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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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war.«
    »Äh … meinetwegen, klar. Aber, was mich interessieren würde: Dieser Typ hat doch ein Mädchen umgebracht?«
    »Ja.«
    »Und Sie sind ganz sicher? Keinerlei Zweifel, meine ich?«
    Bosch dachte an das Gespräch mit Sarah Gleason.
    »Ich habe nicht den geringsten Zweifel.«
    »Okay, na dann. Gut, das zu wissen.«
    Bosch verstand, was Shipley damit sagen wollte. Er wollte eine Rückversicherung. Sollten die Umstände die Anwendung tödlicher Gewalt gegen Jessup erfordern, war es gut zu wissen, auf wen und was sie schießen würden. Mehr musste dazu nicht gesagt werden.
    »Danke, Shipley«, sagte Bosch. »Wir hören voneinander.«
    Bosch beendete das Gespräch und bettete seinen Kopf wieder auf das Kissen. Er erinnerte sich an den Traum im Flugzeug. Wie er nach seiner Tochter gefasst hatte, aber ihre Hand nicht hatte halten können.

15
    Mittwoch, 24. Februar, 8:15 Uhr
    R ichterin Diane Breitman empfing uns im Richterzimmer mit einer Kanne Kaffee und einem Teller mit Butterkeksen, was für einen Strafrichter ungewöhnlich war. Anwesend waren ich selbst und Maggie McPherson sowie Clive Royce, der ohne seine Stellvertreterin, aber nicht ohne seine Chuzpe erschienen war. Er fragte die Richterin, ob er eine Tasse Tee haben könne.
    »Also, das finde ich wirklich schön«, begann die Richterin, sobald wir alle, mit Tassen und Untertassen in den Händen, vor ihrem Schreibtisch Platz genommen hatten. »Bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit, einen von Ihnen in meinem Gerichtssaal in Aktion zu erleben. Deshalb hielt ich es für das Beste, erst einmal ganz formlos in meinem Zimmer zusammenzukommen. Nötigenfalls können wir immer noch in den Saal hinausgehen und alles zu Protokoll nehmen lassen.«
    Sie lächelte, und keiner von uns anderen erwiderte etwas.
    »Ich möchte Sie gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass ich größte Hochachtung vor der Etikette des Gerichtssaals habe«, fuhr Breitman fort. »Und nichts Geringeres erwarte ich von den Anwälten, die mir ihre Fälle präsentieren. Ich gehe davon aus, dass dieser Prozess ein beherzter Widerstreit der Beweise und Fakten des Falls wird. Aber ich werde nicht dulden, dass dabei jemand die Grenzen des Anstands und der Jurisprudenz ausreizt oder überschreitet. Ich hoffe, dies hiermit unmissverständlich klargestellt zu haben.«
    »Ja«, antwortete Maggie, während Royce und ich nickten.
    »Gut, dann lassen Sie uns als Nächstes über die Medienberichterstattung sprechen. Die Medien werden über diesem Fall schweben wie die Hubschrauber, die O.J. auf dem Freeway gefolgt sind. Das steht jetzt schon fest. Mir liegen Anfragen von drei lokalen Sendern vor, außerdem von einem Dokumentarfilmer und von
Dateline
NBC
.
Sie alle wollen den ganzen Prozess filmen. Während ich da keine Probleme sehe, solange auf angemessene Weise für den Schutz der Geschworenen gesorgt ist, gilt meine Sorge eher den Medienaktivitäten, zu denen es außerhalb des Gerichtssaals zwangsläufig kommen wird. Hat jemand von Ihnen diesbezüglich irgendwelche Vorschläge?«
    Ich wartete einen Moment, und als niemand etwas sagte, meldete ich mich zu Wort.
    »Wegen des außergewöhnlichen Charakters dieses Prozesses – die Wiederaufnahme eines vierundzwanzig Jahre alten Verfahrens – haben die Medien bereits viel zu viel über den Fall berichtet. Deshalb wird es nicht einfach werden, zwölf Geschworene und zwei Ersatzleute zu finden, die sich nicht bereits durch die Brille der Medien ein Bild von dem Fall gemacht haben. Um zu konkretisieren, was ich damit meine: Wir konnten den Angeklagten auf der Titelseite der
Times
bereits beim Surfen und bei einem Spiel der Lakers auf der Tribüne sitzen sehen. Wie wollen wir da noch unbefangene Geschworene finden? Die Medien stellen diesen Kerl, mit Mr. Royce’ nicht gerade geringem Zutun, als einen bedauernswerten, unrecht behandelten Unschuldigen hin, und dies, obwohl sie nicht die geringste Ahnung haben, was an Beweisen gegen ihn vorliegt.«
    »Einspruch, Euer Ehren«, sagte Royce.
    »Sie können hier nicht Einspruch erheben«, sagte ich. »Das ist keine Gerichtsverhandlung.«
    »Sie waren
auch
mal Strafverteidiger, Mick. Was ist plötzlich aus der alten Regel ›unschuldig bis zum Beweis der Schuld‹ geworden?«
    »Seine Schuld wurde ihm bereits nachgewiesen.«
    »In einem Prozess, den das oberste Gericht dieses Staates als Farce bezeichnet hat. Wollen Sie etwa auf dieser Basis weitermachen?«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Clive. Ich bin Anwalt,

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