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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gefolgt, und jetzt hängt alles von dieser Nummer ab. Ich glaube, sie gehört ihrem Entführer. Können Sie mir jetzt helfen oder nicht?«
    Chu antwortete lange nicht.
    »Wenn ich Ihnen helfe, muss ich mich an jemanden von der Hongkong Police Force wenden, das ist Ihnen doch klar, oder?«
    »Sie brauchen dem Betreffenden ja nicht zu sagen, warum und für wen Sie die Information brauchen.«
    »Aber wenn es in Hongkong Ärger gibt, könnte es auf mich zurückfallen.«
    Bosch verlor langsam die Geduld, versuchte aber, es sich nicht anhören zu lassen, als er dem Alptraum, zu dem das Ganze ausarten würde, in aller Schonungslosigkeit Ausdruck verlieh.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Alles deutet darauf hin, dass sie verkauft werden soll. Höchstwahrscheinlich noch heute. Vielleicht schon in diesem Moment. Ich brauche diese Information, Dave. Können Sie sie mir beschaffen oder nicht?«
    Diesmal zögerte Chu nicht.
    »Geben Sie mir die Nummer.«

34
    C hu sagte, er bräuchte mindestens eine Stunde, um die Handy-Nummer von seinen Kontaktleuten bei der HKPF überprüfen zu lassen. Bosch widerstrebte es zutiefst, so viel Zeit zu opfern, obwohl seine Tochter jede Minute in die Hände des nächsten Besitzers übergehen konnte. Aber er hatte keine Wahl. Chu war sich sehr wohl bewusst, wie dringend die Sache war. Bosch beendete das Gespräch mit der Bitte, beim LAPD niemandem von seinem Anruf bei ihm zu erzählen.
    »Glauben Sie immer noch, es gibt eine undichte Stelle, Harry?«
    »Ich weiß, dass es eine gibt, aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um darüber zu reden.«
    »Und was ist mit mir? Vertrauen Sie mir?«
    »Ich habe Sie angerufen, oder nicht?«
    »Ich glaube, Sie trauen niemandem, Harry. Sie haben mich nur angerufen, weil es sonst niemanden gab.«
    »Wissen Sie was? Versuchen Sie einfach, die Adresse rauszufinden, die zu dieser Nummer gehört, und dann melden Sie sich wieder.«
    »Klar, Harry. Ganz wie Sie meinen.«
    Bosch klappte das Handy zu und sah Sun an.
    »Er meinte, es könnte bis zu einer Stunde dauern.«
    Sun zeigte keine Reaktion. Er drehte den Zündschlüssel und startete den Wagen.
    »Sie sollten was essen, während wir warten.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Ich kann jetzt nichts essen. Nicht, wenn sie … nach allem, was passiert ist. Mein Magen … ich bekäme keinen Bissen runter.«
    Sun stellte den Motor wieder ab. Sie würden da, wo sie waren, auf Chus Rückruf warten.
    Die Minuten verstrichen sehr langsam und fühlten sich sehr kostspielig an. Bosch ging noch einmal alle Schritte durch, die er bisher unternommen hatte, bis zurück zu den Momenten, in denen er hinter dem Ladentisch von Fortune Liquors niedergekauert war und John Lis Leiche untersucht hatte. Dabei wurde ihm in aller Deutlichkeit bewusst, dass seine unerbittliche Jagd nach dem Mörder des alten Getränkemarktbesitzers andere in Gefahr gebracht hatte. Seine Tochter. Seine Ex-Frau. Eine ganze Familie im fernen Tuen Mun. Die Last der Schuld, die er von nun an zu tragen hätte, war die schwerste, die er in seinem ganzen Leben auf sich geladen hatte, und er war sich nicht sicher, ob er ihr gewachsen wäre.
    Zum ersten Mal setzte er das Wort
wenn
in die Gleichung seines Lebens ein.
Wenn
er seine Tochter zurückbekäme, fände er eine Möglichkeit, sich zu erlösen.
Wenn
er sie nie mehr wiedersähe, gäbe es keine Erlösung.
    Dann wäre alles aus.
    Diese Erkenntnis ließ ihn körperlich erschaudern, und er drehte sich zur Seite und öffnete die Autotür.
    »Ich mache einen kleinen Spaziergang.«
    Er stieg aus und schloss die Tür, bevor ihm Sun eine Frage stellen konnte. Am Fluss entlang lief ein Weg, und ihm folgte Bosch jetzt. Sein Kopf war gesenkt und voll bedrückender Gedanken, und er schenkte weder den Menschen Beachtung, die ihm auf dem Weg entgegenkamen, noch den Booten, die an ihm vorbei den Fluss hinunterglitten.
    Irgendwann erkannte Bosch, dass er weder sich noch seiner Tochter half, wenn er sich über Dinge den Kopf zerbrach, auf die er keinen Einfluss hatte. Er versuchte, den dunklen Schleier, der sich auf ihn herabgesenkt hatte, abzuschütteln und sich auf etwas Sinnvolles zu konzentrieren. Da war immer noch eine Frage in Zusammenhang mit der SIM -Karte seiner Tochter, die ihrer Beantwortung harrte. Warum hatte Madeline die unter Tuen Mun gespeicherte Handy-Nummer auf ihrem Handy gehabt?
    Nachdem er sich eine Weile mit diesem Problem herumgeschlagen hatte, fand er endlich eine Erklärung, auf die er bis dahin nicht

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