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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wenn niemand die persönliche Verantwortung für sie übernimmt.“
    Sie ließ sich das Ganze für einen Augenblick durch den Kopf gehen. Dann fragte sich: „Du hättest das tun können? Die Verantwortung übernehmen?“
    Ich rutschte unruhig auf der Couch herum. „Rein theoretisch schon. Wenn ich der Meinung gewesen wäre, ihn retten zu können.“
    Sie presste ihre Lippen aufeinander und starrte in die Spüle.
    „Murph“, sagte ich, so sanft ich nur irgendwie konnte. „Die Justiz hätte mit so jemandem nicht umgehen können. Du kannst solche Leute nicht festnehmen oder einsperren, ohne ihre Macht durch einen beachtlichen Einsatz von Magie zu neutralisieren. Wenn du versuchtest, einen wütenden Hexer mit der Sondereinheit in Haft zu nehmen, würden die Dinge echt hässlich werden. Schlimmer als der Loup-Garou.“
    „Es muss einen anderen Weg geben“, sagte Murphy.
    „Wenn ein Hund erst mal Tollwut hat, kann man ihn nicht mehr retten“, entgegnete ich. „Man kann nur noch verhindern, dass er andere verletzt. Die beste Lösung ist Prophylaxe. Die Jugendlichen zu finden, die ernsthaft Talent an den Tag legen, und sie von Anfang an zu lehren. Aber die Weltbevölkerung ist im letzten Jahrhundert so angewachsen, dass der Weiße Rat unmöglich alle erkennen oder erreichen kann. Wir sind zu wenige.“
    Sie legte den Kopf schief. „Wir? Das ist das erste Mal, dass du über den Weißen Rat sprichst, als gehörtest du selbst dazu.“
    Ich war nicht sicher, was ich darauf antworten sollte, also trank ich meine Cola aus. Murphy wusch noch einen Augenblick weiter und legte dann die Robe zur Seite, um sich den Umhang zu greifen. Sie ließ ihn ins Becken gleiten, runzelte die Stirn und hielt ihn hoch. „Sieh dir das einmal an“, sagte sie. „Das Blut ist sofort rausgegangen, als der Stoff das Wasser auch nur berührt hat. Ganz von allein.“
    „Als wäre dieses Kind niemals gestorben. Wie cool“, flüsterte ich.
    Murphy beobachtete mich einen Augenblick. „Vielleicht fühlt es sich so an, wenn ein Zivilist einen Bullen dabei beobachtet, wie er die Drecksarbeit erledigt. Oft kapieren die Leute nicht, was vor sich geht. Sie sehen einfach etwas, das ihnen nicht gefällt, und das regt sie auf – weil sie nicht die gesamte Geschichte kennen, nicht persönlich in das Problem verwickelt sind und keine Ahnung haben, wie viel schlimmer die Alternative sein könnte.“
    „Vielleicht“, stimmte ich zu.
    „Das ist Scheiße.“
    „Tut mir leid.“
    Sie warf mir ein flüchtiges Lächeln zu, doch ihr Ausdruck wurde sofort wieder ernst, während sie den Raum durchquerte, um sich neben mich zu setzen. „Glaubst du wirklich, dass es notwendig war?“
    So wahr mir Gott helfe, ich nickte.
    „Ist der Rat deshalb so lange so hart mit dir umgesprungen? Weil er fürchtete, du wärest ein Hexer, der knapp vor einem Rückfall steht?“
    „Ja. Außer, dass du die Vergangenheitsform verwendest.“ Ich beugte mich vor und kaute auf meiner Unterlippe. „Das ist eine der Angelegenheiten, in die die Polizei nicht verwickelt werden darf. Ich habe dich vorgewarnt, dass es zu solchen Situationen kommen könnte. Mir gefällt das ebenso wenig wie dir. Aber ich bitte dich, bohr nicht weiter. Das hilft niemandem.“
    „Ich kann eine Leiche nicht einfach ignorieren.“
    „Es wird keine geben.“
    Sie schüttelte den Kopf und starrte lange auf ihre Cola. „Na gut“, meinte sie. „Aber wenn die Leiche auftaucht oder eine Anzeige eingeht, bleibt mir keine Wahl.“
    „Das ist mir klar.“ Ich suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. „Übrigens: Wie ich einem zum Haareraufen ungenauen Brief des Torwächters entnehmen kann, erhebt schwarze Magie ihr freches Haupt in Chicago.“
    „Wer ist das?“
    „Magier. Verdammt rätselhafter Magier.“
    „Du glaubst ihm?“
    „Ja“, entgegnete ich. „Also sollten wir ein offenes Auge für Mordfälle, rätselhafte Vorfälle und Ähnliches haben. Das Übliche halt.“
    „Geht klar“, versicherte Murphy. „Ich werde besonders aufmerksam sein, was Leichen, sabbernde Irre und Ungeheuer angeht.“
    Die Tür zum Schlafzimmer ging auf, und mein Halbbruder Thomas trat heraus. Er war frisch geduscht und roch andeutungsweise nach Aftershave. Er war um die eins achtzig groß und gebaut wie der Hohepriester des göttlichen Expanders – lauter drahtige, wohlproportionierte und wohlgestaltete Muskeln, und von all diesen Segnungen kein Quäntchen zu viel. Er trug eine schwarze Hose,

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