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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zeitlich geht, komme ich gern vorbei. Bisher ist es ein hochinteressanter Fall.«
    »Na, hoffentlich finden ihn die Geschworenen mehr als nur interessant. Ich hoffe schwer, sie schicken diesen Typen wieder nach San Quentin zurück.«
    »Mickey hat mir erzählt, Jessup geht nachts immer auf Tour. Macht er das …«
    Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, als sie sah, wie Jessup den Mittelgang herunterkam und zu seinem Platz auf der Anklagebank ging.
    »… immer noch?«
    Bosch antwortete genauso leise.
    »Ja, und gestern Nacht wäre die Sache beinahe in die Hose gegangen. Er ist der SIS entwischt.«
    »Nein!«
    Die Tür zum Richterzimmer ging auf, und Richterin Breitman kam in den Saal und ging zur Richterbank. Alle standen auf. Bosch wusste, er musste für den Fall, dass er dort gebraucht wurde, an den Tisch der Anklage zurückkehren.
    »Zum Glück habe ich ihn wiedergefunden«, fügte er flüsternd hinzu. »Aber jetzt muss ich wieder zurück. Bleibst du den ganzen Nachmittag?«
    »Nein, ich muss wieder ins Büro. Ich habe gerade Pause.«
    »Alles klar, Rachel, und danke, dass du vorbeigekommen bist. Wir telefonieren, ja?«
    Als die Zuschauer auf ihre Plätze zurückkehrten, schob sich Bosch aus der Reihe. Er ging rasch den Mittelgang hinunter und durch die Schranke und nahm in der Sitzreihe direkt hinter dem Tisch der Anklage Platz.
    Maggie McPherson fuhr mit der Befragung Sarah Ann Gleasons fort. Bosch fand, sowohl die Anklägerin als auch die Zeugin hatten ihre Sache bisher ganz hervorragend gemacht, aber ihm war auch klar, dass sie sich jetzt auf neues Terrain begaben und alles bisher Gesagte möglicherweise schon bald nicht mehr zählte, wenn das, worum es im Folgenden ging, nicht auf glaubhafte und unanfechtbare Weise vorgebracht wurde.
    »Sarah«, begann Maggie McPherson, »wann hat Ihre Mutter Kensington Landy geheiratet?«
    »Als ich sechs war.«
    »Mochten Sie Ken Landy?«
    »Nein, eigentlich nicht. Zuerst war es ganz okay mit ihm, aber das hat sich dann geändert.«
    »Sie sind ein paar Monate vor dem Tod Ihrer Schwester von zu Hause ausgerissen, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Ich zeige Ihnen jetzt Beweisstück Nummer zwölf, ein Polizeiprotokoll vom 30. November 1985. Können Sie den Geschworenen erklären, worum es sich dabei handelt?«
    McPherson händigte der Zeugin, der Richterin und der Verteidigung Kopien des Protokolls aus. Bosch war bei seinen Archivrecherchen auf das Dokument gestoßen. Ein Glücksfall.
    »Das ist eine Vermisstenmeldung«, sagte Gleason. »Meine Mutter hat mich vermisst gemeldet.«
    »Und hat die Polizei Sie gefunden?«
    »Nein, ich bin von selbst wieder nach Hause gekommen. Wohin hätte ich denn auch gehen sollen?«
    »Warum sind Sie von zu Hause weggelaufen, Sarah?«
    »Weil mein Stiefvater … Sex mit mir hatte.«
    McPherson nickte und ließ die Antwort eine Weile so im Saal stehen. Vor drei Tagen hätte Bosch noch damit gerechnet, Royce würde an dieser Stelle Zeter und Mordio schreien, aber inzwischen wusste er, dass dieser Punkt auch der Verteidigung zugute kam. Kensington Landy war ihr Buhmann, und jede Aussage, die das bestätigte, war ihr recht.
    »Wann ging das los?«, fragte McPherson schließlich.
    »In dem Sommer, bevor ich ausgerissen bin«, antwortete Gleason. »In dem Sommer, bevor Melissa entführt wurde.«
    »Sarah, ich rufe diese schrecklichen Erinnerungen nur sehr ungern wieder in Ihnen wach. Sie haben bereits bezeugt, dass Sie und Melissa einige Ihrer Kleider untereinander getauscht haben, das ist doch richtig?«
    »Ja.«
    »Das Kleid, das Ihre Schwester am Tag ihrer Entführung trug, gehörte eigentlich Ihnen, oder?«
    »Ja.«
    Darauf führte McPherson das Kleid als nächstes Beweisstück der Anklage ein, und Bosch streifte es einer kopflosen Gliederpuppe über, die er vor der Geschworenenbank aufstellte.
    »Ist das dieses Kleid, Sarah?«
    »Ja.«
    »Wie Sie vielleicht erkennen können, ist ein Stück Stoff aus dem Saum des Kleids herausgeschnitten worden. Können Sie das sehen, Sarah?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, warum es entfernt wurde?«
    »Ja, weil sie dort Sperma auf dem Kleid gefunden haben.«
    »Meinen Sie mit ›sie‹ die Techniker der Spurensicherung?«
    »Ja.«
    »Ist das etwas, was Sie schon damals, beim Tod Ihrer Schwester, wussten?«
    »Nein, das weiß ich erst seit kurzem. Damals hat man mir das nicht gesagt.«
    »Wissen Sie, wem dieses Sperma mit Hilfe einer Genanalyse zugeordnet wurde?«
    »Ja, man sagte mir, dass es von meinem Stiefvater

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