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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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passen würde. Ich legte meinen Ledermantel zur Seite, zog die Rüstung an und dann den Mantel wieder über. Murphy schüttelte den Kopf. Dann griffen auch sie und Thomas sich ihre Rüstung und Bewaffnung.
    „Noch ein paar Dinge“, sagte ich. „Wenn wir drüben sind, esst nichts und trinkt auch nichts. Nehmt keine Geschenke an und geht auf kein Angebot einer Fee ein, die einen Handel abschließen will. Ihr wollt keinem Sidhe einen Gefallen schulden, das könnt ihr mir glauben.“ Ich runzelte nachdenklich die Stirn. Dann holte ich tief Luft und sagte: „Noch etwas. Jeder von uns muss sein Möglichstes tun, um seine Ängste unter Kontrolle zu halten.“
    Murphy sah mich stirnrunzelnd an. „Wie meinst du das?“
    „Wir können es uns nicht leisten, allzu viel Angst mit hinüberzunehmen. Die Traumdiebe ernähren sich davon. Sie stärkt sie. Wenn wir nach drüben gehen, ohne unsere Angst im Zaum zu halten, wittern sie die nächste Mahlzeit. Natürlich werden wir alle Angst haben, doch wir können nicht zulassen, dass sie unsere Gedanken, Taten und Entscheidungen beherrscht. Versucht, so gleichmäßig zu atmen und so ruhig zu bleiben wie nur irgend möglich.“
    Murphy nickte nachdenklich.
    „Na gut. Satteln wir die Pferde. Gebt mir Bescheid, wenn ihr bereit seid.“
    Ich sah zu, wie Murphy ihre Ausrüstung anlegte. Charity half ihr, die Schnallen der Rüstung akkurat zu schließen. Ihr Kettenpanzer war ein kurzärmeliges Hemd, möglicherweise eine von Charitys Ersatzrüstungen. Sie glich die Übergröße der Rüstung aus, indem sie sie möglichst eng gürtete, doch die Ärmel fielen Murphy bis zu den Ellbogen herab, und der Saum reichte fast bis über ihre Knie. Murphy sah aus wie ein Kind, das die Kleider eines Erwachsenen stibitzt hatte.
    Ihr Ausdruck wurde ruhig und zurückhaltend, als sie sich wappnete. Sie sah genauso aus, wenn sie sich auf dem Schießstand konzentrierte oder gerade eine ihrer fünf Trillionen Katas durchführte. Ich schloss die Augen und tastete vorsichtig mit meinen magischen Sinnen in ihre Richtung. Ich spürte, wie Energie sie durchströmte, wie das Leben ebenmäßig und stark in ihr floss. Ich nahm ein leichtes Beben wahr, das aber weit von einem schillernden Leuchtfeuer entfernt war, das den bösen Buben schon aus weiter Ferne unsere Ankunft verraten hätte.
    Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Was ihr an Körpergröße fehlte, glich sie durch Tapferkeit aus. Aber andererseits war Murphy noch nie im Niemalsland gewesen, und auch wenn das Feenreich wahrscheinlich der normalste Ort war, den man dort finden konnte, konnte es auch dort ziemlich abgefahren zugehen. Trotz aller Übung, Disziplin und Entschlossenheit konnten sich auch frischgebackene Tiefentaucher niemals völlig sicher sein, dass sie nicht dem Rausch der Tiefe verfielen. Das Niemalsland war genauso. Man konnte einfach nicht vorhersagen, wie jemand reagierte, ehe er ins Kaninchenloch gesprungen war.
    Da Thomas einfach Thomas war, nutzte er das Kettenhemd zur modischen Selbstdarstellung. Er trug dunkle Kleidung, schwarze Kampfstiefel, und irgendwie passten der wattierte Waffenrock und der Kettenpanzer perfekt zu seinen restlichen Klamotten. Sein Säbel hing in seiner Scheide an Thomas’ linker Seite vom Gürtel. In der rechten Hand trug er die Schrotflinte. Durch dieses Gesamtarrangement machte er irgendwie den Eindruck eines Oberklasse-Mad-Max.
    Ich prüfte auch Thomas mit meinen magischen Sinnen. Seine Präsenz hatte sich noch nie ganz menschlich angefühlt, aber wie bei anderen Mitgliedern des Weißen Hofes auch waren die vampirischen Seiten seines Wesens nicht wirklich offensichtlich – noch nicht einmal für einen Magier. In seiner Aura lag etwas Katzenhaftes. Es war etwa dasselbe Gefühl, das ich bei einem hungrigen Leoparden erwartet hätte, der geduldig auf seine nächste Beute wartete; unbändige Kraft in perfektem Gleichgewicht. Er besaß auch eine geheimnisvollere Seite, den Teil, den ich immer mit der dämonischen Präsenz gleichgesetzt hatte, die aus ihm einen Vampir machte. Eine dunkle, bittere Quelle von Energie, die zu gleichen Teilen aus Leidenschaft, Hunger und Selbsthass bestand. Thomas war kein Narr – er hatte mit Sicherheit Angst. Aber diese Angst konnte ich unter dieser ruhigen, schwarzen Oberfläche nur ahnen.
    Charity trat zurück, als sie damit fertig war, Murphy ins Kettenhemd zu helfen. Sie fiel auf dem Parkplatz auf die Knie und faltete ihre Hände im Schoß, senkte den Kopf und

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