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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nicht. Dazu werden wir erst nächste Woche kommen. Wahrscheinlich Dienstag.«
    Bosch bat nur äußerst ungern um einen Gefallen, aber so wie es aussah, hatte er eigentlich keine Wahl.
    »Teri, wäre es denn irgendwie möglich, es schon Montagmorgen zu machen?«
    »Montag? Ich glaube nicht, dass wir den offiziellen Antrag vor …«
    »Die Sache ist nämlich die, dass wir unseren Verdächtigen möglicherweise noch vor Tagesende einkassieren. Wir befürchten, dass er sich ins Ausland abzusetzen versucht, und werden ihn möglicherweise festnehmen müssen. Somit haben wir nur bis Montag Zeit, Anklage gegen ihn zu erheben, Teri. Wir werden alles an Beweisen brauchen, was wir bekommen können.«
    Sie antwortete erst nach einigem Zögern.
    »Ich werde sehen, was wir tun können. Aber bringen Sie mir auf jeden Fall schon mal eine Fingerabdruckkarte, wenn Sie ihn festnehmen, damit ich einen Vergleich vornehmen kann, sobald ich von unserer Seite etwas bekomme. Falls es da überhaupt etwas gibt.«
    »Alles klar, Teri. Tausend Dank.«
    Bosch klappte das Handy zu und konzentrierte sich wieder ganz auf den Freeway vor ihm. Er entdeckte weder Chus Auto – einen roten Mazda Miata – noch Changs silbernen Mustang. Er war weit zurückgefallen und rief Chu per Schnellwahl an.
    »Chu, wo sind Sie?«
    »Auf dem Vier-null-fünfer in Richtung Süden. Er fährt zum Flughafen.«
    Bosch war noch auf dem Freeway 10 und sah das Autobahnkreuz vor sich auftauchen.
    »Okay, ich rücke wieder auf.«
    »Wieso, was war los?«
    »Ich habe mit Gandle gesprochen, und er will erst noch Rücksprache halten, ob wir Chang festnehmen sollen oder nicht.«
    »Wir dürfen ihn auf keinen Fall laufenlassen.«
    »Das habe ich auch gesagt. Mal sehen, wie sie sich entscheiden.«
    »Möchten Sie, dass ich meinen Chef einschalte?«
    Fast hätte Bosch geantwortet, dass er nicht noch einen Chef hinzuziehen wollte, wenn die Möglichkeit bestand, dass irgendwo ein Leck in der Leitung war.
    »Warten wir erst ab, was Gandle sagt«, antwortete er stattdessen diplomatisch.
    »Alles klar.«
    Bosch beendete das Gespräch und begann, sich durch den dichten Verkehr zu kämpfen, um aufzuholen. Auf der Überführung, die ihn vom 10er auf den 405er brachte, konnte er eine halbe Meile vor sich Chus und Changs Autos sehen. Sie steckten in dem Stau, der sich vor der Anschlussstelle gebildet hatte.
    Als sie sich schließlich der Century-Boulevard-Ausfahrt zum LAX näherten, hatten sich Bosch und Chu zweimal bei Changs Beschattung abgewechselt. Inzwischen stand fest, dass Chang die Stadt verlassen wollte, und sie mussten ihn daran hindern. Bosch rief wieder Gandle an und wurde auf die Warteschleife gelegt.
    Nach zwei langen Minuten meldete sich Gandle endlich.
    »Was gibt’s Neues, Harry?«
    »Er ist auf dem Century Boulevard, vier Blocks vom LAX .«
    »Ich habe noch niemanden erreicht.«
    »Ich würde sagen, wir kaufen ihn uns. Wir verhaften ihn wegen Mordes, und schlimmstenfalls erheben wir am Montag eben wegen Erpressung Anklage gegen ihn. Er wird zwar gegen Kaution freikommen, aber der Richter wird ihm ein Reiseverbot erteilen, vor allem, nachdem er heute abzuhauen versucht hat.«
    »Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen, Harry. Jedenfalls können Sie auf meine Rückendeckung zählen.«
    Sprich: Es wäre nach wie vor Bosch, der die falsche Entscheidung getroffen hatte, wenn am Montag alles schief lief und Chang das Gefängnis als freier Mann verließ und auf Nimmerwiedersehen verschwand.
    »Danke, Lieutenant. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Wenige Augenblicke, nachdem Bosch das Gespräch beendet hatte, bog Chang nach rechts auf einen Langzeitparkplatz, von dem es einen Zubringerdienst zu den Terminals gab. Wie zu erwarten, rief Chu an.
    »Es ist so weit. Was machen wir jetzt?«
    »Wir kaufen ihn uns. Wir warten, bis er parkt und den Koffer aus dem Auto holt. Dann verhaften wir ihn und besorgen uns für den Koffer einen Durchsuchungsbeschluss.«
    »Wo?«
    »Ich stelle mein Auto immer hier ab, wenn ich nach Hongkong fliege. Es gibt überall Haltestellen, wo sie einen abholen kommen. Fahren wir einfach mal drauf und parken. Wir tun so, als wären wir Fluggäste, und schnappen ihn uns an der Zubringerhaltestelle.«
    »Alles klar.«
    Sie beendeten das Gespräch. Weil im Moment Bosch die vordere Position hatte, fuhr er direkt hinter Chang auf den Parkplatz und zog an der Schranke einen Parkschein. Der Schlagbaum ging hoch, und er fuhr durch. Er folgte Chang auf der

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