Harry Dresden 08 - Schuldig
schimpfte ich. „Sonst starte ich einen zweiten Versuch und beginne, Häschenwitze zu erzählen.“
„Harry“, sagte Murphy, „wenn du die ganze Zeit über gewusst hast, dass du das Tor nicht lange genug offen halten kannst um das Mädchen zurückzuholen, was hast du dann geplant?“
„Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Außer, dass sie nicht im Mindesten in der Lage ist, mir zu helfen.“
Murphy warf mir einen giftigen Blick zu und sagte dann: „Dir macht das hier viel zu viel Spaß. Du liebst es, um Fragen herumzutänzeln und immer neue Überraschungen aus dem Hut zu zaubern, wenn du etwas weißt, das dem Rest von uns unbekannt ist.“
„Das ist für Magier wie Heroin“, stimmte ich zu.
Ein Motor wummerte in der Nähe, und Reifen quietschten auf dem Asphalt. Ein Motorrad, auf dem zwei behelmte Personen saßen, pirschte sich um das Kino herum auf den Parkplatz. Die Beifahrerin schwang sich vom Motorrad, eine schöne Frau in Lederhose und Jeansjacke. Sie griff nach oben, nahm den Helm ab und schüttelte ihr weißes Haar aus. Selbst ohne Bürste oder Kamm auch nur aus der Ferne gesehen zu haben, fiel es ihr sofort in seidigen Kaskaden über die Schultern. Die Dame des Sommers, Lily, hielt kurz inne, um mich mit einer leichten Verneigung zu bedenken. Dann lächelte sie mich an, und ihre grünen Augen leuchteten hell.
Der Fahrer des Motorrads war niemand anderes als Fix. Der Ritter des Sommers trug enge, schwarze Hosen aus Leder und ein weit wallendes Hemd aus grüner Seide. An seiner Hüfte ruhte ein Rapier mit einer robusten Parierstange. Das Leder, mit dem der Griff umwickelt war, glänzte speckig und machte einen oft benutzten Eindruck. Fix legte beide Helme auf den Gepäckträger des Motorrades, nickte uns zu und grüßte. „Guten Morgen.“
Ich stellte die versammelte Mannschaft einander vor, auch wenn ich mir nicht die Mühe machte, über Namen und Titel hinauszugehen. Als ich das hinter mich gebracht hatte, sagte ich zu Lily: „Danke fürs Kommen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Noch stehe ich in deiner Schuld. Es war das Mindeste, das ich tun konnte. Auch wenn ich dich warnen muss, dass ich dir die Hilfe, die du brauchst, eventuell nicht bieten kann.“
Was bedeutete, dass Titanias Zwangzauber, der Lily daran hinderte, mich zu unterstützen, immer noch in Kraft war. Doch ich hatte schon einen Weg ausgetüftelt, diesen zu umgehen.
„Ich weiß“, sagte ich. „Doch ich wollte dich wissen lassen, dass ich die Bindung deiner Schuld in gutem Glauben weitergereicht habe. Ich muss ein Unrecht richtig stellen, das ich einem Mädchen namens Molly Carpenter angetan habe. Dazu habe ich ihrer Mutter deine Schuld als Wiedergutmachung angeboten.“
Fix lachte zufrieden auf. „Ha!“
Lilys Mund verzog sich zu einem erfreuten Lächeln. „Gut gemacht, Magier“, murmelte sie. Dann wandte sie sich an Charity und fragte: „Akzeptiert Ihr das Angebot des Magiers als Entschädigung, meine Dame?“
Charity sah ein wenig überfordert aus und blickte unsicher zu mir herüber. Ich nickte.
„J... ja“, stammelte sie. „Ja.“
„So sei es“, sagte Lily und neigte den Kopf leicht vor Charity. „Dann stehe ich in Eurer Schuld, meine Dame. Was kann ich tun, um diese Schuld zu begleichen?“
Charity sah wieder zu mir herüber. Ich nickte und meinte: „Sagen Sie es ihr.“
Charity wandte sich wieder Lily zu. „Helft uns, meine Tochter zurückzuholen“, sagte sie. „Sie ist Gefangene der Traumdiebe des Winterhofs.“
„Es wird mir das größte Vergnügen sein, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Euch zu helfen“, erwiderte Lily feierlich.
Charity schloss die Augen. „Danke.“
„Es ist möglicherweise nicht so viel Hilfe, wie Ihr unter Umständen erhofft“, meinte Lily ernst. „Ich wage es nicht, direkt gegen die Lakaien des Winters vorzugehen, die einer rechtmäßigen Verpflichtung ihrer Königin gegenüber nachgekommen sind, außer um mich selbst zu verteidigen. Würde ich angreifen, wären die Folgen schwerwiegend, und die Vergeltung würde augenblicklich erfolgen.“
„Was könnt Ihr dann tun?“, fragte Charity.
Lily öffnete bereits den Mund, um zu antworten, doch dann überlegte sie es sich anders und meinte: „Der Magier scheint bereits etwas ausgeheckt zu haben.“
„Ja“, antwortete ich. „Darauf wollte ich gerade kommen.“
Lily lächelte mir zu, neigte den Kopf und bedeutete mir, fortzufahren.
„Dies ist die Stelle, an der sie das Mädchen ins Niemalsland
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