Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen
jetzt lieber mit diesen beiden Männern, Sarah. Sobald wir wissen, wie es weitergeht, hören Sie wieder von mir.«
Sie nickte nur und schritt mit den beiden Polizisten zum Ausgang.
Dann war ich allein im Saal. Ich wartete eine Weile, und schließlich ging auch ich nach draußen. Auf dem Flur wurden mehrere Geschworene von Reportern interviewt. Ich hätte ihnen zuhören können, aber im Moment interessierte mich nicht, was die Leute über den Prozess dachten. Nicht mehr.
Kate Salters sah mich und löste sich aus einer der Menschentrauben.
»Mickey, können wir jetzt reden?«
»Mir ist im Moment nicht nach reden. Rufen Sie mich morgen an.«
»Die Story passiert aber heute, Mick.«
»Ist doch mir egal.«
Ich schob mich an ihr vorbei und ging zu den Liften.
»Wo wollen Sie hin?«
Ich antwortete nicht. Ich erreichte die Aufzüge, sprang durch die offene Tür eines wartenden Fahrstuhls und drückte mich in die hinterste Ecke. An der Schalttafel stand eine Frau. Sie stellte mir die gleiche Frage wie Salters.
»Wo wollen Sie hin?«
»Nach Hause«, sagte ich.
Sie drückte auf den Knopf mit dem E, und wir fuhren nach unten.
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Teil 5
Die Festnahme
42
Donnerstag, 8. April, 16:40 Uhr
B osch hatte mit Wright in einem Büro gegenüber vom Checkers Hotel Stellung bezogen. Es diente als Befehlsstand, und selbst wenn niemand glaubte, Jessup könnte so blöd sein, das Hotel durch den Vordereingang zu betreten, hatte man von dieser Stelle einen guten Blick auf das Gebäude und seine Umgebung sowie auf zwei der SIS -Männer.
»Ich weiß nicht.« Wright spähte aus dem Fenster. »Dieser Typ ist doch ziemlich gerissen, oder?«
»Offensichtlich«, sagte Bosch.
»Dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er hier auftaucht. Wenn er das wirklich vorhätte, wäre er längst hier gewesen. Wahrscheinlich ist er bereits auf dem Weg nach Mexiko, und wir sitzen hier nur blöd rum und beobachten ein Hotel.«
»Schon möglich.«
»An seiner Stelle würde ich mich erst mal über die Grenze absetzen und untertauchen – und dort noch so lang wie möglich faul am Strand liegen, bis sie mich finden und nach Q zurückbringen.«
Boschs Handy begann zu summen, und er sah, dass es seine Tochter war.
»Ich gehe zum Telefonieren schnell mal raus«, sagte er zu Wright. »Sie kommen hier doch auch allein klar, oder?«
»Sicher, kein Problem.«
Bosch drückte die Gesprächstaste, als er auf den Flur hinausging. »Hallo, Mads. Alles klar?«
»Jetzt steht ein Polizeiauto vor der Tür.«
»Ja, ich weiß. Das habe ich hingeschickt. Nur eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme.«
Sie hatten schon vor einer Stunde miteinander telefoniert, nachdem Maggie McPherson sie in das Haus einer Freundin in Porter Ranch gebracht hatte. Er hatte seiner Tochter erzählt, was in Royce’ Kanzlei passiert war und dass Jessup sich auf freiem Fuß befand. Dass Jessup vor zwei Wochen nachts ihr Haus beobachtet hatte, wusste sie allerdings nicht.
»Dann haben sie diesen Mann also noch nicht gefasst?«
»Wir sind ihm aber dicht auf den Fersen, und ich habe hier gerade ziemlich viel um die Ohren. Bleib immer in Tante Maggies Nähe und sei bitte vorsichtig. Sobald alles vorbei ist, komme ich dich sofort holen.«
»Okay. Bleib kurz dran. Tante Maggie möchte dich sprechen.«
McPherson kam ans Telefon.
»Harry, irgendwas Neues?«
»Nein, alles wie gehabt. Wir suchen nach ihm und haben uns an allen Stellen, die wir kennen, postiert. Ich bin mit Wright in der Nähe von Sarahs Hotel.«
»Sei bitte vorsichtig.«
»Apropos vorsichtig. Wo ist Mickey? Er hat jeden Schutz abgelehnt.«
»Im Moment ist er noch zu Hause, aber er wollte auch hierherkommen.«
»Okay, gut. Ich melde mich später wieder.«
»Halt uns auf dem Laufenden.«
»Mache ich.«
Bosch steckte das Handy ein und kehrte in das Büro zurück. Wright stand noch am Fenster.
»Ich halte das für pure Zeitverschwendung«, sagte er. »Wir sollten lieber abbrechen.«
»Wieso? Gibt es irgendwas Neues?«
»Eben ist über Funk reingekommen, dass sie Jessups Wagen gefunden haben. In Venice. Der lässt sich hier bestimmt nicht mehr blicken.«
Bosch wusste, wenn Jessup den Wagen in Venice abgestellt hatte, konnte das nur ein Täuschungsmanöver sein. An den Strand rausfahren, das Auto stehen lassen und sich ein Taxi zurück in die Stadt nehmen. Trotzdem gab er Wright widerstrebend recht. Hier traten sie nur auf der Stelle.
»Scheiße«, zischte er.
»Keine Sorge. Wir kriegen ihn. Ein Team lasse ich
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