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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Stock hinauf. Dort übergab er Ross Malone, einem der Kriminaltechniker, die vier Beweismitteltüten und bat ihn, mit Hilfe der drei Projektile und der Patronenhülse festzustellen, mit welcher Art von Pistole sie abgefeuert worden waren. Wenn die Tatwaffe auftauchte, konnten ihr die Geschosse anhand der ballistischen Untersuchungen zweifelsfrei zugeordnet werden.
    Malone begann mit der Hülse. Er nahm sie mit einer Pinzette aus der Tüte und hielt sie unter eine Lupenlampe. Er betrachtete sie eine Weile, bevor er zu sprechen begann.
    »Eine Cor-Bon neun Millimeter. Höchstwahrscheinlich mit einer Glock abgefeuert.«
    Bosch hatte damit gerechnet, dass ihm Malone Größe und Marke des Geschosses sagen könnte, aber nicht, dass er auch feststellen könnte, mit welchem Pistolenmodell es abgefeuert worden war.
    »Wie können Sie das erkennen?«
    »Schauen Sie doch selbst.«
    Malone schob die Lupenlampe, die mit einem Schwanenhals am Arbeitstisch befestigt war, ein Stück zur Seite, damit Bosch über seine Schulter schauen konnte, und hielt das hintere Ende der Hülse unter die Lupe. In den Ring um den Patronenboden war der Firmenname
Cor-Bon
gestanzt, und in seiner Mitte befand sich eine Vertiefung, die entstanden war, als der Schlagbolzen beim Abfeuern des Projektils auf das Zündhütchen getroffen war.
    »Können Sie die Vertiefung in der Mitte sehen?«, fragte Malone. »Eher länglich, fast rechteckig?«
    »Ja, sehe ich.«
    »Das ist ganz typisch für eine Glock. Diese rechteckige Vertiefung findet man nur bei Glocks, weil sie einen rechteckigen Schlagbolzen haben. Deshalb sollten Sie nach einer Neun-Millimeter-Glock Ausschau halten. Da gibt es dann allerdings verschiedene Modelle, die dafür in Frage kommen.«
    »Aha, das ist ja schon mal recht hilfreich. Sonst noch etwas?«
    Malone zog die Lupe wieder zu sich heran und drehte die Patronenhülse darunter.
    »Hier sind deutliche Auszieher- und Auswerferspuren zu erkennen. Wenn Sie mir die Tatwaffe bringen, müsste ich sie eigentlich der Hülse zuordnen können.«
    »Sobald ich sie gefunden habe. Wie sieht es mit den Projektilen aus?«
    Malone steckte die Hülse in die Tüte zurück und nahm der Reihe nach die Projektile heraus, um sie unter dem Vergrößerungsglas zu untersuchen. Nachdem er damit fertig war, sah er sich die zweite Kugel noch einmal an und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Mit den Projektilen ist nicht viel anzufangen. Zu stark verformt. Für einen Vergleich eignet sich die Hülse am besten. Wie gesagt, wenn Sie mir die Waffe bringen, kann ich den Zusammenhang herstellen.«
    John Lis letzte Tat gewann zusehends an Bedeutung, merkte Bosch. Hatte der alte Mann gewusst, wie wichtig sie werden könnte?
    Weil Bosch schweigend seinen Gedanken nachhing, fragte Malone: »Haben Sie die Hülse angefasst, Harry?«
    »Nein, aber Dr. Laksmi von der Rechtsmedizin hat das Blut abgewaschen, das sich darauf befunden hat. Sie wurde nämlich im Körper des Opfers gefunden.«
    »
Im
Körper? Vollkommen ausgeschlossen. Eine Hülse kann unmöglich …«
    »Damit meine ich ja auch nicht, dass das Opfer damit erschossen wurde. Aber es hat versucht, sie zu schlucken. Sie steckte in der Kehle des Toten.«
    »Ach so. Das ist etwas anderes.«
    »Allerdings.«
    »Aber Laksmi trug Handschuhe, als sie die Hülse fand?«
    »Das nehme ich an. Wieso, warum fragen Sie, Ross?«
    »Ach, nur so ein Gedanke. Erst kürzlich ist ein Rundschreiben reingekommen. Darin hieß es, sie hätten jetzt so eine neuartige Elektro-Dingsbums-Technik, um von Messinghülsen Fingerabdrücke abzunehmen, und sie würden nach Testobjekten suchen. Sie wissen schon, um sie bei einem Prozess zu verwenden.«
    Bosch sah Malone an. In seiner ganzen Zeit als Detective hatte er noch nie gehört, dass von einer Patronenhülse, die mit einer Schusswaffe abgefeuert worden war, Fingerabdrücke hatten abgenommen werden können. Fingerabdrücke bestanden aus Ölen, die von der Haut abgesondert wurden, und die verbrannten in der Tausendstelsekunde, in der es in der Kammer zur Explosion kam.
    »Und Sie reden hier tatsächlich von benutzten Hülsen, Ross?«
    »Ja, das stand jedenfalls in dem Schreiben. Reden Sie doch mal mit Teri Sopp. Sie ist die zuständige Projektleiterin.«
    »Das werde ich. Geben Sie mir die Hülse wieder.«
    Fünfzehn Minuten später war Bosch bei Teri Sopp im SID -Labor für Fingerabdrücke.
    Sopp war schon fast genauso lange bei der Polizei wie Bosch. Sie pflegten einen recht lockeren Umgangston

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