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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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fort. »Ich werde mit Fotos von Maddie hinfahren.«
    »Das ist eine gute Idee. Unter Umständen gibt es Überwachungsvideos. Falls es mit Quick früher schon mal Ärger gegeben hat, hat die Mall-Security vielleicht sogar eine Akte über ihn.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Entschuldige, schon klar.«
    »Wie äußert sich euer Verdächtiger zu all dem?«
    »Unser Verdächtiger redet nicht mit uns. Ich habe eben seinen Koffer und sein Handy durchsucht, mit seinem Auto sind wir noch nicht ganz fertig. Aber bisher nichts.«
    »Und seine Wohnung?«
    »Bislang haben wir noch nicht genügend, um dafür einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen.«
    Das ließen sie eine Weile so im Raum stehen. Allerdings war beiden bewusst, dass für Bosch rechtliche Formalitäten wie ein Durchsuchungsbeschluss keine Rolle spielten, wenn es um die Entführung seiner Tochter ging.
    »Vielleicht sollte ich sie mir mal ansehen. Ich habe noch sechs Stunden Zeit, bis mein Flug geht.«
    »Okay.«
    »Ich melde mich, sobald ich …«
    »Harry?«
    »Ja?«
    »Ich bin so … so außer mir, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Das kann ich gut verstehen, Eleanor.«
    »Falls wir sie zurückbekommen, wirst du sie vielleicht nie mehr wiedersehen. Das wollte ich dir nur sagen.«
    Bosch zögerte kurz. Er wusste, ihre Wut war berechtigt. Möglicherweise machte sie die Wut entschlossener in ihren Bemühungen.
    »Was heißt hier
falls?
«, fragte er schließlich. »Ich finde sie.«
    Er wartete auf eine Antwort von ihr, erhielt aber nur Schweigen.
    »Also dann, Eleanor. Ich melde mich sofort, wenn ich mehr weiß.«
    Nachdem er das Handy weggesteckt hatte, wandte sich Bosch seinem Computer zu, rief das Foto von Chang auf, das bei der Festnahme von ihm gemacht worden war, und schickte es an den Farbdrucker. Er wollte einen Ausdruck davon nach Hongkong mitnehmen.
    Kaum hatte er das erledigt, rief Chu wieder an. Er hatte das PCD unterschrieben bekommen und war auf dem Weg zurück ins OPG . Außerdem hatte er bereits mit einem Kollegen in der AGU gesprochen, der Boschs Fax erhalten und bestätigt hatte, dass auf beiden Seiten der Visitenkarte das Gleiche stand. Die Karte stammte vom Geschäftsführer eines Taxiunternehmens in Causeway Bay. Obwohl sie vordergründig vollkommen harmlos erschien, fand Bosch dennoch verdächtig, dass sie in Changs Schuh versteckt gewesen war und von einer Firma stammte, die sich in unmittelbarer Nähe der Stelle befand, an der seine Tochter zum letzten Mal gesehen worden war. Bosch hatte noch nie an Zufälle geglaubt. Und er würde auch jetzt nicht damit anfangen.
    Bosch bedankte sich bei Chu und legte auf. Im selben Moment blieb Lieutenant Gandle, der sich gerade auf den Heimweg machte, an seinem Abteil stehen.
    »Harry, ich habe ständig das Gefühl, Sie hängenzulassen. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Im Moment gibt es nichts, was nicht bereits unternommen worden wäre.«
    Er erzählte Gandle kurz, dass bei den Durchsuchungen nichts herausgekommen war und dass es auch von seiner Tochter und den Entführern nichts Neues gab. Gandles Miene verdüsterte sich.
    »Wir brauchen dringend etwas, das uns weiterbringt«, sagte er. »Unbedingt.«
    »Daran arbeiten wir.«
    »Wann fliegen Sie?«
    »In sechs Stunden.«
    »Okay, meine Nummern haben Sie ja. Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie was brauchen, egal wann. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Danke, Lieutenant.«
    »Möchten Sie, dass ich hierbleibe?«
    »Nein, nein, ich komme schon klar. Ich wollte gerade zum OPG rübergehen und Ferras nach Hause schicken, falls er das will.«
    »Okay, Harry, geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas finden.«
    »Mache ich.«
    »Sie bekommen sie wieder zurück. Da bin ich ganz sicher.«
    »Ich weiß. Ich auch.«
    Dann reichte ihm Gandle verlegen die Hand, und Bosch schüttelte sie. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie sich die Hände gaben, seit sie sich vor drei Jahren zum ersten Mal begegnet waren. Dann ging Gandle, und Bosch blickte sich im Bereitschaftsraum um. Es sah so aus, als sei nur noch er übrig geblieben.
    Er drehte sich um und schaute auf den Koffer hinab. Er wusste, er musste ihn zum Lift schleppen und in die Asservatenkammer hinunterbringen. Das Handy musste ebenfalls dort eingelagert werden. Danach würde auch er das Gebäude verlassen. Aber nicht für ein erholsames Wochenende im trauten Familienkreis. Bosch hatte eine Mission. Und nichts würde ihn davon abhalten, sie zu Ende zu bringen.

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