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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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rausgefunden. Deshalb haben sie zunächst ihn verdächtigt. Und deshalb haben sie Derek auch allein in einen Streifenwagen gesetzt und mich mit Jason in einen anderen.«
    »Hat man Ihnen gesagt, wohin man Sie bringen wollte?«
    »Sie haben nur gesagt, dass sie uns noch mehr Fragen stellen müssten, deshalb dachten wir, sie würden uns auf die Wache bringen. In unserem Auto waren zwei Polizisten, und wir hörten sie darüber reden, dass sie uns alle drei für eine Gegenüberstellung bräuchten. Jason wollte Näheres darüber wissen, und sie sagten, das Ganze wäre alles nur halb so wild, sie bräuchten nur ein paar Typen in Overalls, weil sie sehen wollten, ob ein Zeuge Derek erkennen würde.«
    An dieser Stelle machte Clinton eine Pause und blickte erwartungsvoll von Bosch zu mir und dann zu Maggie.
    »Und was ist dann weiter passiert?«, fragte ich.
    »Na ja, zuerst hat Jason den Cops gesagt, dass sie uns nicht einfach so mitnehmen und für eine Gegenüberstellung verwenden könnten. Aber sie haben nur gesagt, sie würden ihre Anweisungen ausführen. Wir sind also zur Windsor rübergefahren und haben vor einem Haus gehalten. Die Cops steigen aus und gehen zum Hauptdetective, oder wie man das nennt, und reden mit ihm; er stand mit ein paar anderen Detectives im Garten. Jason und ich haben aus dem Fenster geschaut, aber keinen Zeugen oder sonst was gesehen. Dann geht der zuständige Detective ins Haus und kommt nicht mehr zurück. Wir hatten natürlich keine Ahnung, was das Ganze soll, und dann haut mich Jason plötzlich an, ob ich ihm meine Mütze leihen kann.«
    »Ihre Mütze?«, fragte Maggie.
    »Ja, meine Dodgers-Mütze. Ich hatte die damals ständig auf, und Jason meinte, ich müsste sie ihm unbedingt leihen, er würde einen von den anderen Cops kennen, die vor dem Haus rumstanden. Er meinte, er hätte sich mal wegen eines abgeschleppten Autos mit ihm angelegt, und wenn der Typ ihn jetzt hier sehen würde, gäbe es bestimmt Ärger. In dem Stil hat er noch eine Weile weiter rumgeredet, und schließlich hat er gesagt: ›Lass mich einfach nur kurz deine Mütze haben.‹«
    »Und was haben Sie daraufhin gemacht?«, fragte ich.
    »Na ja, ich habe mir nicht groß was dabei gedacht, weil ich da ja noch nicht gewusst habe, was ich später gewusst habe, wenn Sie wissen, was ich meine. Deshalb habe ich ihm die Mütze gegeben, und er hat sie aufgesetzt. Als dann die Cops gekommen sind, um uns aus dem Auto zu holen, haben sie anscheinend nicht gemerkt, dass wir die Mütze getauscht haben. Sie haben uns aussteigen lassen, und dann mussten wir zu Derek gehen und uns neben ihn stellen. Und wie wir dann so dastehen, kriegt einer der Cops eine Durchsage über Funk – daran erinnere ich mich noch –, und er dreht sich um und sagt zu Jason, er soll die Mütze abnehmen. Das hat er dann getan, und ein paar Minuten später stehen plötzlich alle um Jason rum und legen ihm Handschellen an, weil nämlich er’s war und nicht Derek.«
    Ich schaute von Clinton zu Bosch und dann zu Maggie. Das Gesicht, das sie machte, verriet mir, dass die Geschichte mit der Mütze wichtig war.
    »Wissen Sie, was komisch ist?«, sagte Clinton.
    »Nein, was?«, sagte ich.
    »Dass ich die Mütze nie wiederbekommen habe.«
    Er grinste, und ich grinste zurück.
    »Dann werden wir Ihnen wohl eine neue Mütze besorgen müssen, wenn das alles vorbei ist. Aber jetzt noch zur entscheidenden Frage. Wären Sie bereit, alles, was Sie uns hier gerade erzählt haben, beim Prozess gegen Jason Jessup noch einmal vor Gericht zu bezeugen?«
    Clinton schien ein paar Sekunden zu überlegen, bevor er nickte.
    »Klar, das könnte ich schon machen.«
    Ich stand auf und ging um meinen Schreibtisch herum und reichte ihm die Hand.
    »Dann sieht es so aus, als hätten wir einen Zeugen. Vielen Dank, Mr. Clinton.«
    Wir schüttelten uns die Hände, und dann machte ich eine Handbewegung in Richtung Bosch.
    »Eigentlich hätte ich vorher dich noch fragen müssen, Harry. Haben wir an alles gedacht?«
    Bosch stand ebenfalls auf.
    »Ich glaube schon. Vorerst jedenfalls. Ich bringe Mr. Clinton jetzt in die Werkstatt zurück.«
    »Wunderbar. Nochmals vielen Dank, Mr. Clinton.«
    Clinton stand auf.
    »Sie können ruhig Bill zu mir sagen.«
    »Das werden wir, versprochen. Wir werden Bill zu Ihnen sagen, und wir werden Sie als Zeugen aufrufen.«
    Jeder lachte auf diese spezielle gekünstelte Art, und dann führte Bosch Clinton aus dem Büro.
    Ich kehrte an meinen Schreibtisch zurück und

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