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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gepunktet hatte.
    »Stimmt das, Mr. Haller?«, fragte sie.
    »Natürlich nicht, Euer Ehren, von der Zeugenliste wurden ebenso Personen gestrichen, wie ihr neue hinzugefügt wurden. Außerdem habe ich …«
    »Einen Namen«, fiel mir Royce ins Wort. »Er hat einen Namen hinzugefügt, und das war der seines Ermittlers. Also wirklich, als ob ich mir nicht selbst denken könnte, dass sein Ermittler als Zeuge auftreten wird.«
    »Das ist nun mal der einzige neue Name, den ich im Moment habe.«
    Maggie sprang mir mit allem Nachdruck bei.
    »Euer Ehren, die Anklage ist erst dreißig Tage vor Prozessbeginn zur Übergabe des vollständigen Offenlegungsmaterials verpflichtet. Nach meiner Rechnung sind es bis zu diesem Zeitpunkt aber noch vierzig Tage. Mr. Royce beklagt sich hier über das Verhalten der Anklage, obwohl diese ihm in Bezeugung ihres guten Willens schon Offenlegungsmaterial ausgehändigt hat, bevor sie dazu überhaupt verpflichtet war. Wie es scheint, bleibt bei Mr. Royce keine gute Tat ungestraft.«
    Mit erhobener Hand jedem weiteren Kommentar Einhalt gebietend, schaute die Richterin auf den Kalender, der links von ihrem Schreibtisch an der Wand hing.
    »Ich glaube, Ms. McPhersons Einwand ist vollkommen berechtigt«, erklärte sie. »Ihre Beschwerde kommt verfrüht, Mr. Royce. Sämtliche Offenlegungsmaterialien sind für beide Parteien erst am Freitag, dem 15. März, fällig. Sollte es dann Probleme geben, können wir gern noch mal darüber reden.«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Royce kleinlaut.
    Am liebsten hätte ich Maggies Hand gepackt, in die Höhe gerissen und triumphierend geschüttelt, doch hielt ich das im Moment nicht für angebracht. Trotzdem war es erfreulich, gegen Royce auch einmal zu punkten.
    Nach Klärung einiger Fragen bezüglich des Prozedere vor Beginn des Prozesses war die Besprechung beendet, und wir verließen das Richterzimmer. Als wir auf dem Weg nach draußen durch den Gerichtssaal gingen, machte ich am Schreibtisch der Protokollführerin halt und unterhielt mich kurz mit ihr. Ich kannte die Frau zwar kaum, wollte den Saal aber nicht in Begleitung von Royce verlassen, weil ich fürchtete, die Beherrschung zu verlieren – das war genau das, was er beabsichtigte.
    Sobald er durch die Doppeltür am Ende des Gerichtssaals verschwunden war, beendete ich die Unterhaltung abrupt und ging zusammen mit Maggie nach draußen.
    »Du hast ihm eben ganz schön in den Arsch getreten, Maggie McFierce«, sagte ich. »Natürlich nur verbal.«
    »Solange uns das nicht auch beim Prozess gelingt, können wir uns dafür nichts kaufen.«
    »Mach dir da mal keine Sorgen. Könntest du dich künftig bitte um die Offenlegung kümmern? Mach einfach das, was ihr Ankläger üblicherweise macht. Sammle alles. Kipp ihm so viel Material über, dass er nicht mehr erkennen kann, wer und was wichtig ist.«
    Sie lächelte, als sie sich umdrehte, um mit dem Rücken die Tür aufzudrücken.
    »Langsam bekommst du den Dreh raus.«
    »Na, hoffentlich.«
    »Was ist mit Sarah? Er kann sich wahrscheinlich denken, dass wir sie gefunden haben, und wenn er schlau ist, wartet er nicht auf die Offenlegung. Vermutlich hat er selbst jemanden, den er auf sie ansetzt. Es ist keineswegs unmöglich, sie zu finden. Wie Harry bewiesen hat.«
    »Es gibt nicht viel, was wir dagegen tun können. Apropos Harry, wo ist er heute Morgen?«
    »Er hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass er noch Verschiedenes prüfen müsste. Er wollte später vorbeikommen. Aber du hast meine Frage bezüglich Sarah noch nicht beantwortet. Was sollte …?«
    »Sag ihr, dass sie wahrscheinlich noch mal Besuch bekommt – von jemandem, der für die Verteidigung arbeitet. Und dass sie mit niemandem reden muss, wenn sie nicht will.«
    Wir traten auf den Flur hinaus und gingen nach links zu den Aufzügen.
    »Wenn sie nicht mit ihnen redet, wird sich Royce bei der Richterin beschweren. Sie ist die Schlüsselzeugin, Mickey.«
    »Na und? Wenn sie nicht reden will, kann sie auch die Richterin nicht zum Reden zwingen. Und währenddessen verliert Royce kostbare Zeit für seine Prozessvorbereitungen. Wenn er seine Spielchen spielen will, wie er das gerade bei der Richterin gemacht hat, können wir das auch. Was hältst du übrigens davon? Wir setzen jeden Häftling, mit dem sich Jessup jemals eine Zelle geteilt hat, auf die Zeugenliste. Dass müsste uns seinen Ermittler eine Weile vom Hals halten.«
    Über Maggies Züge legte sich ein breites Grinsen.
    »Du kommst wirklich auf den

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