig?«
    »Das ist richtig.«
    »Könnten Sie bitte den Geschworenen sagen, wie die Ermittlungen weitergingen, sobald Sie als Todesursache Mord festgestellt hatten?«
    Bosch drehte sich so auf seinem Sitz, dass er beim Sprechen direkt zur Geschworenenbank blickte. Die Bewegung bereitete ihm heftige Schmerzen. Die linke Kopfhälfte tat ihm dermaßen weh, dass er sich fragte, ob die Leute seine Schläfe pochen sehen konnten.
    »Nun, meine Partner – Jerry Edgar und Kizmin Rider – und ich, wir machten uns daran, das Beweismaterial, das wir gesammelt hatten, gründlich zu sichten. Außerdem begannen wir, alle Personen ausführlich zu vernehmen, die das Opfer gekannt hatten und in den letzten vierundzwanzig Stunden ihres Lebens erwiesenermaßen mit ihr zusammen gewesen waren.«
    »Weil Sie eben von Beweisen gesprochen haben. Könnten Sie bitte den Geschworenen erklären, welche Beweise Sie gesammelt haben.«
    »Eigentlich hatten wir nicht sehr viel gefunden. Im ganzen Haus gab es jede Menge Fingerabdrücke, deren Herkunft wir feststellen mussten. Und es gab auch einige Fasern und Haare, die auf der Leiche des Opfers und in unmittelbarer Umgebung gefunden worden waren.«
    Bevor Bosch mit seiner Antwort fortfahren konnte, erhob J. Reason Fowkkes rasch Einspruch.
    »Einspruch gegen die Wendung ›auf der Leiche oder in unmittelbarer Umgebung‹, da sie ungenau und irreführend ist.«
    »Euer Ehren«, konterte Langwiser. »Ich glaube, wenn Mr. Fowkkes Detective Bosch Gelegenheit gäbe, die Frage zu Ende zu beantworten, wäre nichts mehr ungenau und irreführend. Einen Zeugen mitten in seiner Antwort zu unterbrechen, um zu sagen, die Antwort, sei ungenau und irreführend, ist außerdem unangebracht.«
    »Abgelehnt«, sagte Judge Houghton, bevor Fowkkes darauf eingehen konnte. »Lassen Sie den Zeugen seine Antwort beenden und dann werden wir sehen, wie ungenau sie ist. Fahren Sie fort, Detective Bosch.«
    Bosch räusperte sich.
    »Ich wollte sagen, dass mehrere Schamhaare, die nicht –«
    »Was heißt ›mehrere‹, Euer Ehren?«, sagte Fowkkes. »Mein anhaltender Einspruch richtet sich gegen die mangelnde Genauigkeit, die dieser Zeuge den Geschworenen zumutet.«
    Bosch blickte Langwiser an und sah, wie wütend sie wurde.
    »Euer Ehren«, sagte sie, »könnten wir bitte vom Gericht feste Richtlinien bekommen, wann Einspruch erhoben werden kann? Der Verteidiger versucht ständig, den Zeugen zu unterbrechen, weil er weiß, wir begeben uns jetzt in Bereiche, die besonders nachteilig für seinen –«
    »Ms. Langwiser«, schnitt ihr der Richter das Wort ab, »das ist nicht der Zeitpunkt für das Schlussplädoyer. Mr. Fowkkes, solange Sie keine grobe Rechtsbeugung gegeben sehen, bitte ich Sie, entweder Einspruch zu erheben, bevor der Zeuge zu sprechen beginnt, oder ansonsten zu warten, bis er zumindest einen Satz beendet hat.«
    »Euer Ehren, hier sind die Konsequenzen in der Tat enorm. Die Anklage versucht, meinem Mandanten das Leben zu nehmen, und das nur, weil seine Moralvorstellungen –«
    »Mr. Fowkkes!«, donnerte der Richter los. »Was ich über Schlussplädoyers gesagt habe, gilt auch für Sie. Fahren wir mit der Zeugenaussage fort.«
    Er wandte sich Bosch zu.
    »Detective, fahren Sie fort – und versuchen Sie bei Ihren Antworten etwas genauer zu sein.«
    Bosch blickte zu Langwiser und sah, wie sie kurz die Augen schloss. Die beiläufige an Bosch gerichtete Bemerkung des Richters war genau das, worauf Fowkkes abgezielt hatte: ein Hinweis an die Geschworenen, dass die Argumente der Anklage möglicherweise ungenau, wenn nicht sogar irreführend sein könnten. Fowkkes hatte den Richter mit Erfolg in eine Position manövriert, in der er seinen Einsprüchen zuzustimmen schien.
    Bosch blickte zu Fowkkes hinüber, der mit verschränkten Armen

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