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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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habe noch keine Rückmeldung erhalten. Ich habe angerufen, warte aber noch auf den Rückruf.«
    »Haben Sie persönlich mit jemandem gesprochen?«
    »Äh, nein, ich habe meinem Mann in Hongkong eine Nachricht hinterlassen. Weil es schon so spät ist, könnte er vielleicht nicht …«
    »Hier ist es nicht spät, Chu! Bei Ihnen ist es spät, aber nicht bei uns. Haben Sie jetzt angerufen oder nicht?«
    »Harry, natürlich habe ich angerufen. Ich habe nur die Zeiten durcheinandergebracht. Hier ist es spät, aber bei Ihnen ist es schon Sonntag. Aber weil
Sonntag
ist, ruft er seine Nachrichten vermutlich nicht so regelmäßig ab wie sonst. Jedenfalls, ich habe angerufen und melde mich, sobald ich etwas weiß.«
    »Na schön, nur ist es dann vielleicht schon zu spät.«
    Bosch beendete das Gespräch. Er bereute bereits, sich auf Chu verlassen zu haben.
    »Nichts«, sagte er zu Sun.
     
    Sie erreichten Gold Coast in fünfundvierzig Minuten. Es war eine große Luxusanlage am Westrand der New Territories, mit einem Jachthafen und zahlreichen anderen Erholungsmöglichkeiten sowie einem an der Castle Peak Bay gelegenen Hotelresort, das bei Urlaubern aus der Volksrepublik und Hongkong ebenso beliebt war wie bei Touristen aus dem Rest der Welt. An der Hafenpromenade gab es zahlreiche Freiluftrestaurants.
    Mit dem Geo hatte ihr unbekannter Gesprächspartner eine kluge Wahl getroffen. Es war von zwei ähnlichen Freiluftlokalen flankiert, die alle dicht besetzt waren. Zusätzliche Versteckmöglichkeiten für einen Beobachter, der nicht entdeckt werden wollte, bot ein Kunstmarkt auf der Promenade. Das machte es extrem schwierig, ihren Verhandlungspartner zu entdecken.
    Wie während der Fahrt besprochen, setzte Sun Bosch am Eingang des Gold Coast Hotel ab. Nach einem kurzen Uhrenvergleich fuhr Sun weiter. Auf dem Weg durch das Hotel machte Bosch am Souvenirshop halt und kaufte eine Sonnenbrille und eine Baseballkappe mit dem goldenen Emblem des Hotels darauf. Außerdem besorgte er sich einen Stadtplan und eine Billigkamera.
    Zehn vor fünf erreichte Bosch den Eingang des Yellow Flower, des Restaurants neben dem Geo, von dem man dessen gesamten Außenbereich einsehen konnte. Der Plan war simpel. Sie wollten den Besitzer der Handy-Nummer, die Bosch im Telefonbuch seiner Tochter gefunden hatte, identifizieren und ihm folgen, wenn er das Geo verließ.
    Die Tische von Yellow Flower, Geo und Big Sur, einem daran angrenzenden dritten Restaurant, standen dicht gedrängt unter weißen Markisen. Der vom Meer hereinwehende Wind verschaffte den Gästen Kühlung und spannte die Markisen. Während Bosch darauf wartete, einen Tisch zugeteilt zu bekommen, behielt er abwechselnd die Uhr und die dichtbesetzten Lokale im Auge.
    Es gab zahlreiche größere Gruppen, ganze Familien bei einem gemeinsamen Sonntagsessen. Diese Tische glaubte Bosch auf der Suche nach dem Handy-Kontakt bedenkenlos außer Acht lassen zu können, da er davon ausging, dass die gesuchte Person nicht Teil einer größeren Gesellschaft wäre. Dessen ungeachtet wurde ihm rasch klar, wie schwierig es wäre, den anderen zu entdecken. Nur weil sie sich im Geo verabredet hatten, hieß das nicht, dass der Gesuchte auch dort auf sie wartete. Es war gut möglich, dass er in einem der beiden anderen Lokale war und wie Bosch und Sun versuchte, die Gegenpartei zu identifizieren, ohne selbst erkannt zu werden.
    Bosch hatte keine andere Wahl, als sich weiter an ihren Plan zu halten. Er hob den Finger und wurde von der Hostess an einen Tisch geführt, von dem man zwar einen guten Blick auf alle drei Lokale hatte, aber nicht aufs Meer. Es war ein schlechter Tisch, der vor allem Einzelpersonen angedreht wurde, aber genau darauf hatte Bosch spekuliert.
    Nach einem erneuten Blick auf die Uhr breitete er den Stadtplan auf dem Tisch aus. Er beschwerte ihn mit der Kamera und nahm die Mütze ab. Sie war billig produziert und saß schlecht. Er war froh, sie abnehmen zu können.
    Kurz vor fünf Uhr sah er sich noch einmal in den drei Restaurants um, aber ihm fiel niemand auf, der als der große Unbekannte in Frage gekommen wäre. Niemand, der wie er allein an einem Tisch saß oder zusammen mit anderen geheimnisvollen Männern, die eine Sonnenbrille oder sonst eine Art der Tarnung trugen. Er begann bereits zu fürchten, dass ihr Trick nicht funktioniert hatte. Dass ihr Gegenspieler den Braten gerochen und stattdessen sie ausgetrickst hatte.
    Als der Sekundenzeiger eine Minute vor fünf auf die Zwölf

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