Harry Dresden 08 - Schuldig
Zauber auf ihn gewirkt, der ihn zwingt, beim Gedanken an Drogen Angst zu verspüren.“
Er sah mich gedankenvoll an. „Also glauben Sie, es handelt sich um eine Art Verfolgungswahn?“
„Sie war sich nicht im Mindesten darüber bewusst, wie sehr ihre Gefühle ihm gegenüber die Magie verzerren würden. Sie hat es nicht mit Absicht getan, aber trotzdem hat sie dem Burschen übel zugesetzt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Verfolgungswahn. Angstträume. Krankhafte Furcht. Außerdem leidet er unter Entzugserscheinungen. Vielleicht ist der Schaden nicht wiedergutzumachen.“
„Der arme Junge“, sagte Forthill.
„Ich weiß nicht einmal, wo ich ansetzen könnte, um ihm zu helfen, Vater“, sagte ich. Ich schwieg eine Weile, ehe ich weitersprach. „Er ist eine Waise.“
Forthill lächelte und nahm die Brillen ab, die er dann mit einem Taschentuch putzte. „Vielleicht wissen Sie ja nicht, wie Sie ihm helfen können. Ich hingegen schon. Machen Sie sich keine Sorgen. Der Junge wird nicht allein sein.“
„Danke“, murmelte ich.
„Ich tue das nicht für Sie“, warf er ein, „sondern für den Jungen und aus Gehorsam unserem Herren gegenüber. Aber gern geschehen.“
Ich steckte mein Notizbuch ein und stand auf. Forthill blieb im Türrahmen stehen und beobachtete mich aufmerksam.
„Verraten Sie mir noch etwas“, sagte er. Er überprüfte mit zusammengekniffenen Augen, ob seine Brillengläser auch sauber waren. „Glauben Sie, Sie können das Mädchen beschützen?“
„Ich glaube ja“, antwortete ich leise. Ich hatte nicht viele Freunde im Rat. Doch die, die ich als solche bezeichnete, waren alle Mitglieder des Ältestenrates – der Exekutive dieser Organisation, sozusagen, vor allem in Kriegszeiten. Sie würden mich unterstützen. Natürlich würde das Mädel nicht in allen Punkten ungeschoren davonkommen, aber wahrscheinlich würde man sie auf Bewährung setzen, während der sie sich nicht das Geringste erlauben konnte, anstatt sie an Ort und Stelle hinzurichten.
Forthill betrachtete mich geduldig mit seinen hellblauen Augen. „Es klingt fast, als wären Sie mit dieser Situation vertraut.“
Ich lächelte leise. „Nur allzu gut.“
„Ich beginne zu verstehen“, sagte er.
„Sagen Sie“, wandte ich mich nun an ihn. „Glauben Sie wirklich, was Sie Charity gesagt haben? Dass Gott es so eingerichtet hat, dass ich für Molly da bin?“
Er musterte mich weiter standhaft mit seinen hellblauen Augen, während er seine Brille wieder auf seine Nase schob. „Ja. Ich weiß, dass Sie nicht gerade große Stücke auf die Religion halten, aber ich habe Sie im Laufe der Jahre besser kennengelernt. Ich glaube, Sie sind ein anständiger Mensch, und Gott kennt die Seinen.“
„Das heißt?“, fragte ich.
Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Das bedeutet vor allem, dass ich darauf vertraue, dass sich für die, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Guten wenden werden. Ich habe alles gemeint, was ich über Sie sagte.“
Ich schnaubte leise und schüttelte den Kopf. „Harry Dresden. Ich bin im Auftrag des Herrn unterwegs.“
„Scheint ein allzu unwahrscheinlicher Zufall zu sein, nicht? Dass die einzige Person im Rat, die Michael kennt, in der Lage ist, seiner Tochter zu helfen, just als er abberufen wird?“
Ich zuckte die Achseln. „Zufälle gibt es“, antwortete ich. „Außerdem glaube ich nicht, dass Gott mich mich an der Seitenlinie aufwärmen ließ, um mich einzuwechseln.“
„Möglicherweise nicht“, gab Forthill zu. „Doch ich denke trotz allem, dass Sie vorbereitet werden.“
„Vorbereitet?“, fragte ich. „Wofür? Von wem?“
Forthill schüttelte den Kopf. „Das ist nur das Bauchgefühl eines alten Mannes. Dass die Dinge, die Sie durchmachen, Sie auf etwas Größeres vorbereiten. Auf etwas Wichtigeres.“
„Oh Gott“, sagte ich. „Ich hoffe stark, dass Sie da daneben liegen. Ich habe schon genug Probleme. Noch größere kann ich im Augenblick echt nicht brauchen.“
Er lachte und nickte. „Vielleicht haben Sie recht.“
Ich ließ mir den Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen. „Vater. Sagen Sie mir eins. Warum in aller Welt sollte Gott Michael auf eine Mission entsenden, wenn ihn seine Familie am dringendsten braucht, um sie zu beschützen?“
Forthill zog eine Braue hoch. „Mein Sohn“, antwortete er. „Gott weiß zu jeder Zeit alles. Das liegt in seinem Wesen. Seine Allwissenheit ermöglicht es ihm darüber im Bilde zu sein, was geschehen ist, gerade geschieht
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