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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hätten.“
    Ihre Bewegungen wurden für eine Weile stockend und zackig, und Wasser spritzte über den Rand des Spülbeckens. Dann zwang sie sich sichtlich, sich zu entspannen, legte die Stola zur Seite und widmete ihre Aufmerksamkeit der Robe. „Warum glaubst du das?“, wollte sie wissen.
    „Der Junge hatte sich Hals über Kopf auf schwarze Magie eingelassen“, sagte ich. „Gedankenkontrolle. Raubte Leuten ihren freien Willen.“
    Sie musterte mich kühl. „Ich bin nicht sicher, ob ich dir folgen kann.“
    „Das ist das vierte Gesetz der Magie“, erläuterte ich. „Es ist nicht gestattet, die Gedanken eines anderen Menschen zu kontrollieren. Aber … zur Hölle, das ist einer der ersten Tricks, den viele dieser dummen Jungspunde ausprobieren – der alte Jedi-Gedankentrick. Manchmal fangen sie einfach damit an, dass sie den Lehrer dazu bringen, ihre nicht gemachten Hausaufgaben zu übersehen oder ihre Eltern zu überzeugen, ihnen ein Auto zu kaufen. Sie entdecken ihre Magie, wenn sie so um die fünfzehn sind. Im Alter von siebzehn oder achtzehn ist ihr magisches Talent vollständig entwickelt.“
    „Ist das schlecht?“
    „Ziemlich oft schon“, entgegnete ich. „Denk mal darüber nach, wie Männer in diesem Alter sind. Sie können nicht mal zehn Sekunden an etwas anderes als Sex denken. Wenn man es ihnen nicht anders beibringt, nehmen sie die schärfste Cheerleaderin früher oder später in den mentalen Schwitzkasten, um an eine Verabredung zu kommen, und dann noch eine und dann mehr Mädchen oder Typen, damit ich auch brav politisch korrekt bin. Irgendwann wird jemand sauer, dem die Freundin ausgespannt worden oder dessen Tochter schwanger geworden ist, und der Knabe versucht dann, das Ganze mit noch mehr Magie wieder ins Lot zu bringen.“
    „Aber warum berechtigt euch das zu einer Enthauptung?“, fragte Murphy.
    „Das …“, stöhnte ich mit gerunzelter Stirn. „In die Gedanken eines anderen einzudringen ist schwierig und gefährlich. Früher oder später beginnt man, sich selbst zu verändern, indem man andere um sich herum verändert. Du erinnerst dich doch an Mickey Malone?“
    Murphy schauderte zwar nicht, doch sie hielt in ihrer Bewegung inne. Malone war ein Polizist, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Ein paar Monate, nachdem er aus dem Spiel ausgestiegen war, hatte ihn ein feindseliger, bösartiger Geist mental angegriffen und ihn darüber hinaus noch mit Foltersprüchen gebunden. Dieser Angriff hatte aus einem großväterlichen Bullen im Ruhestand einen brüllenden Irren gemacht, der völlig außer Kontrolle geraten war. Ich hatte getan, was in meiner Macht stand, doch die Angelegenheit war übel gewesen.
    „Ich erinnere mich“, wisperte Murphy dumpf.
    „Wenn eine Person in den Kopf einer anderen eindringt, verursacht das alle möglichen Schäden – wie zum Beispiel das, was Mickey Malone widerfahren ist. Aber es verletzt auch den, der diese Tat ausführt. Es wird umso leichter, andere zu verdrehen, je verdrehter man selbst wird. Ein Teufelskreis – und das ist verdammt gefährlich für das Opfer. Nicht nur wegen der direkten Folgen, die einen dazu zwingen, den Hexer plötzlich für den Gottkönig des Universums zu halten. Das ist eine unglaubliche Belastung für die Psyche, und je mehr man gezwungen ist, entgegen seines natürlichen Wesens zu denken und zu handeln, desto mehr verletzt es die Opfer. In den meisten Fällen führt es zu einem völligen Zusammenbruch.“
    Murphy zitterte. „Wie diese Büromitarbeiter, denen Mavra das angetan hat, und die Renfields?“
    Kurz zuckte Phantomschmerz durch meine verunstaltete linke Hand, als ich mich daran erinnerte. „Ganz genau“, stimmte ich zu.
    „Was kann diese Magie alles bewirken?“, fragte sie mit leiser Stimme.
    „Zu viel. Der Junge hat einen Haufen Leute gezwungen, Selbstmord zu begehen, und einen noch größeren Haufen zu morden. Er hatte eine Gruppe von Leuten, insbesondere seine Familie, in seine persönlichen Sklaven verwandelt.“
    „Mein Gott“, sagte Murphy leise. „Das ist grässlich.“
    Ich nickte. „Das ist schwarze Magie. Wenn man genug davon in sich aufnimmt, verändert sie einen. Befleckt einen.“
    „Kann der Rat da nichts tun?“
    „Nicht, wenn ein Kind so weit abgeglitten ist. Er hat alles versucht“, antwortete ich. „Manchmal machte es den Anschein, als würde sich der Hexer bessern, doch jeder einzelne ist bisher rückfällig geworden, und mehr Menschen starben. Also bringt der Rat Hexer einfach um,

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