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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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versammelte Gefolgschaft bieten.
    Also stapfte ich mutig ins Gebäude wie ein durchgeknallter Einzelkämpfer, dessen Todessehnsucht seinen Überlebensinstinkt bei weitem übertraf. Ich hielt meinen Stab bereit und feixte herausfordernd. Im Gebäude war es schummrig und viel kälter, als es normalerweise zu dieser Tageszeit hätte sein dürfen. Mein Atem gefror vor meiner Nase. Der typische Kinogeruch nach Popcorn hatte sich bis tief in die Fundamente gefressen und war nun ebenso Teil des Gebäudes wie die Wände und Böden. Mein Magen knurrte. Wie andere Teile meiner Anatomie besaß er die Angewohnheit, sich leicht ablenken zu lassen und scherte sich nicht um so unwichtige Details wie mein Überleben.
    Der Rest von mir hatte Angst. Ich hatte gesehen, wie schnell sich diese Wesen bewegten. Ich hätte mich aus dem Weg werfen können, hätten sie sich vom anderen Ende des Flures auf mich gestürzt, und selbst dann nur um Haaresbreite. Nach etwa drei Schritten ins Gebäude hatte ich meiner Einschätzung nach den Punkt erreicht, an dem ich mich nicht mehr zurückziehen konnte, um es meinen Verbündeten zu überlassen, dem Angreifer einen Hinterhalt zu legen. Zumindest für ein paar Sekunden wäre ich auf mich allein gestellt.
    Ein paar Sekunden sind in einem Kampf eine Ewigkeit.
    Ich schüttelte mein Schildarmband unter dem Ärmel hervor und ließ meinen Willen und etwas Kraft hineinfließen. Ich streckte meinen linken Arm vor, was mir etwas Schutz vor einem plötzlichen Sturmangriff und zusätzlich noch etwas gedämpftes, blaues Licht verschaffen sollte, wodurch ich sie eigentlich entdecken sollte, während ich weiter in das Innere des Gebäudes marschierte. „Hast du eigentlich eine Ahnung, welcher Teil des Films das ist?“, fragte ich mich selbst, während ich voranschritt. „Das ist der Teil, wo der alte Bauer mit der Fackel und der Schrotflinte es sich einfach nicht verkneifen kann, weiter in die dunkle Höhle zu gehen, obwohl er verdammt noch mal weiß, dass sich ein Monster darin befindet.“ Ich erreichte den Vorhang und schob ihn mit meinem Stab zur Seite. Ein paar schnelle Blicke in meine Umgebung offenbarten mir einen kleinen, verranzten Fressalienstand, der perfekt in die kleine, verranzte Eingangshalle des Kinos passte.
    Nichts versuchte, mir den Kopf abzureißen.
    „Ach kommt schon“, sagte ich noch lauter. „Langsam wird mir das zu bunt! Wenn ihr so weitermacht, bleiben mir nur noch erbärmliche Klischees. Ich müsste rückwärts durch eine Tür gehen oder so.“
    Die Alarmglocken in meinem Kopf schrillten plötzlich, und ich warf mich aus dem Flur durch die verhängte Tür, als vom anderen Ende des Ganges etwas auf mich zugerast kam. Ich wollte mir auf keinen Fall Kugeln, Feuerbälle oder geschleuderte Hämmer meiner Verstärkung einfangen.
    Ein heulendes Jaulen erklang hinter mir im Gang. Irgendetwas stieß einen kreischenden Schrei aus, und ich hörte das Krachen einer Faustfeuerwaffe, das Donnern einer Schrotflinte und das Knistern eines Stromstoßes. Blendendes, blauweißes Licht gleißte durch den Vorhang, durch den ich mich eben hindurch geworfen hatte – und tauchte den Traumdieb, der auf der anderen Seite im Hinterhalt gelauert hatte, in ein grelles Leuchten.
    Er hatte sich auf den Glaskasten der Popcornmaschine der Imbisstheke gekauert und eine Gestalt angenommen, die man nur mit viel gutem Willen als „Katze“ bezeichnen konnte. Er war etwa doppelt so groß wie Mister, und sein räudiges Fell stand in halb verrotteten Büscheln und Spitzen vom Körper ab. Seine Schultern waren kräftig und sahen vor lauter Muskeln beinahe deformiert aus. Er hatte ein breites Maul, das mit Zähnen gefüllt war, die bei einem kleineren Tier als einem Löwen völlig fehl am Platze schienen. Seine Augen leuchteten mit einem kränklichen, grünen Glanz, und er stieß sich mit ausgefahrenen Krallen und gefletschten Zähnen ab, wobei er ein wütendes Fauchen ausstieß.
    Ich hatte weder die Zeit noch den Platz, als Erster zuzuschlagen, und nun war ich verdammt glücklich darüber, meinen Schild rechtzeitig vorbereitet zu haben. Ich riss den Schild als Viertelkugel zwischen mir und dem angreifenden Traumdieb hoch, und blaue Energien zischten in der Luft.
    Ich hätte mich höchstwahrscheinlich daran erinnern sollen, wie einfach die Vogelscheuche meine Magie in der Nacht zuvor zerrissen hatte. Der niedere Traumdieb musste in einem geringeren Maße die gleiche Gabe besessen haben, denn noch während er durch die

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