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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sobald wir Daniel in eine Decke gehüllt hatten. Scheiß auf die Hitze. Ich brauchte den Schutz. Das vertraute Gewicht auf den Schultern und das Wallen des Mantels um meine Beine fühlten sich seltsam tröstlich an.
    Forthill öffnete vollständig bekleidet die Tür, und sein weißer Priesterkragen blitzte in der Finsternis der Nacht auf. Seine hellblauen Augen musterten den Parkplatz, und dann eilte er sofort zum Wagen der Carpenters, ohne dass wir auch nur ein Wort gewechselt hatten. Ich folgte ihm. Forthill schritt forsch voraus, und wir begannen, das Auto zu entladen. Alicia scheuchte einen Teil der Kinder nach drinnen, während Charity und Forthill Daniel in die Kirche trugen. Ich folgte mit den zwei kleinen, nassen Handtüchern und gab mir alle Mühe, vor Erschöpfung nicht zu stark zu zittern.
    Forthill führte uns in einen Vorratsraum, der manchmal auch als Obdachlosenunterkunft diente. Ein halbes Dutzend zusammengeklappter Feldbetten lehnte an einer Wand, ein weiteres war bereits von einem Bündel, das sich unter einer Decke eingerollt hatte, in Beschlag genommen worden. Forthill und Charity verfrachteten den verletzten Daniel als Ersten auf ein Feldbett, bevor sie die anderen für den Rest der Rasselbande aufstellten. Dann brachten wir die erschöpften Kinder ins Bett.
    „Was ist passiert?“, fragte Forthill mit leiser, ruhiger Stimme.
    Ich wollte nicht mit anhören, wie Charity ihn auf den letzten Stand brachte. „Habe einen Krampf“, teilte ich ihnen mit. „Muss mir ein wenig die Beine vertreten. Kommt einfach zu mir, sobald Daniel wieder ansprechbar ist.“
    „Wie Sie wollen“, sagte Charity.
    Forthills Blick schweifte zwischen uns hin und her, und er legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    Mouse kämpfte sich mit einem angestrengten Grunzen auf die Beine, um hinter mir herzuhumpeln. „Nein. Du bleibst und behältst die Kinder im Auge.“
    Mouse ließ sich fast dankbar auf den Boden plumpsen.
    Ich verzog mich und begann, auf und ab zu wandern. Mir war egal, wohin mich meine Schritte führten. Zu viele Dinge spukten mir durch den Kopf. Ich war glücklich, einfach nur herumspazieren zu können. Bewegung war zwar kein Allheilmittel, aber ich war so zerschlagen, dass allein das Gehen meine Gefühle und Sorgen daran hinderte, mich mit Haut und Haaren zu verschlingen. Ich ging durch leere Flure und Räume.
    Irgendwann gelangte ich in den eigentlichen Kirchenraum. Ich hatte schon Sportstadien gesehen, die kleiner gewesen waren. Blanke Holzböden blinkten im gesamten Kirchenraum. Hölzerne Kirchenbänke standen Reihe um Reihe in großen Blöcken. Der Altar und das Hauptschiff waren üppig dekoriert. Mehr als tausend Menschen fanden in der Kirche Platz, und jeden Sonntag mussten hier acht Messen in vier verschiedenen Sprachen gelesen werden, um den Andrang zu bewältigen.
    Doch es gab zusätzlich zu der Größe und der Kunstfertigkeit der Ausstattung noch etwas, das aus der Kirche mehr als nur ein Gebäude machte. Das Gefühl einer beruhigenden, bedeutungsvollen, warmen, tröstlichen Kraft lag in der Luft. Hier fand man Frieden. Ich blieb für einen Moment im gigantischen Hauptschiff stehen und schloss die Augen. Also gut, ich konnte jedes Quäntchen Frieden, das ich nur irgendwie finden konnte, dringend brauchen. Ich schlenderte durch den Kirchenraum und bewunderte seine Schönheit, bis ich schließlich auf eine Empore ganz oben in einer stillen Ecke gelangte.
    Ich lehnte meinen Kopf an die Wand.
    Lasciels Stimme gesellte sich zu mir. Sie klang sehr dumpf, irgendwie seltsam. Unglücklich. „Es ist schön hier.“
    Ich machte mir nicht einmal die Mühe zuzustimmen. Ich befahl ihr auch nicht zu verschwinden. Ich lehnte einfach nur den Kopf an die Wand und schloss die Augen.
    Ich wachte wieder auf, als ich Forthill näherkommen hörte. Ich hielt die Augen geschlossen, da ich halbherzig hoffte, er würde wieder verschwinden, wenn ich nicht den Eindruck erweckte, wieder zu erwachen.
    Stattdessen ließ er sich einen guten Meter von mir entfernt ebenfalls auf die Kirchenbank sinken.
    Ich konnte ihm nichts vormachen. Ich öffnete meine Augen und sah ihn an.
    „Was ist passiert?“, wollte er wissen.
    Ich presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab.
    „Schon in Ordnung“, versicherte Forthill. „Wenn Sie es mir sagen, erfährt sonst niemand davon.“
    „Vielleicht will ich nicht mit Ihnen darüber reden“, antwortete ich.
    „Selbstverständlich“, meinte er mit einem Nicken. „Aber mein

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