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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie bitte nur die Frage, die Ihnen gestellt wird«, erklärte die Richterin schließlich.
    »Habe ich das denn nicht getan?«, fragte Eisenbach.
    »Dann lassen Sie mich die Frage präzisieren«, sagte Royce. »Sie haben an der Leiche von Melissa Landy keinerlei Hinweise auf sexuelle Gewalt oder Missbrauch gefunden, ist das richtig, Herr Doktor?«
    »Das ist richtig.«
    »Und an der Kleidung des Opfers?«
    »Ich bin nur für den Körper zuständig. Die Kleidung ist Sache der Spurensicherung.«
    »Natürlich.«
    Royce zögerte und blickte auf seine Notizen hinab. Ich merkte, dass er überlegte, ob er es dabei belassen oder riskieren sollte, noch weiter zu gehen.
    Schließlich kam er zu einer Entscheidung.
    »Herr Doktor, als ich gerade gegen Ihre Antwort Einspruch eingelegt habe, haben Sie die zur Debatte stehende Tat als eine Entführung durch einen Fremden bezeichnet. Welche bei der Obduktion gewonnenen Erkenntnisse stützen diese Behauptung?«
    Eisenbach dachte eine Weile nach und zog sogar den Obduktionsbefund zu Rate.
    »Herr Doktor?«
    »Äh, soweit ich mich erinnere, habe ich bei der Obduktion nichts entdeckt, was das bestätigen würde.«
    »In Wirklichkeit stützt der Obduktionsbefund sogar das genaue Gegenteil, oder nicht?«
    Eisenbach schien aufrichtig verdutzt.
    »Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
    »Dürfte ich Ihre Aufmerksamkeit auf Seite acht des Obduktionsbefunds lenken? Die vorläufige Untersuchung der Leiche.«
    Royce wartete, bis Eisenbach zu der Seite geblättert hatte. Das tat auch ich, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Ich wusste, worauf Royce hinauswollte, aber ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich musste nur bereit sein, im richtigen Moment Einspruch einzulegen.
    »Herr Doktor, im Obduktionsbefund heißt es, dass unter den Fingernägeln des Opfers keine Blut- oder Gewebespuren gefunden wurden. Sehen Sie das auf Seite acht?«
    »Ja, ich habe ihre Fingernägel untersucht, aber sie waren sauber.«
    »Das deutet darauf hin, dass sie ihren Angreifer, ihren Mörder nicht gekratzt hat. Richtig?«
    »Das geht daraus hervor, ja.«
    »Und das wiederum deutet darauf hin, dass sie ihren Angreifer gekannt …«
    »Einspruch!«
    Ich sprang auf, aber nicht schnell genug. Royce hatte es den Geschworenen bereits vermittelt.
    »Unterstellt nicht erwiesene Tatsachen«, führte ich an. »Euer Ehren, die Verteidigung versucht eindeutig, in den Geschworenen Mutmaßungen zu wecken, die durch nichts begründet sind.«
    »Stattgegeben. Mr. Royce, seien Sie gewarnt.«
    »Ja, Euer Ehren. Die Verteidigung hat keine weiteren Fragen an diesen Zeugen der Anklage.«

28
    Montag, 5. April, 16:45 Uhr
    B osch klopfte an die Tür von Zimmer 804 und blickte direkt auf den Spion. Die Tür ging auf, und dahinter erschien McPherson. Sie sah auf die Uhr, als sie einen Schritt zurück machte, um ihn nach drinnen zu lassen.
    »Warum bist du nicht bei Mickey im Gericht?«, fragte sie.
    Bosch betrat die Suite. Das Zimmer hatte einen passablen Blick auf die Grand Avenue und die Rückseite des Biltmore. Es gab eine Couch und zwei Sessel. Auf einem davon saß Sarah Ann Gleason. Bosch nickte ihr zur Begrüßung zu.
    »Weil er mich dort nicht braucht. Ich werde hier gebraucht.«
    »Wieso? Was gibt’s?«
    »Royce hat sich verraten. Wir wissen jetzt, wie er im Weiteren vorgehen wird. Deshalb muss ich mit Sarah sprechen.«
    Er wollte zur Couch gehen, aber McPherson legte ihm die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
    »Moment, Moment. Bevor du mit Sarah redest, redest du mit mir. Was ist passiert?«
    Bosch nickte. Sie hatte recht. Er blickte sich um, aber es gab in der Suite keinen Platz, um sich ungestört zu unterhalten.
    »Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.«
    McPherson nahm einen Kartenschlüssel vom Couchtisch.
    »Wir sind gleich wieder zurück, Sarah. Sollen wir Ihnen irgendwas mitbringen?«
    »Nein danke. Ich bleibe so lange hier.«
    Sie hielt einen Zeichenblock hoch. Er würde ihr Gesellschaft leisten.
    Bosch und McPherson verließen das Zimmer und fuhren mit dem Aufzug ins Foyer hinunter. Dort gab es eine Bar, in der sogar schon vor der Happy Hour einiges los war. Trotzdem fanden sie am Eingang einen Platz, an dem sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »So, und wie hat Royce sich verraten?«, fragte McPherson.
    »Als er Eisenbach ins Kreuzverhör genommen hat, ist er lange darauf herumgeritten, dass der Mörder Melissa nur mit der rechten Hand erwürgt hat.«
    »Genau, beim Fahren. Er hat die Durchsage im

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