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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gekommen war. Madeline war entführt worden. Deshalb war ihr das Handy weggenommen worden. Folglich war es vermutlich nicht Madeline gewesen, die die Nummer auf ihrem Handy gespeichert hatte, sondern ihr Entführer. Dieser Schluss zog eine Kaskade von Möglichkeiten nach sich. Peng hatte das Video aufgenommen und an Bosch geschickt. Folglich hatte er sich im Besitz des Handys befunden. Angesichts dessen war gut möglich, dass er es auch im weiteren Verlauf der Entführung anstelle seines eigenen Handys benutzt und Madelines Weiterverkauf darüber abgewickelt hatte.
    Wahrscheinlich war er es gewesen, der die Nummer auf Madelines Handy gespeichert hatte. Entweder weil er sie bei den Verhandlungen gebraucht hatte oder weil er für den Fall, dass ihm etwas zustieß, eine Spur hatte hinterlassen wollen. Und Letzteres hätte auch erklärt, warum er die SIM -Karte unter dem Salz versteckt hatte. Damit jemand sie fände.
    Bosch machte kehrt, um Sun von seiner neuen Theorie zu erzählen. Als er noch etwa hundert Meter vom Auto entfernt war, sah er Sun neben dem Mercedes stehen und ihm aufgeregt zuwinken. Bosch hatte das Handy noch in der Hand und warf einen kurzen Blick auf das Display. Einen Anruf hatte er nicht verpasst, und sein Telefonat mit Chu konnte nicht der Grund für Suns Aufregung sein.
    Bosch begann, auf das Auto zuzulaufen.
    Sun stieg ein und schloss die Tür. Kurz darauf sprang Bosch neben ihm auf den Beifahrersitz.
    »Was gibt’s?«
    »Eine neue Nachricht. Eine SMS .«
    Sun hielt sein Handy hoch, um Bosch die Nachricht zu zeigen, obwohl sie auf Chinesisch war.
    »Was heißt das?«
    »Hier steht: ›Welches Problem? Wer sind Sie?‹«
    Bosch nickte. Der Absender heuchelte weiterhin Ahnungslosigkeit. Aber obwohl er angeblich nicht wusste, worum es ging, hatte er auf ihre Nachricht geantwortet. Das war für Bosch ein untrügliches Zeichen, dass sie auf der richtigen Spur waren.
    »Wie reagieren wir jetzt?«, fragte Sun.
    Bosch antwortete nicht. Er dachte nach.
    Suns Handy begann zu vibrieren. Er schaute auf das Display.
    »Ein Anruf. Das ist er. Dieselbe Nummer.«
    »Gehen Sie nicht dran«, sagte Bosch rasch. »Das könnte alles verderben. Wir können immer noch zurückrufen. Sehen Sie erst, ob er eine Nachricht hinterlässt.«
    Das Handy hörte zu vibrieren auf, und sie warteten. Bosch machte sich Gedanken über den nächsten Zug, den sie in diesem vertrackten und tödlichen Spiel machen könnten. Nach einer Weile schüttelte Sun den Kopf.
    »Er hat nicht auf die Mailbox gesprochen. Sonst hätte ich inzwischen einen Hinweis erhalten.«
    »Wie ist Ihr Mailboxtext? Enthält er Ihren Namen?«
    »Nein, kein Name. Ich verwende den voreingestellten Standardtext.«
    Das war gut. Eine künstlich generierte Antwort. Wahrscheinlich hatte der Anrufer gehofft, einen Namen oder eine Stimme oder sonst einen Hinweis zu erhalten.
    »Okay, dann schicken Sie ihm eine SMS . Sagen Sie ihm, keine Gespräche oder Textnachrichten übers Telefon, weil das zu gefährlich ist. Sagen Sie ihm, Sie wollen sich persönlich mit ihm treffen.«
    »Mehr nicht? Er will wissen, was das Problem ist. Soll ich darauf nicht antworten?«
    »Nein, vorerst noch nicht. Schinden Sie Zeit. Je länger wir es hinauszögern, desto mehr Zeit gewinnen wir für Maddie. Verstehen Sie?«
    Sun nickte einmal.
    »Ja, ich verstehe.«
    Er tippte die Nachricht, die Bosch vorgeschlagen hatte, und sendete sie.
    »Jetzt heißt es wieder warten.«
    Das war Bosch längst klar. Aber irgendetwas sagte ihm, dass sie nicht allzu lange ausharren müssten. Der Köder hatte seinen Zweck erfüllt, und sie hatten jemanden an der Leine. Kaum wurde ihm das bewusst, ging auf Suns Handy eine weitere SMS ein.
    »Er will sich mit uns treffen.« Sun schaute auf das Display. »Um fünf im Geo.«
    »Ist das ein Lokal?«
    »Ja, ein Restaurant in Gold Coast. Sehr bekannt. Sonntagnachmittag ist es dort brechend voll.«
    »Wie weit ist es bis dorthin?«
    »Von hier fast eine Stunde mit dem Auto.«
    Bosch musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie die Person, mit der sie verhandelten, nur an der Nase herumführen und eine Stunde durch die Gegend schicken wollte. Er sah auf die Uhr. Seit dem Telefonat mit Chu war fast eine Stunde vergangen. Bevor er zu dem Treffen in Gold Coast fuhr, wollte er erst erfahren, was Chu herausgefunden hatte.
    Als Sun den Wagen startete und aus dem Park fuhr, rief Bosch erneut Chu an.
    »Detective Chu.«
    »Hier Bosch. Die Stunde ist um.«
    »Nicht ganz. Ich

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