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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Atwater war sehr jung – erst einunddreißig – und hatte blondes Haar mit einer pinkfarbenen Strähne auf einer Seite, zu der sie sich offensichtlich von einer supercoolen Kriminaltechnikerin aus einer dieser Fernsehserien hatte inspirieren lassen. Nach dem ersten Treffen mit ihr hatte ich ihr nahegelegt, sich vielleicht von ihrer rosa Strähne zu trennen, aber sie hatte mir erklärt, sie sei nicht bereit, ihre Individualität zu verleugnen. Die Geschworenen, sagte sie, müssten sie so akzeptieren, wie sie sei.
    Wenigstens war der Laborkittel nicht pink.
    Atwater wies sich aus und wurde vereidigt. Nachdem sie auf der Zeugenbank Platz genommen hatte, begann ich, ihr Fragen zu ihrer Ausbildung und ihrer beruflichen Vergangenheit zu stellen. Darauf verwendete ich mindestens zehn Minuten mehr Zeit, als ich das im Normalfall getan hätte, aber ich hatte ständig diese pinkfarbene Haarsträhne vor Augen und glaubte, sie in ein Insignium für Professionalität und Kompetenz verwandeln zu müssen.
    Schließlich kam ich zum entscheidenden Punkt ihrer Aussage. Auf meine sorgfältig formulierten Fragen hin bezeugte sie, dass sie von zwei vollkommen verschiedenen Proben aus dem Fall Landy DNA -Profile erstellt hatte. Zuerst befasste ich mich mit dem problematischeren der beiden genetischen Fingerabdrücke.
    »Ms. Atwater, können Sie uns Näheres über die erste DNA -Probe sagen, die Sie im Landy-Fall erhalten haben?«
    »Ja, am 4. Februar erhielt ich ein Stück Stoff, das aus dem Kleid, das das Opfer zum Zeitpunkt seiner Ermordung getragen hatte, herausgeschnitten worden war.«
    »Von wem haben Sie dieses Asservat erhalten?«
    »Es kam von der Property Division des LAPD , wo es in der Asservatenkammer verwahrt worden war.«
    Ihre Antworten waren sorgfältig einstudiert. Sie durfte mit keinem Wort andeuten, dass es bereits einen früheren Prozess gegeben und dass Jessup die vergangenen vierundzwanzig Jahre in Haft verbracht hatte. Andernfalls hätte das Vorurteile gegen Jessup wecken und dazu führen können, dass das Verfahren für fehlerhaft erklärt wurde.
    »Warum erhielten Sie dieses Stück Stoff zugeschickt?«
    »Auf dem Stoff war ein Fleck, der von der Spurensicherung des LAPD vor vierundzwanzig Jahren als Sperma identifiziert worden war. Mein Auftrag war, daraus DNA zu extrahieren und, wenn möglich, festzustellen, von wem sie stammte.«
    »Ließ sich eine Zersetzung des genetischen Materials feststellen, als Sie dieses Stück Stoff untersucht haben?«
    »Nein, Sir. Es war völlig intakt erhalten.«
    »Gut. Sie haben also dieses Stück Stoff von Melissa Landys Kleid erhalten und davon DNA extrahiert. Habe ich das so weit richtig verstanden?«
    »Richtig, so war es.«
    »Was haben Sie als Nächstes unternommen?«
    »Ich habe das DNA -Profil in einen Kode umgewandelt und in die CODIS -Datenbank eingegeben.«
    »Was ist CODIS ?«
    »Das Combined DNA Index System des FBI . Sie müssen sich das wie eine landesweite Datenbank für DNA -Unterlagen vorstellen. Dort werden alle von Polizeibehörden gesammelten DNA -Signaturen zusammengetragen und stehen dann für Vergleiche zur Verfügung.«
    »Dann haben Sie also die DNA -Signatur eingegeben, die Sie von dem Sperma auf dem Kleid erhalten haben, das Melissa Landy am Tag ihrer Ermordung trug, richtig?«
    »Richtig.«
    »Kam es zu einem Treffer?«
    »Ja. Das Profil war das ihres Stiefvaters, Kensington Landy.«
    Ein Gerichtssaal ist ein großer Raum. Es herrscht immer ein gewisser Lärmpegel. Selbst wenn man die Geräusche nicht wirklich hört, kann man sie doch spüren. Zuschauer tuscheln, der Deputy hängt am Telefon, die Protokollführerin tippt auf ihrer Stenographiermaschine. Aber als Lisa Atwater sagte, was sie sagte, wich alle Luft und jedes Geräusch aus Saal 112. Ein paar Momente beließ ich es dabei.
    Ich wusste, das war der absolute Tiefpunkt meiner Falldarstellung. Diese eine Antwort war eindeutig Wasser auf Jason Jessups Mühlen. Aber alles, was jetzt kam, würde ausschließlich für mich arbeiten. Und für Melissa Landy. Ich würde sie nicht vergessen.
    »Warum war Kensington Landys DNA in der CODIS -Datenbank?«, fragte ich.
    »Weil nach kalifornischem Recht alle Personen, die einer schweren Straftat verdächtigt werden, eine DNA -Probe abgeben müssen. Mr. Landy war 2004 wegen Fahrerflucht in Tateinheit mit Körperverletzung festgenommen worden. Obwohl er sich schließlich auf einen Deal einließ, bei dem seine Vergehen herabgestuft wurden, galten sie

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