Harry Dresden 08 - Schuldig
meinem Schlafzimmer und dem winzigen Badezimmer war, wenn man hereinkam, gleich rechts, und daneben war ein Kamin aus roten Ziegeln in der Wand eingelassen. Regale, Wandteppiche und Filmposter hingen an den kalten Steinmauern. Mein original Krieg-der-Sterne-Poster hatte den Angriff unbeschadet überstanden, doch meine Bibliothek aus Taschenbüchern hatte ganz schön Prügel bezogen. Diese abscheulichen Zombies! Sobald sie damit fertig waren, miefigen Schleim zu sabbern und die Inneneinrichtung zu demolieren, machten sie überall Eselsohren rein und knickten Buchrücken.
Ich hatte außerdem ein Paar Sofas aus zweiter Hand besessen, an die man nicht allzu schwer billig herankam, also war es kein großes Drama gewesen, diese zu ersetzen. Zwei bequeme, alte, angenehm speckige Sessel standen vorm Kamin, ein Couchtischchen und ein riesiger Haufen grauschwarzen Fells rundeten das Interieur ab. Ich hatte keinen Strom. Es war schon ein schummriges Loch, aber ein angenehm kühles schummriges Loch, und es war eine Erleichterung, endlich aus der sengenden Sonne zu kommen.
Der kleine Pelzberg schüttelte sich, und irgendetwas donnerte wiederholt an die Mauer neben ihm, als er sich erhob und die Umrisse eines riesigen, bulligen Hundes annahm. Er hatte graues Fell, und eine fast löwenhafte Mähne bedeckte seinen Hals, den Nacken, die Brust und die Oberseite der Schultern. Er stapfte schnurstracks auf Murphy zu, setzte sich und bot ihr die rechte Vorderpfote an.
Murphy lachte und schüttelte kurz die Pfote – wobei ihre Finger bei weitem nicht um die dargebotene Pranke reichten. „Hallo, Mouse.“ Sie kratzte den Hund hinter den Ohren. „Wann hast du ihm denn das beigebracht?“
„Habe ich nicht“, sagte ich und bückte mich, um Mouse ebenfalls hinter den Ohren zu kraulen. „Wo ist Thomas?“, fragte ich den Hund.
Mouse stieß ein Niesen aus und blickte zu der geschlossenen Tür zu meinem Schlafzimmer. Ich blieb kurz stehen, um zu lauschen, und hörte das gedämpfte Gurgeln von Wasser in den Leitungen. Thomas war unter der Dusche. Ich schnappte mir eine Cola aus dem Kühlschrank und blickte zu Murphy hinüber. Sie nickte. Ich griff mir auch eine Dose für sie, ging zur Couch und ließ mich langsam und behutsam niedersinken, da sich mein schmerzender Körper auf dem Weg nach unten bitterlich beschwerte. Ich öffnete die Cola, trank und ließ mich mit geschlossenen Augen zurücksinken. Mouse kam herübergetrottet, um sich neben die Couch zu setzen und seinen massigen Kopf auf eines meiner Knie zu legen. Er kratzte leicht mit einer Pfote an meinem Bein.
„Mir geht’s gut“, versicherte ich ihm.
Er atmete durch die Nase aus, und seine hündische Miene war skeptisch. Ich kratzte seine Ohren, um es ihm zu beweisen. „Danke fürs Heimbringen, Murphy.“
„Nichts zu danken“, sagte sie. Sie hob einen Plastiksack hoch, den sie mit herein gebracht hatte und in dem sich meine Robe, Stola und mein Umhang befanden, die über und über mit Blut besudelt waren. Sie ging zum Spülbecken in meiner Küchenecke hinüber, um es mit kaltem Wasser zu füllen. „Also, lass uns reden.“
Ich nickte und berichtete von dem koreanischen Jungen. Während ich das tat, ließ sie meine Stola ins Wasser gleiten, um sie gründlich in dem kalten Wasser zu waschen.
„Dieser Junge war etwas, was wir Magier als Hexer bezeichnen“, erläuterte ich. „Jemand, der das Wesen der Magie verraten hat, der gleich ganz am Anfang auf die schiefe Bahn geraten ist.“
Sie hielt einen Augenblick inne und sagte dann mit ruhiger, gefährlicher Stimme: „Die haben ihn umgebracht? In Chicago?“
„Ja“, entgegnete ich und fühlte mich noch erschöpfter. „Wie es aussieht, ist die Stadt einer unserer sichereren Sammelpunkte.“
„Du hast es gesehen?“
„Ja.“
„Du hast es nicht verhindert?“
„Konnte ich nicht“, sagte ich. „Ein paar aus der Schwergewichtsdivision waren anwesend, Murphy, und …“ Ich atmete tief ein. „Ich bin nicht sicher, ob sie völlig danebengelegen haben.“
„Mir scheißegal“, knurrte Murphy. „Mir ist es schnurzpiepegal, was der Weiße Rat in England oder Südamerika anstellt oder wo auch immer seine Mitglieder mit wallenden Bärten durch die Gegend sausen. Aber sie sind hierher gekommen.“
„Das hatte nichts mit dir zu tun“, versicherte ich ihr, „und auch nichts mit dem Gesetz. Das war eine interne Angelegenheit. Sie wären mit dem Jungen nicht anders verfahren, wenn sie sich woanders aufgehalten
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