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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beginnt ein Stück rechts von der Mitte. Genau, wie du gesagt hast, Harry.«
    Boschs Blick wanderte die Fassade hinauf, bis er im vierzehnten Stock das Muster entdeckte. Insgesamt gab es auf dieser Etage zwölf Fenster, und die sechs Fenster der rechten Hälfte entsprachen dem Schema.
    »Das muss es sein.«
    »Moment, Moment! Dass wir das Schema entdeckt haben, heißt noch lange nicht, dass es nicht auch andere Stellen gibt. Wir müssen erst …«
    »Ihr könnt ja gern weitersuchen, wenn ihr wollt. Ich werde jedenfalls nicht so lange warten. Ruft mich einfach an, wenn ihr das Muster noch irgendwo entdeckt.«
    »Nein, wir bleiben zusammen.«
    Bosch peilte das Fenster an, das in dem Video kurz zu sehen gewesen war. Es war jetzt geschlossen.
    Er ließ den Blick zum Eingang des Gebäudes sinken. Die ersten zwei Etagen waren gewerblich genutzt. Um das ganze Haus lief ein Band aus Schildern, einschließlich zweier großer Bildschirme, und darüber war an der Fassade in goldenen Buchstaben und Schriftzeichen der Name des Gebäudes angebracht:
     
    CHUNGKING MANSIONS

    Der Eingang war so breit wie das Tor einer Doppelgarage. Dahinter führten ein paar Stufen zu einer von Menschen wimmelnden Einkaufspassage hinauf.
    »Das ist das Chungking Mansions«, sagte Eleanor in einem Ton, der erkennen ließ, dass ihr das Gebäude ein Begriff war.
    »Kennst du dieses Haus?«, fragte Bosch.
    »Ich war zwar nie hier, aber jeder in Hongkong kennt das Chungking Mansions.«
    »Was ist daran so besonders?«
    »Es ist das Sammelbecken schlechthin. Hier findest du die billigsten Unterkünfte der Stadt, und jeder, den es aus der Dritten oder Vierten Welt nach Hongkong verschlägt, landet erst mal hier. Man liest ständig von irgendwelchen Leuten, die verhaftet oder erschossen oder erstochen wurden, und sie haben fast ausnahmslos alle hier gewohnt. Es ist ein Art postmodernes Casablanca – alles in einem einzigen Gebäude vereint.«
    »Dann mal los.«
    Bosch begann einfach da, wo er stand, die Straße zu überqueren. Ohne Rücksicht auf Verluste watete er in den zäh fließenden Verkehr hinaus, was die Taxis, die er dadurch zum Anhalten zwang, mit wütendem Hupen quittierten.
    »Harry, was machst du da?«, rief ihm Eleanor hinterher.
    Bosch antwortete nicht. Er schaffte es auf die andere Seite und stieg die Eingangstreppe des Chungking Mansions hinauf. Es war, als beträte er einen anderen Planeten.

28
    D as Erste, was Bosch auffiel, als er das Erdgeschoss des Chungking Mansions betrat, war der Geruch. Während sich seine Augen noch an das Halbdunkel in den schmalen Gängen zwischen den Ständen des schwach beleuchteten Dritte-Welt-Markts gewöhnen mussten, drangen intensive Gewürz- und Essensdüfte in seine Nase. Obwohl die Geschäfte gerade erst öffneten, wimmelte es bereits von Verkäufern und Kunden. Das Angebot der zwei Meter breiten Stände reichte von Uhren und Handys bis zu Zeitungen in allen Sprachen und Lebensmitteln aller Art. Die Atmosphäre hatte etwas unterschwellig Bedrohliches, weshalb Bosch alle paar Schritte unauffällig hinter sich blickte. Er wollte wissen, wer in seinem Rücken war.
    Er steuerte auf die zwei Aufzüge in der Mitte des Gebäudes zu, vor denen etwa fünfzehn Personen Schlange standen. Eine der beiden Aufzugtüren war offen, und die Kabine dahinter war dunkel. Offensichtlich war der Lift außer Betrieb. An der Spitze der Schlange standen zwei Wachmänner, die prüften, ob jeder, der nach oben fahren wollte, einen Zimmerschlüssel hatte oder sich in Begleitung einer Person befand, die über einen Schlüssel verfügte. Über der Tür des funktionierenden Aufzugs war ein Monitor, auf dem das Innere der Kabine zu sehen war. Sie war brechend voll, wie eine Sardinendose.
    Nach einem Blick auf den Monitor begann Bosch zu überlegen, wie er am besten in den vierzehnten Stock käme. In diesem Moment holten ihn Eleanor und Sun ein. Eleanor packte ihn grob am Arm.
    »Jetzt aber Schluss mit diesen Einzelaktionen, Harry! Renn bloß nicht noch mal so weg.«
    Bosch sah sie an. Es war nicht Wut, was er in ihren Augen sah. Es war Angst. Sie wollte unbedingt, dass er bei ihr wäre, wenn auf sie zukam, was im vierzehnten Stock auf sie zukommen würde.
    »Ich wollte nur in Bewegung bleiben, nicht den Schwung verlieren«, erwiderte Bosch.
    »Dann aber bitte mit uns, nicht von uns fort. Fahren wir rauf?«
    »Um nach oben zu kommen, brauchen wir einen Schlüssel.«
    »Dann müssen wir ein Zimmer mieten.«
    »Wo macht man

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