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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ihrer früheren Darstellung ab, würde ihr Royce beim Kreuzverhör die Hölle heißmachen und mit Hilfe dieser Diskrepanz versuchen, sie als Lügnerin hinzustellen.
    Auf mich wirkte Sarah Gleasons Aussage authentisch und nicht einstudiert. Das war den intensiven Vorbereitungen der zwei Frauen geschuldet. Maggie steuerte ihre Zeugin ohne Zwischenfälle auf den entscheidenden Moment zu, in dem Sarah ihre Identifizierung Jessups bestätigen sollte.
    »Bestand für Sie auch nur der Anflug eines Zweifels, als Sie 1986 Jason Jessup als den Mann identifizierten, der Ihre Schwester entführt hatte?«
    »Nein, nicht der geringste.«
    »Das alles ist lange her, Sarah, aber ich bitte Sie, sich im Gerichtssaal umzublicken und den Geschworenen zu sagen, ob Sie den Mann sehen, der am 16. Februar 1986 Ihre Schwester entführt hat?«
    »Ja, er da.«
    Sie antwortete ohne Zögern und deutete mit dem Finger auf Jessup.
    »Könnten Sie uns sagen, wo er sitzt, und ein Kleidungsstück beschreiben, das er trägt?«
    »Er sitzt neben Mr. Royce, und er trägt ein hellblaues Hemd und eine dunkelblaue Krawatte.«
    Ich schaute zu Richterin Breitman, die verkündete: »Ich bitte, im Protokoll zu vermerken, dass die Zeugin den Angeklagten identifiziert hat.«
    Ich wandte mich sofort wieder Sarah zu.
    »Besteht nach all den Jahren irgendein Zweifel für Sie, dass das der Mann ist, der Ihre Schwester entführt hat?«
    »Nicht der geringste.«
    Maggie wandte sich an die Richterin.
    »Euer Ehren, auch wenn es vielleicht noch etwas früh dafür ist, hielte ich dies dennoch für einen guten Zeitpunkt, um in die Nachmittagspause zu gehen. Von jetzt an werde ich mit der Zeugin eine andere Richtung einschlagen.«
    »Gerne«, erwiderte Breitman. »Wir unterbrechen die Verhandlung für fünfzehn Minuten, und ich rechne damit, Punkt vierzehn Uhr fünfunddreißig alle wieder auf ihren Plätzen zu sehen. Danke.«
    Sarah wollte auf die Toilette gehen und verließ den Saal in Begleitung Boschs, der aufpasste, dass sie auf dem Gang nicht Jessup begegnete. Maggie nahm am Tisch der Anklage Platz, und wir steckten die Köpfe zusammen.
    »Du hast sie im Sack, Maggie. Das war, worauf sie schon die ganze Woche gewartet haben, und es war sogar besser, als sie gedacht haben.«
    Sie wusste, dass ich damit die Geschworenen meinte. Sie brauchte meine Aufmunterung und meinen Beifall nicht, aber ich musste ihn spenden.
    »Der schwierigste Teil kommt erst noch«, sagte sie. »Ich hoffe, sie hält durch.«
    »Sie macht ihre Sache großartig. Und das sagt ihr sicher auch Harry gerade.«
    Maggie antwortete nicht. Sie begann, in dem Block zu blättern, der ihre Notizen und den Rohentwurf der Zeugeneinvernahme enthielt. Wenige Augenblicke später war sie bereits ganz in die Arbeit der nächsten Stunde vertieft.

34
    Mittwoch, 7. April, 14:30 Uhr
    B osch musste die Reporter wegscheuchen, als Sarah Gleason aus der Toilette kam, und auf dem Weg in den Gerichtssaal setzte er seinen Körper als Schutzschild gegen die Kameras ein.
    »Sie machen Ihre Sache sehr gut, Sarah«, sagte er. »Wenn Sie so weitermachen, kommt dieser Kerl umgehend wieder dorthin zurück, wo er hingehört.«
    »Danke, aber bisher war es noch relativ leicht. Richtig schwer wird es erst jetzt.«
    »Täuschen Sie sich da mal nicht, Sarah. Leicht ist hier gar nichts. Denken Sie einfach weiter an Ihre Schwester Melissa. Irgendjemand muss für sie eintreten. Und im Moment sind Sie das.«
    Als sie die Tür des Gerichtssaals erreichten, merkte er, dass sie auf der Toilette eine Zigarette geraucht hatte. Er konnte es riechen.
    Im Saal führte er sie den Mittelgang hinunter und übergab sie Maggie McFierce, die an der Schranke wartete. Bosch nickte der Staatsanwältin zu. Auch sie machte ihre Sache sehr gut.
    »Jetzt heißt es Nägel mit Köpfen machen«, sagte er.
    »Das werden wir«, sagte Maggie.
    Nachdem er die Zeugin übergeben hatte, ging Bosch wieder den Mittelgang hinauf. Er hatte Rachel Walling in der Mitte der sechsten Reihe sitzen sehen. Um zu ihr zu kommen, musste er sich an mehreren Reportern und Zuschauern vorbeizwängen. Der Platz neben ihr war frei, und er setzte sich darauf.
    »Harry.«
    »Rachel.«
    »Ich glaube, der Mann, auf dessen Platz du sitzt, wollte eigentlich zurückkommen.«
    »Das macht nichts. Ich muss sowieso wieder nach vorn, sobald die Verhandlung losgeht. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du herkommst? Mickey hat mir erzählt, du wärst auch neulich schon mal hier gewesen.«
    »Wenn es

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