Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
und zufriedener, wenn nicht sogar selbstgefälliger Miene dasaß. Bosch senkte den Blick auf die vor ihm liegende Polizeiakte.
»Darf ich meine Unterlagen zu Rate ziehen?«, fragte er.
Nachdem er die entsprechende Erlaubnis erteilt bekommen hatte, schlug er den Ordner auf und blätterte zu den Beweismittelberichten. Mit einem Blick auf den Bericht des Gerichtsmediziners begann er von Neuem.
»Vor der Obduktion wurde eine Bürste zum Sammeln von Beweisstücken durch die Schambehaarung des Opfers geführt. Dabei wurden acht Schamhaare gefunden, die einer Laboranalyse zufolge von einer anderen Person als dem Opfer stammten.«
Er blickte zu Langwiser auf.
»Waren diese Schamhaare von acht verschiedenen Personen?«
»Nein, die Laboruntersuchungen ergaben, dass sie alle von derselben unbekannten Person stammten.«
»Und welchen Schluss zogen Sie daraus?«
»Dass das Opfer zwischen seinem letzten Bad und seinem Tod wahrscheinlich Geschlechtsverkehr mit jemandem gehabt hatte.«
Langwiser blickte auf ihre Notizen.
»Wurden auf dem Opfer oder am Tatort irgendwelche anderen Beweisstücke in Form von Haaren gefunden, Detective?«
Bosch blätterte in der Akte eine Seite weiter.
»Ja, ein einzelnes Haar von sechseinhalb Zentimetern Länge wurde in der Schließe einer goldenen Halskette gefunden, die das Opfer um den Hals trug. Die Schließe befand sich im Nacken des Opfers. Bei der Laboranalyse dieses Haares stellte sich heraus, dass es ebenfalls von einer anderen Person stammte als dem Opfer.«
»Kehren wir kurz zu den Schamhaaren zurück. Wurden auf der Leiche oder am Tatort irgendwelche anderen Hinweise oder Indizien gefunden, die darauf hindeuteten, dass das Opfer in der Zeit zwischen seinem letzten Bad und seinem Tod sexuelle Kontakte mit jemandem hatte?«
»Nein, solche Hinweise gab es nicht. In der Vagina wurde kein Sperma entdeckt.«
»Besteht ein Widerspruch zwischen diesem Umstand und der Entdeckung der Schamhaare?«
»Nein, da besteht kein Widerspruch. Es war lediglich ein Hinweis darauf, dass beim Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzt worden sein könnte.«
»Gut, gehen wir weiter, Detective. Fingerabdrücke. Sie erwähnten, im Haus seien Fingerabdrücke gefunden worden. Bitte berichten Sie uns über diesen Bereich der Ermittlungen.«
Bosch blätterte in seinem Ordner zu dem entsprechenden Bericht.
»Insgesamt wurden im Innern des Hauses, in dem das Opfer entdeckt wurde, achtundsechzig Exemplare von Fingerabdrücken gefunden. Zweiundfünfzig davon stammten vom Opfer und ihrer Mitbewohnerin. Es wurde festgestellt, dass die restlichen sechzehn von insgesamt sieben Personen hinterlassen worden waren.«
»Und wer waren diese Personen?«
Bosch las die Namen aus dem Ordner ab. Indem er Langwisers Fragen beantwortete, erläuterte er, wer jede dieser Personen war und wie die Detectives in Erfahrung gebracht hatten, wann und warum jede von ihnen im Haus gewesen war. Es waren Freunde und Verwandte der zwei Hausbewohnerinnen sowie ein ehemaliger Freund und ein Mann, mit dem eine von ihnen eine Verabredung gehabt hatte. Die Anklagevertreter hatten damit gerechnet, dass die Verteidigung auf den Fingerabdrücken herumzureiten versuchen würde, um die Geschworenen mit ihrer Hilfe von den eigentlichen Fakten des Falls abzulenken. Entsprechend schleppend kamen sie nun auch mit der Zeugenaussage voran. In ermüdender Ausführlichkeit erklärte Bosch Fundstelle und Herkunft jedes einzelnen Fingerabdrucks, der im Haus gefunden worden war. Zum Schluss seiner Aussage kam er auf einen vollständigen Satz Fingerabdrücke zu sprechen, der am Kopfteil des Betts, in dem das Opfer gelegen hatte, gefunden worden war. Ihm war ebenso klar wie Langwiser, dass das die Abdrücke waren, aus denen Fowkkes das meiste Kapital zu schlagen versuchen würde, weshalb Langwiser den dadurch unter Umständen entstehenden Schaden möglichst gering zu halten versuchte, indem sie diesen Punkt bei der Befragung des Zeugen bereits selbst ansprach.
»Wie weit waren diese Fingerabdrücke von der Leiche des Opfers entfernt?«
Bosch sah in seinen Ordner.
»Genau siebzig Zentimeter.«
»Und wo genau befanden sie sich am Kopfteil?«
»Auf der Rückseite, also zwischen Kopfteil und Wand.«
»War der Zwischenraum dort groß?«
»Etwa fünf Zentimeter.«
»Wie konnte dort jemand seine Fingerabdrücke hinterlassen?«
Fowkkes erhob Einspruch mit der Begründung, Bosch sei kein Sachverständiger in der Frage, wie ein Satz Fingerabdrücke irgendwohin
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