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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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anzuhängen versucht. Er war von der Schwester des Opfers identifiziert worden.‹«
    Damit endete die Verlesung. Bosch schaute zur Geschworenenbank und stellte fest, dass allem Anschein nach alle aufmerksam geblieben waren, obwohl es sich hier höchstwahrscheinlich um die langweiligste Phase des Prozesses handelte.
    »Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen, Mr. Royce?«, fragte die Richterin.
    »Nein, Euer Ehren«, antwortete Royce. »Das ist alles.«
    »Also dann«, sagte Breitman. »Damit ist, glaube ich, der richtige Zeitpunkt gekommen, um in die Nachmittagspause zu gehen. Ich möchte alle – und ganz besonders mich – in fünfzehn Minuten wieder auf ihren Plätzen sehen.«
    Der Gerichtssaal begann sich zu leeren, und Bosch verließ den Zeugenstand. Er ging zu Haller und McPherson, die die Köpfe zusammengesteckt hatten. Bosch drängte sich in ihre geflüsterte Unterhaltung.
    »Atwater, oder?«
    Haller sah ihn an.
    »Ja, genau. Sieh zu, dass sie in fünfzehn Minuten hier ist.«
    »Und hast du auch Zeit, um nach der Verhandlung kurz mit mir zu reden?«
    »Ich werde sie mir nehmen. Übrigens hatte ich in der Mittagspause ein interessantes Gespräch. Ich werde dir davon berichten.«
    Bosch entfernte sich von den beiden und ging auf den Flur hinaus. Er wusste, die Schlange an dem kleinen Imbissstand neben den Liften wäre lang und voller Geschworener. Er beschloss, das Treppenhaus zu nehmen und sich in einem anderen Stockwerk Kaffee zu besorgen. Aber zuerst verzog er sich auf die Toilette.
    Als er sie betrat, sah er Jessup vornübergebeugt an einem der Waschbecken stehen. Er wusch sich die Hände. Seine Augen waren unterhalb der Spiegelkante, und er merkte nicht, dass Bosch hinter ihm war.
    Bosch blieb reglos stehen und überlegte, was er sagen sollte, wenn er und Jessup sich in die Augen sahen.
    Aber in dem Moment, in dem Jessup den Kopf hob und Bosch im Spiegel entdeckte, ging die Tür eines Abteils auf, und Geschworener Nummer zehn kam heraus. Es war ein peinlicher Moment, und keiner der drei Männer sagte etwas.
    Schließlich rupfte Jessup ein Papierhandtuch aus dem Spender, trocknete sich damit die Hände und warf es in den Abfalleimer. Er ging zur Tür, und seinen Platz am Waschbecken nahm der Geschworene ein. Bosch stellte sich wortlos an ein Pissoir, schaute aber Jessup hinterher, als dieser nach draußen ging.
    Bosch schoss ihn mit dem Finger in den Rücken. Jessup bekam es nicht mit.

31
    Dienstag, 6. April, 15:05 Uhr
    I n der Pause sah ich nach meiner nächsten Zeugin und vergewisserte mich, dass sie für ihren Auftritt vor Gericht bereit war. Da ich danach noch ein paar Minuten Zeit hatte, machte ich mich auf die Suche nach Bosch und spürte ihn in der Schlange vor dem Kaffeeausschank einen Stock tiefer auf. Geschworener Nummer sechs war zwei Plätze vor ihm. Ich nahm Bosch am Arm und führte ihn weg.
    »Du kannst dir auch später noch einen Kaffee holen. Außerdem würde die Zeit nicht reichen, um ihn zu trinken. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mit deiner Freundin vom FBI Mittag essen war.«
    »Was? Mit wem?«
    »Agent Walling.«
    »Sie ist nicht meine Freundin. Warum war sie mit dir Mittag essen?«
    Ich führte ihn zum Treppenhaus, und wir gingen nach oben.
    »Ich glaube, sie wollte eigentlich mit dir essen, aber nachdem du so schnell verschwunden bist, hat sie mit mir vorliebgenommen. Sie wollte uns warnen. Sie verfolgt den Prozessverlauf offensichtlich sehr genau, und sie glaubt, wenn Jessup eine Sicherung durchbrennt, wird das bald der Fall sein. Sie sagt, er reagiert sehr empfindlich auf Stress und stand wahrscheinlich noch nie so stark unter Druck wie jetzt.«
    Bosch nickte.
    »Das ist im Grunde genau das, worüber ich vorhin mit dir sprechen wollte.«
    Er schaute sich um und vergewisserte sich, dass niemand in Hörweite war.
    »Laut SIS sind Jessups nächtliche Aktivitäten häufiger geworden, seit der Prozess begonnen hat. Inzwischen ist er jede Nacht unterwegs.«
    »Ist er wieder vor deinem Haus aufgetaucht?«
    »Nein, dort war er schon eine Woche nicht mehr und auch an keiner der anderen Stellen am Mulholland Drive oben. Dafür hat er in den letzten zwei Nächten Dinge getan, die neu sind.«
    »Und was sind das für Dinge, Harry?«
    »Am Sonntag sind sie ihm von Venice zum Strand runter gefolgt, und er ist in dem ehemaligen Lager unter dem Santa Monica Pier verschwunden.«
    »Was für ein Lager? Und was hat das zu bedeuten?«
    »Die Fläche unter dem Pier wurde früher von der Stadt als

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