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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mitbekommen, was heute passiert ist, bevor Deputy Solantz umschalten konnte. Wie sie sich vorstellen können, ist Deputy Solantz darüber ebenso wenig begeistert wie ich.«
    Ich schaute zum Schreibtisch des Deputy hinüber. Solantz hatte niedergeschlagen den Blick gesenkt. Ich drehte mich wieder zur Richterbank und wusste, dass ich auf verlorenem Posten stand.
    »Unnötig zu sagen, dass es ein guter Vorschlag von Ihnen war, die Geschworenen zu isolieren, nur kam er zu spät. Deshalb bin ich unter Berücksichtigung aller Faktoren zu dem Ergebnis gelangt, dass die Geschworenen in diesem Prozess infolge von Ereignissen, die sich außerhalb des Gerichts zugetragen haben, nicht mehr unbefangen sind. Ich beabsichtige daher, das Verfahren für fehlerhaft zu erklären und neu darüber zu verhandeln, sobald Mr. Jessup wieder vor dieses Gericht gebracht wird.«
    Sie hielt kurz inne, um zu sehen, ob ich etwas einzuwenden hätte, aber es gab nichts. Ich wusste, was sie tat, war richtig und unvermeidlich.
    »Dann holen wir jetzt die Geschworenen herein«, sagte sie.
    Wenig später kamen die Geschworenen in den Saal, und viele von ihnen schauten zur leeren Anklagebank.
    Als alle Platz genommen hatten, wendete sich die Richterin mit ihrem Stuhl den Geschworenen zu und erklärte ihnen in bedrücktem Ton: »Meine Damen und Herren Geschworenen, ich muss Ihnen mitteilen, dass ich aufgrund von Faktoren, die Ihnen noch nicht in Gänze bekannt sind, dies aber sicher bald sein werden, das Verfahren in der Sache
Kalifornien gegen Jason Jessup
für fehlerhaft erklärt habe. Ich tue dies mit tiefem Bedauern, weil wir alle viel Zeit und Mühe in dieses Verfahren investiert haben.«
    Sie machte eine Pause und studierte die verständnislosen Mienen der Geschworenen.
    »Niemand investiert gern so viel Zeit, ohne hinterher auf ein greifbares Ergebnis blicken zu können. Deshalb tut mir das alles außerordentlich leid. Dennoch möchte ich Ihnen für Ihre Dienste danken. Sie waren alle zuverlässig und mit wenigen Ausnahmen jeden Tag pünktlich. Zudem habe ich Sie während der Zeugenaussagen aufmerksam beobachtet und festgestellt, dass Sie alle immer voll bei der Sache waren. Dafür kann Ihnen das Gericht nicht genügend danken. Doch jetzt sind Sie aus diesem Gerichtssaal entlassen und Ihrer Geschworenenpflicht entbunden. Sie können alle nach Hause gehen.«
    Als die Geschworenen darauf langsam in das Geschworenenzimmer zurückkehrten, warfen viele einen letzten Blick in den Gerichtssaal zurück. Sobald alle draußen waren, wandte sich die Richterin wieder mir zu.
    »Mr. Haller, auch wenn Sie sich nichts dafür kaufen können: Ich finde, Sie haben Ihre Sache als Ankläger sehr gut gemacht. Es tut mir leid, dass dieses Verfahren ein solches Ende genommen hat, aber ich würde mich freuen, Sie, egal auf welcher Seite, wieder einmal in diesem Gerichtssaal begrüßen zu dürfen.«
    »Vielen Dank, Euer Ehren. Das freut mich. Aber ich habe auch viel Unterstützung bekommen.«
    »Dann möchte ich dieses Kompliment auch auf Ihr Team ausweiten.«
    Damit stand die Richterin auf und verließ den Saal. Ich blieb noch lange sitzen, hörte zu, wie sich hinter mir die Zuschauerreihen leerten, und dachte über das nach, was Breitman am Schluss gesagt hatte. Ich fragte mich, wie und warum eine solche juristische Glanzleistung zu so etwas Furchtbarem hatte führen können, wie es in Clive Royce’ Kanzlei passiert war.
    »Mr. Haller?«
    In der Annahme, es wäre ein Reporter, drehte ich mich um. Aber es waren zwei Polizisten in Uniform.
    »Detective Bosch hat uns geschickt. Wir sind ab sofort für Ihren und Ms. Gleasons Schutz zuständig.«
    »Nur für den Schutz von Ms. Gleason, und sie ist gleich dort drüben.«
    Sarah wartete auf der Bank neben Deputy Solantz’ Schreibtisch.
    »Sarah, die beiden Officer hier sollen auf Sie aufpassen, bis Jason Jessup gefasst oder …«
    Ich musste nicht zu Ende sprechen. Sarah stand auf und kam zu uns.
    »Der Prozess geht also nicht weiter?«, fragte sie.
    »Nein. Die Richterin hat das Verfahren für fehlerhaft erklärt. Das heißt, wenn Jessup gefasst wird, müssen wir noch einmal ganz von vorn anfangen. Mit neuen Geschworenen.«
    Sie nickte, aber sie wirkte ein wenig bedrückt. Diesen Gesichtsausdruck habe ich schon an vielen Menschen beobachtet, die sich gutgläubig der Justiz anvertraut haben. Sie verlassen hinterher das Gericht und fragen sich, was das Ganze eigentlich sollte. Sarah Gleason war da keine Ausnahme.
    »Gehen Sie

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