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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kannst, verschafft mir das mehr Zeit, um ihn auf seinen Beschwörer umzulenken. Sollte alles den Bach runtergehen, bist du immerhin in der Nähe, um die Leute hier rauszubringen und ihnen sonst irgendwie zu helfen.“
    Murphy wollte etwas sagen, brach dann aber ab, drehte sich um und fragte: „Harry. Ist da jemand unter der Dusche?“
    „Äh. Ja“, sagte ich und massierte mir den Nacken. Sie zog eine Braue nach oben und wartete ab, doch ich bot ihr keine weitere Erklärung. Das war meine Art, mich für ihre brutale Aufrichtigkeit im Fahrstuhl zu rächen.
    „Na gut“, seufzte sie und hob die Kerzen auf. „Ich sehe mal unten nach, ob ich Rawlins finde. Wenn nicht, schnappe ich mir einfach jemanden aus der Sondereinheit.“
    „Klingt gut“, meinte ich.
    Murphy ging, und ich begann an meinem Umleitungszauber herumzutüfteln. Dafür brauchte ich nicht besonders lange.
    Mouse hob plötzlich den Kopf, und eine Sekunde später klopfte es an der Tür. Ich ging hinüber und öffnete.
    Draußen stand Charity, die in Hosen, eine Strickjacke und eine leichte, ultramarinblaue Baumwollbluse gekleidet war. An ihrer Miene konnte man den Stress, unter dem sie stand, klar ablesen, und sie hatte vor Anspannung unbewusst die Schultern hochgezogen. Als sie meiner gegenwärtig wurde, verwandelte sich ihre Miene in eine indifferente, kontrollierte Maske. „Hallo, Mister Dresden.“
    Das war höchstwahrscheinlich die höflichste Begrüßung, die ich von ihr erwarten konnte. „Hallo“, grüßte ich zurück.
    Neben ihr stand ein alter Mann von etwas unterdurchschnittlicher Größe. Das wenige noch vorhandene Haar war grau und sorgsam gestutzt, doch bildete es kaum mehr als einen lichten Saum um seine Glatze. Hinter der Brille hatten seine Augen die Farbe von Rotkehlcheneiern, er war leicht übergewichtig und trug eine lange, schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Das strahlend weiße Rechteck seines Priesterkragens bildete einen auffälligen Kontrast zu seinem Hemd. Er lächelte, als er mich sah und streckte mir die Hand hin. Ich schlug ein und erwiderte sein Lächeln aus vollstem Herzen. „Vater Forthill. Was tun Sie denn hier?“
    „Harry“, grüßte er mich freundschaftlich. „Im Großen und Ganzen bin ich hier, um moralische Unterstützung zu leisten.“
    „Das ist mein Rechtsanwalt“, fügte Charity hinzu.
    Ich blinzelte. „Echt?“
    „In der Tat“, meinte Forthill lächelnd. „Ich habe das Examen abgelegt, bevor ich in den Orden eingetreten bin, und dieses Wissen ist mir auch immer wieder zugutegekommen, wenn ich kleine Dienste für die Diözese und meine Gemeindemitglieder erledigen konnte. Von Zeit zu Zeit erledige ich auch ein paar Pro-bono-Arbeiten.“
    „Er ist Anwalt“, brummte ich. „Und er ist Priester. Das passt nicht .“
    Forthill lachte aus vollstem Herzen. „Ein Widerspruch in sich, nicht?“
    „He, ich war eigentlich immer der Meinung, ich sei hier die Person voller Widersprüche“, grinste ich ihn an. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Molly hätte unten auf uns warten sollen“, entgegnete Charity. „Aber wir haben sie nirgends gefunden. Wissen Sie, wo sie ist?“
    Das Universum hatte sich gegen mich verschworen. Wenn Charity diese Frage zehn Sekunden früher gestellt hätte, wäre ich aus dem Schneider gewesen. Stattdessen öffnete sich genau in diesem Augenblick die Badezimmertür, und Molly erschien von Dampfschwaden umwabert. Sie hatte sich ein Handtuch um den Kopf gewickelt und hielt ein weiteres, um ihren Oberkörper geschlungenes mit einer Hand fest. Da aber Hotelhandtücher und Mollys Oberkörper nun einmal waren, wie sie waren, reichte das Handtuch nicht völlig um sie herum, und Sitte und Anstand war mit viel Augenzudrücken gerade noch Genüge getan. „Harry“, sagte sie. „Ich habe meine Tasche irgendwo im Zimmer …“ Sie brach abrupt ab und starrte Charity wie vom Blitz getroffen an.
    „Äh, das hier ist nicht das, wonach es aussieht“, stammelte ich und drehte mich wieder zu Charity um.
    In ihren Augen loderte kalter, rechtschaffener Zorn. Einer dieser verqueren Grundsätze Kiplings, dass die Weibchen einer Spezies immer bei weitem tödlicher waren als die Männchen, zuckte mir gerade noch rechtzeitig durch den Kopf, ehe mein Kinn Bekanntschaft mit Charitys rechtem Haken machte.
    Sternchen flackerten vor meinen Augen auf, als ich mich flach auf dem Rücken liegend wiederfand und über mir die Decke kreiselte.
    „Mutter“, keuchte Molly entsetzt.
    Ich sah auf und konnte

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