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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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betete. Ich spürte, wie sie Wärme abstrahlte, als knie sie in ihrem ganz eigenen Sonnenstrahl. Es war dieselbe Kraft, die auch Michaels Gegenwart auszeichnete. Ich nahm an, dass es sich um Glauben handelte. Auch sie hatte Angst. Doch es war nicht die simple Furcht um ihr eigenes Leben, die die Traumdiebe begehrten. Sie fürchtete um das Wohlbefinden ihrer Tochter; ihre Sicherheit, ihre Zukunft, ihr Glück. Während ich sie betrachtete, merkte ich, wie ihre Lippen meinen Namen formten. Dann Thomas’ Namen und schließlich Murphys.
    Charity hatte mehr Angst um uns als um sich.
    Genau in diesem Moment schwor ich mir, dass ich sie mit ihrer Tochter wieder nach Hause bringen würde, zurück zu ihrer Familie und ihrem Ehemann, sicher und unbeschadet. Bei Gott, ich würde keinen Augenblick zögern zu tun, was auch immer notwendig war, um die Familie meines Freundes wieder zusammenzuführen.
    Ich sah an mir hinab und machte in Gedanken Bestandsaufnahme. Lederstaubmantel, schlecht sitzendes Kettenhemd, Stab, Sprengstock: vorhanden. Schildarmband und Amulett: vorhanden. Meine misshandelte linke Hand schmerzte ein wenig, und das, was ich von ihr spüren konnte, fühlte sich steif an – doch ich konnte die Finger bewegen. Mein Kopf schmerzte. Meine Gliedmaßen zitterten vor Schwäche. Ich musste einfach darauf hoffen, dass das Adrenalin in die Bresche springen und zumindest dieses Problem aus der Welt schaffen würde, wenn es darauf ankam.
    „Alle bereit?“, fragte ich.
    Murphy nickte. Thomas murmelte: „Klar.“
    „Dann werde ich mich zunächst mal umsehen, ob die Luft außerhalb des Gebäudes rein ist“, verkündete ich. „Das ist das Tor zu ihrer Heimat. Es ist möglich, dass sie Fallen gelegt oder Schutzzauber hochgezogen haben. Sobald keine Gefahr mehr besteht, gehen wir.“
    Ich ging los, in einem langsamen Kreis um Pells Kino. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über die Außenmauer das Gebäudes, schloss meine Augen und ließ meine magischen Sinne in das Kino sickern. Das kostete mich viel Zeit, auch wenn ich versuchte, nicht herumzutrödeln. Als ich um das Kino ging, konnte ich eine Art gefangene, halb erstickte Kraft wahrnehmen, die im Inneren des Gebäudes umhersprang – vielleicht etwas, das aus dem Niemalsland herüber geschwappt war, als die Traumdiebe Molly in ihre Welt verschleppt hatten. Doch einige Male meinte ich, ein winziges, bösartiges Aufflackern festzustellen, das zu zufällig und beweglich war, als dass es sich um einen Spruch oder Schutzzauber handeln konnte. Diese Präsenzen ähnelten auf besorgniserregende Weise den Traumdieben, die ich im Hotel erledigt hatte.
    Zehn Minuten später hatte ich wieder meinen Ausgangspunkt erreicht.
    „Irgendetwas gefunden?“, fragte Thomas.
    „Keine Schutzzeichen. Auch keine mystischen Tellerminen“, antwortete ich. „Aber ich glaube, drinnen ist etwas.“
    „Was denn?“
    „Etwas Ähnliches wie Traumdiebe“, antwortete ich. „Nur kleiner als die wirklich Großen, hinter denen wir her sind. Höchstwahrscheinlich sollen sie das Portal zwischen unserer Welt und dem Niemalsland bewachen.“
    „Sie werden versuchen, uns in einen Hinterhalt zu locken, wenn wir reingehen“, warf Murphy ein.
    „Das müssen wir annehmen“, antwortete ich. „Doch da wir darüber Bescheid wissen, können wir es gegen sie verwenden. Wenn sie uns überfallen, schlagt so schnell und brutal wie möglich zu, selbst wenn es etwas exzessiv scheint. Wir können uns Verletzungen nicht leisten.“
    Murphy nickte.
    „Worauf warten wir?“, fragte Thomas.
    „Weitere Hilfe“, entgegnete ich.
    „Warum?“
    „Weil ich nicht stark genug bin, einen stabilen Pfad bis tief ins Feenreich zu öffnen“, erklärte ich. „Selbst wenn ich nicht so hundemüde wäre, bezweifle ich, dass ich ihn länger als ein paar Sekunden offenhalten würde können.“
    „Was schlecht wäre?“, fragte Murphy.
    „Ja.“
    „Was würde geschehen?“, fragte Charity leise.
    „Wir würden draufgehen“, antwortete ich. „Wir wären im Herzen Faeries gefangen, umgeben von den Nestern aller möglichen Scheußlichkeiten. Uns bliebe kein anderer Ausweg, als ein Gebiet in Faerie zu erreichen, das der Erde ziemlich nahe liegt. Aber die Bewohner würden uns einfach fressen und unsere Knochen ausspucken, ehe wir auch nur in die Nähe eines solchen Ortes kämen.“
    Thomas rollte mit den Augen. „Das ist jetzt nicht gerade hilfreich, um mich von meiner Angst abzulenken, Alter.“
    „Ach, halt doch die Klappe“,

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