Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
am weitesten entfernten Waschbecken ging. Bosch beugte sich wieder über das Waschbecken und schaufelte mehr Wasser hoch, um sein Gesicht hineinzutauchen. Die Kühle fühlte sich gut an auf seinen Augen und linderte seine Kopfschmerzen.
»Wie ist das eigentlich, Rudy?«, fragte er, ohne den anderen Mann anzusehen.
»Wie soll was sein, Harry?«
»Sie wissen schon, in den Diensten des Teufels zu stehen? Können Sie nachts noch schlafen?«
Bosch ging zum Papierhandtuchspender und riss mehrere Tücher ab, um sich Gesicht und Hände abzutrocknen. Tafero folgte ihm und riss ein Handtuch ab und begann sich die Hände zu trocknen.
»Komisch«, sagte er. »Es gab eigentlich nur eine Zeit in meinem Leben, in der ich schlecht geschlafen habe. Das war, als ich bei der Polizei war. Woran das wohl gelegen hat?«
Er zerknüllte das Handtuch und warf es in den Abfalleimer. Dann lächelte er Bosch an und verließ die Toilette. Bosch, der immer noch seine Hände mit den Papiertüchern trocken rieb, sah ihm nach.
24
B osch konnte den Kaffee in seinem Blut arbeiten spüren. Der tote Punkt war überwunden. Die Kopfschmerzen ließen nach. Er war bereit. Es würde so kommen, wie sie es geplant, wie sie es inszeniert hatten. Er beugte sich zum Mikrophon vor und wartete auf die Frage.
»Detective Bosch«, begann Langwiser am Pult, »kam irgendwann der Moment, in dem bei Ihren Ermittlungen der Name David Storey fiel?«
»Ja, fast sofort. Wir erfuhren von Jane Gilley, Jody Krementz’ Mitbewohnerin, dass Jody am letzten Abend ihres Lebens mit David Storey verabredet gewesen war.«
»Haben Sie Mr. Storey zu diesem letzten Abend vernommen?«
»Ja. Kurz.«
»Warum nur kurz, Detective Bosch? Das war ein Mordfall.«
»Das lag an Mr. Storey. Wir versuchten mehrmals, ihn an dem Freitag, an dem die Leiche entdeckt wurde, zu vernehmen. Und auch am darauf folgenden Tag. Er war schwer zu erreichen. Schließlich ließ er uns durch seinen Anwalt mitteilen, er sei bereit, sich am nächsten Tag, einem Sonntag, vernehmen zu lassen, unter der Bedingung, dass wir zu ihm kämen und die Vernehmung in seinem Büro in den Archway Studios durchführten. Da wir dringend mit ihm sprechen wollten, kamen wir ihm schließlich entgegen und erklärten uns widerstrebend dazu bereit. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns bereits zwei Tage mit dem Fall befasst, ohne dass es uns möglich gewesen wäre, mit der Person zu sprechen, die das Opfer als Letzter lebend gesehen hatte. Als wir in Mr. Storeys Büro eintrafen, war auch sein Anwalt Jason Heer anwesend. Wir begannen, Mr. Storey zu vernehmen, aber keine fünf Minuten später erklärte sein Anwalt das Gespräch für beendet.«
»Wurde dieses Gespräch auf Band aufgenommen?«
»Ja.«
Langwiser stellte einen Antrag, die Tonbandaufnahme abspielen zu dürfen, und Judge Houghton gab ihm gegen Fowkkes’ Einspruch statt. Fowkkes hatte den Richter ersucht, den Geschworenen lediglich zu gestatten, eine von ihm angefertigte Transkription des kurzen Gesprächs zu lesen. Aber dagegen hatte wiederum Langwiser eingewandt, sie habe nicht die Zeit, die Transkription auf ihre Richtigkeit zu prüfen, und außerdem sei es wichtig, dass die Geschworenen David Storeys Tonfall und die darin zum Ausdruck kommende Grundeinstellung hören könnten. Mit salomonischer Weisheit verfügte darauf der Richter, das Tonband abzuspielen und den Geschworenen zusätzlich dazu die Transkriptionen auszuhändigen. Er forderte Bosch und die Anklagevertreter auf, ebenfalls mitzulesen, um die Richtigkeit der Transkription nachzuprüfen.
BOSCH: Mein Name ist Detective Hieronymus Bosch vom Los Angeles Police Department. Ich werde von meinen Partnern Detective Jerry Edgar und Detective Kizmin Rider begleitet. Wir vernehmen David Storey in seinem Büro in den Archway Studios zu Fall Nummer null-nullacht-neun-sieben. Mr. Storey befindet sich in Begleitung seines Anwalts Jason Fleer. Mr. Storey, Mr. Fleer? Irgendwelche Fragen, bevor wir beginnen?
FLEER: Keine Fragen.
BOSCH: Ach, und wir nehmen diese Aussage selbstverständlich auf Band auf, Mr. Storey. Kannten Sie eine Frau namens Jody Krementz? Auch bekannt unter dem Namen Donatella Speers?
STOREY: Die Antwort darauf kennen Sie.
FLEER: David …
STOREY: Ja, ich kannte sie. Ich war letzten Donnerstagabend mit ihr zusammen. Das heißt nicht, dass ich sie umgebracht habe.
FLEER: David, bitte. Beantworte nur die Fragen, die sie dir stellen.
STOREY: Meinetwegen.
BOSCH: Kann ich
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