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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Polizeifunk gehört, Panik bekommen und sie umgebracht.«
    »Richtig. Das ist die Theorie der Anklage. Und jetzt entwickelt Royce bereits eine Gegentheorie. Er hat beim Kreuzverhör gefragt, ob der Mörder auch mit einer Hand masturbiert haben könnte, während er sie mit der anderen erwürgt hat.«
    Das ließ sich McPherson schweigend durch den Kopf gehen.
    »Das ist die ursprüngliche Theorie der Anklage«, sagte sie schließlich. »Aus dem ersten Prozess. Dass es Mord in Tateinheit mit einer sexuellen Handlung war. Mickey und ich dachten uns bereits, dass die Verteidigung diese Richtung einschlagen wird, sobald Royce Akteneinsicht erhält und erfährt, dass die DNA vom Stiefvater stammt. Sie wollen den Stiefvater als Sündenbock hinstellen. Sie werden behaupten, dass er sie umgebracht hat, und die DNA wäre der Beweis dafür.«
    McPherson verschränkte die Arme, als sie den Gedanken weiterspann.
    »Das ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, aber die Sache hat zwei gewaltige Haken. Sarah und die Haare, die im Abschleppauto gefunden wurden. Das kann nur heißen, dass es irgendeinen wichtigen Punkt gibt, von dem wir nichts wissen. Royce muss etwas oder jemanden an der Hand haben, der Sarahs Identifizierung entkräftet.«
    »Deshalb bin ich hier. Ich habe Royce’ Zeugenliste dabei. Die Leute darauf sind nicht sehr entgegenkommend, und ich konnte auch noch nicht alle ausfindig machen. Sarah soll sich die Liste mal ansehen und mir dann sagen, wen ich vor allem ins Auge fassen sollte.«
    »Woher soll sie das wissen?«
    »Na, immerhin ist das ihr ehemaliger Bekanntenkreis. Freunde, Ehemänner, andere Süchtige. Alle vorbestraft. Es sind die Leute, mit denen sie zusammen war, bevor sie von den Drogen losgekommen ist. Die Adressen sind alle nicht mehr aktuell und helfen uns nicht weiter. Ganz offensichtlich versteckt Royce diese Leute vor uns.«
    McPherson nickte.
    »Er wird nicht umsonst Clever Clive genannt. Aber gut, dann lass uns mal mit ihr reden. Aber zuerst versuche ich es, okay?«
    Sie stand auf.
    »Augenblick noch.« Bosch hielt sie zurück.
    Sie sah ihn an.
    »Was ist?«
    »Und wenn die Theorie der Verteidigung die richtige ist?«
    »Das meinst du doch nicht im Ernst?«
    Er antwortete nicht, und sie wartete nicht. Sie ging zum Aufzug zurück. Er stand auf und folgte ihr.
    Sie kehrten in das Zimmer zurück. Bosch stellte fest, dass Gleason in ihrer Abwesenheit eine Tulpe gezeichnet hatte. Er setzte sich ihr gegenüber auf die Couch, und McPherson nahm auf dem Sessel neben ihr Platz.
    »Sarah«, begann McPherson. »Wir müssen reden. Wir glauben, dass jemand aus Ihrer wilden Zeit versuchen wird, der Verteidigung zu helfen. Wir müssen herausfinden, wer das ist und was er oder sie erzählen könnte.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Sarah. »Ich war dreizehn, als das passiert ist. Was spielt es da für eine Rolle, mit wem ich später befreundet war?«
    »Es spielt insofern eine Rolle, als diese Leute Dinge bezeugen können, die Sie vielleicht getan – oder gesagt – haben.«
    »Was sollen das für Dinge sein?«
    McPherson schüttelte den Kopf.
    »Das ist ja das Frustrierende daran. Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass die Verteidigung heute im Gericht keinen Zweifel daran gelassen hat, dass sie die Schuld am Tod Ihrer Schwester Ihrem Stiefvater anlasten will.«
    Sarah hob die Hände, als wollte sie einen Schlag abwehren.
    »Das ist doch vollkommen verrückt. Ich habe doch selbst gesehen, wie dieser Mann sie mitgenommen hat!«
    »Das ist uns durchaus klar, Sarah. Aber bei der Gerichtsverhandlung zählt nur, welcher Eindruck den Geschworenen vermittelt wird und was und wem sie glauben werden. Detective Bosch hat eine Liste mit den Zeugen der Verteidigung, und ich möchte Sie bitten, Sie sich anzusehen und uns zu sagen, was Ihnen zu den einzelnen Namen darauf einfällt.«
    Bosch nahm die Liste aus seinem Aktenkoffer. Er reichte sie McPherson, die sie an Sarah weitergab.
    »Entschuldigung«, sagte Bosch, »aber bei diesen Notizen handelt es sich nur um Dinge, die ich hinzugefügt habe, als ich versucht habe, diese Personen ausfindig zu machen. Sehen Sie sich nur die Namen an.«
    Bosch beobachtete, wie sich ihre Lippen kaum merklich bewegten, als sie zu lesen begann. Dann hörten sie auf, sich zu bewegen, und sie starrte nur noch auf das Blatt Papier. Er sah Tränen in ihren Augen.
    »Sarah?« McPhersons Ton war sehr behutsam.
    »Diese Leute«, hauchte Gleason. »Ich hatte gehofft, sie nie wieder sehen zu

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