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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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längerfristig aufrechtzuerhalten.
    Ich nahm den Knet in eine Hand, schnappte mir drei Kerzen in hölzernen Haltern, schüttete den Sand in einem Kreis um mich auf den Boden und begann, meine Macht zu bündeln, wobei ich mir alle Mühe gab, mir das Netz aus Energiefäden, das ich benötigte, um all die Knetklumpen, die ich im Hotel verstreut hatte, miteinander zu verbinden, in allen Einzelheiten vorzustellen. Ich brauchte nicht besonders lange, den Spruch geistig vorzubereiten. Jeder mit etwas Talent und genug Willen hätte etwas Ähnliches zustande gebracht – zumindest in kleinerem Maßstab. Magisch gesprochen hatte ich zwar ein ganz schönes Gewicht zu stemmen, aber es bedurfte keines besonderen Fingerspitzengefühls, und nach einer Viertelstunde hatte sich das Abbild der Energiemuster in meinem Geist verfestigt. Ich wisperte: „Magius, Orbis, Spiritus Oculus.“
    Als ich diese Worte aussprach, ließ ich meinen Willen und meine Magie in sie hineinfließen. Kurz spürte ich, wie Energieströme prickelnd durch meinen Körper brandeten, dann durch meinen Arm in den Knetklumpen, um dann in engen Spiralen die drei Kerzen zu umspielen, die als meine magischen Schutzflammen fungierten. Die Kräfte, die der Zauber freisetzte, blitzten kurz wie die Entladungen statischer Energie auf, und alle drei Kerzen flammten in einem gleichmäßigen, aus dem Zauber geborenen, züngelnden Licht auf. Noch während ich die Worte sprach, verwischte ich den Kreis, und magische Macht floss in der Gestalt, die ich mir zuvor vorgestellt hatte, in das Hotel hinaus. Unsichtbare Stränge verdichteten sich in der Dauer eines Herzschlages fast wie Frost, der zu Eis erstarrt, während sie durch das Hotel schossen.
    Mir wurde schwindelig, als ich den Spruch beendet hatte und die Energie aus meinem Körper strömte. Kurzzeitig schlug Erschöpfung wie eine Woge über mir zusammen. Ich setzte mich für einen Moment, ließ den Kopf hängen und atmete tief durch.
    „Wow“, hörte ich Murphy völlig gleichgültig sagen. Ich hob den Kopf und sah, wie sie die Zimmertür hinter sich zuzog. „Was hast du denn da gerade gemacht?“
    Mit einer weitläufigen Geste, die ihr das gesamte Hotel andeuten sollte, keuchte ich: „Wenn sich etwas Gruseliges im Hotel zeigt, wird der Zauber das bemerken.“ Ich wies auf die drei Kerzen. „Nimm eine mit. Wenn du siehst, dass sie aufflammt, weißt du, dass eine Gespenstererscheinung im Anflug ist.“
    Murphy sah mich leicht zweifelnd an, nickte dann aber. „Wie viel Vorwarnzeit werden wir dadurch haben?“
    „Nicht viel“, gab ich zu. „Ein paar Minuten, vielleicht sogar weniger. Vielleicht viel weniger.“
    „Drei Kerzen“, sagte sie. „Eine für dich, eine für mich und …“
    „Ich habe gedacht, wir fragen Rawlins, ob er vielleicht gern eine hätte.“
    „Ist er hier?“, fragte Murphy.
    „Bauchgefühl“, sagte ich. „Er macht mir den Eindruck, als sei er jemand, der Dinge bis zum bitteren Ende durchsteht.“
    „Er macht mir aber auch den Eindruck, als wäre er gestern verletzt worden. Keine Chance, dass er sich bereits wieder im aktiven Dienst befindet.“
    „War er im Krankenhaus doch auch“, erinnerte ich sie.
    „Das stimmt“, gab Murphy zu.
    Langsam kam ich wieder zu Atem und erkundigte mich: „Na, hast du in Pells Kino irgendwas rausfinden können?“
    Murphy bejahte mit einem Nicken und durchquerte den Raum, um sich zwei der Kerzen zu nehmen. „Viel Nichts. Das Kino war fest abgeschlossen. Ketten am Haupteingang, und auch die Hintertür war abgesperrt. Auf einem Schild an der Tür stand, das Kino sei bis auf weiteres geschlossen.“
    Ich grunzte. „Man sollte meinen, Pell würde darauf brennen, das Kino offenzuhalten, wenn die Convention einen erheblichen Teil seines Einkommens ausmacht – selbst wenn er im Krankenhaus liegt. Hölle , vor allem, wenn er im Krankenhaus liegt.“
    „Außer, wenn er niemanden an der Hand hat, dem er genügend vertraut, den Laden für ihn zu schmeißen.“
    „Aber er hat jemanden, dem er genügend vertraut, hinter ihm abzuschließen?“, warf ich ein. „Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Pell hat nach dem Angriff auf ihn nie und nimmer selbst abgeschlossen.“
    Murphy runzelte die Stirn, aber sie schien nicht gegenteiliger Meinung zu sein. „Ich habe versucht, ihn telefonisch zu erreichen, aber die Schwester meinte, er schliefe gerade.“
    Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, und meine Züge wurden ernst. „Immer merkwürdiger“, meinte ich.

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