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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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stupste die erhitzen Bruchstücke mit der Spitze meines Stabes auf den Boden und musste erfreut, wenn auch ein wenig erstaunt, feststellen, wie wenig Kraft mich das Kunststück gekostet hatte.
    Ich griff nach dem Türknauf.
    Verschlossen.
    „He Murphy“, sagte ich. „Sieh mal da! Ein Zeppelin!“
    Ich hörte, wie sie seufzte und sich umdrehte. Ich schnappte mir eine Anzahl starrer Metallwerkzeuge aus meiner Manteltasche und begann, damit im Schloss herumzustochern. Meine linke Hand war mir keine große Hilfe, aber wenigstens konnte sie ein Werkzeug ruhig festhalten, während meine Rechte die wahre Arbeit erledigte.
    „He“, rief Thomas. „Wann hast du dir denn die zugelegt?“
    „Butters meint, Physiotherapie mit Fingerfertigkeitsübungen sei gut für meine Hand.“
    Thomas schnaubte. „Also hast du gelernt, wie man Schlösser knackt? Ich dachte immer, du würdest nur Gitarre spielen.“
    „Das hier ist einfacher“, erwiderte ich, „und außerdem fangen hierbei nicht immer Hunde zu jaulen an.“
    „Ich hätte dich auch umgebracht, wenn ich mir auch nur noch ein einziges Mal ‚House of the Rising Sun ‘ hätte mit anhören müssen“, stimmte Thomas zu. „Wo hast du die Dietriche her?“
    Ich linste über die Schulter zu Murphy und meinte: „Von einem kleinen Vögelchen.“
    „Eines Tages, Dresden“, brummte Murphy, die noch immer stur wegsah.
    Ich legte ein paar Schnapper um und erhielt fortwährend einen leichten Druck aufrecht. Schließlich schob sich der Riegel zurück, und ich zog die Tür leicht auf. Ich stand auf, verstaute meine Dietriche und nahm meinen Stab wieder an mich, da ich jede Sekunde mit Schwierigkeiten rechnete. Doch für den Augenblick geschah nichts Außergewöhnliches. Ich lauschte eine halbe Minute in den Raum hinter der Tür, konnte jedoch nicht das leiseste Geräusch ausmachen.
    „Na gut“, flüsterte ich. „Auf geht’s. Sind alle bereit …“
    Ich warf einen Blick über die Schulter und musste feststellen, dass der Parkplatz bis auf mich leer war.
    „Wow“, staunte ich. „Dufter Schleier, Lily.“ Dann drehte ich mich wieder um, tat so, als würden meine Nerven nicht wie Gitarrenseiten vibrieren, und meinte: „Ding, ding, Runde eins!“

35. Kapitel
    I ch trat die Tür ein, hatte meinen Stab kampfbereit gezückt und brüllte: „Ich dachte, ich schaue mal vorbei, kaue Kaugummi und trete ein paar Leute in den Arsch!“
    Im blassgrauen Licht des wolkenverhangenen Sonnenaufgangs konnte ich einen Lieferantenkorridor erkennen, Sie wissen schon, die verranzte Sorte, die von oben bis unten bemalt und beschmiert ist, wo abgebröckelte Farbe auf dem Boden herumliegt und wo an den Wänden aller mögliche Plunder aufgetürmt ist. Am anderen Ende des Ganges hielt ein Gummikeil eine Tür offen. Über der Tür prangte ein Schild, auf dem „Nur für Mitarbeiter“ stand. Eine mit einem Vorhang verhangene Tür auf etwa halber Länge des Ganges führte offensichtlich zur Imbisstheke in der kleinen Eingangshalle des Kinos.
    Überall herrschte Grabesstille. Kein einziges Licht drang nach draußen.
    „Den müsst ihr doch gesehen haben“, rief ich in das menschenleere Bauwerk. „John Carpenter. Rowdy Roddy Piper. Die längste Kampfszene aller Zeiten. Ihr wisst schon!“
    Totenstille.
    „Den habt ihr wohl verpasst, was?“
    Da stand ich nun also und hoffte innständig, dass es mir die bösen Buben ausnahmsweise mal leicht machen würden. Wenn sie sich nun auf mich stürzten, könnte ich mich einfach zur Seite werfen, damit meine bunt zusammengewürfelten Verbündeten sie in ihre Einzelteile zerlegten. Stattdessen verhielten sie sich, wie es Bösewichte so oft taten und blieben mir den Gefallen schuldig.
    Es fühlte sich langsam peinlich an, einfach nur in der Gegend herumzustehen. Wenn ich jetzt aber den schmalen Gang betrat, würden sich nicht alle, die sich nun unter einem Schleier verbargen, an dem Handgemenge beteiligen können. Wenn ich wirklich allein gewesen wäre, hätte ich auf keinen vernünftigeren Ort für eine Auseinandersetzung hoffen können – da mich die Traumdiebe nie und nimmer umzingeln und ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausspielen hätten können. Wenn ich wirklich allein gewesen wäre, hätte ich mich auf so eine Gelegenheit stürzen müssen. Es gibt verdammt dämliche Feen, doch die Traumdiebe gehörten nicht dazu. Wenn ich mich nicht wie ein einsamer Wolf verhielt, der in eine Feier platzte, würde ich ihnen vielleicht einen Hinweis auf meine

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