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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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das Podest, auf dem der Projektor stand. Er brach durch es hindurch, ohne merkbar langsamer zu werden. Er setzte seine Flugbahn fort, schmetterte durch die große Leinwand und stieß mit einem gewaltigen Donnern gegen die Wand dahinter.
    Ich sackte ermattet zusammen, da mich der Zauber doch einige Anstrengung gekostet hatte, und musste mich auf meinem Stab stützen, wenn ich nicht vornüberkippen wollte. Meine Kopfschmerzen meldeten sich mit Inbrunst zurück, und das Leuchten in den Runen meines Stabes und meinem Amulett erstarb.
    Weitere Schreie drangen an mein Ohr, und ich hörte das leichte Trappeln panischer Füße. Ich fuhr herum. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie jemand floh, doch es ging zu schnell, als dass ich Einzelheiten hätte ausmachen können. Sekunden später erwachten die normalen Lichter des Raumes wieder zum Leben, und die Filmrolle des beschädigten Projektors vollführte noch einige gemächliche Umdrehungen, wobei das abgerissene Ende des Films klackend auf das Gehäuse des Projektors klatschte.
    Rawlins wagte sich vorsichtig weiter in den Raum, wobei er seine Pistole nach wie vor in den Händen hielt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Die Waffe im Anschlag umrundete er die Leinwand. Er sah sich um, dann starrte er mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zu mir zurück.
    „Er ist weg“, sagte Rawlins. „Haben sie gesehen, ob er sich aus dem Staub gemacht hat?“
    Da ich im Augenblick einfach nicht die Kraft hatte, zu sprechen, schüttelte ich einfach nur den Kopf.
    „Da ist ein ganz schöner Krater in der Wand“, berichtete er. „Bedeckt mit … ich weiß nicht. Irgendeiner Art Schleim.“
    „Er ist weg“, brummte ich. Dann setzte auch ich mich in Bewegung, um auf die auf dem Boden liegenden Verletzten zuzugehen. Zwei junge Männer, eine junge Frau. „Helfen Sie mir.“
    Rawlins schob seine Pistole in den Holster zurück und kam zu mir herüber, um mir zur Hand zu gehen. Einer der jungen Männer war tot. Ein halbmondförmiger Schnitt in seinem Oberschenkel hatte eine Schlagader erwischt. Der zweite war dankenswerterweise ohnmächtig. Ein Bluterguss schillerte auf einer Hälfte seines Gesichts, und mehrere grausige Zentimeter Eingeweide waren aus einem Schnitt in seinem Bauch geplatzt. Ich machte mir größte Sorgen, seine Eingeweide könnten ganz herausquellen, wenn wir versuchten, ihn zu bewegen. Das Mädchen war am Leben, doch hatte die Sichelspitze zwei lange, blutige Linien entlang ihrer Wirbelsäule gezogen, und diese Schnitte waren tief und bösartig. Ich konnte Knochenteile hervorblitzen sehen. Sie lag auf dem Bauch, ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihr Blick war völlig apathisch. Entweder wollte sich nicht rühren – oder sie konnte es nicht.
    Wir taten für sie, was in unserer Macht stand, was nicht viel mehr war, als die Tischtücher von den Getränketischen in den Ecken zu reißen und improvisierte Kompressen herzustellen, um den Blutfluss etwas zu stoppen. Das zweite Mädchen lag auf der Seite in unserer Nähe und schluchzte hysterisch. Ich sah mir die alte Frau an, aber sie war nur übel umgestoßen worden. Ich hievte den Burschen, der aus dem Rollstuhl gefallen war, in eine etwas angenehmere Position, und er nickte mir dankbar zu.
    „Sehen Sie nach den anderen Opfern“, wies mich Rawlins an. Er hielt eine unserer „Kompressen“ mit sanftem Druck auf den Bauch des Jungen, während er mit der anderen Hand nach seinem Funkgerät griff. Es quakte vor Interferenzen und statischem Rauschen, als er es betätigte, doch irgendwie schaffte er es, Hilfe anzufordern.
    Ich ging zu dem schluchzenden Mädchen hinüber, einer kleinen Brünetten, die fast dieselbe Kleidung wie Molly trug. Sie war übel zugerichtet, und die Haltung, in der sie auf dem Boden lag, verriet, dass sie sich augenscheinlich nur unter größten Schmerzen rühren konnte. Ich huschte zu ihr hinüber und betastete vorsichtig ihre Schulter. „Stillhalten“, riet ich ihr flüsternd. „Ich denke, es ist das Schlüsselbein. Ich weiß, es tut höllisch weh, aber du kommst wieder in Ordnung.“
    „Es tut so weh, weh, weh, weh, weh“, japste sie.
    Ich nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Sie erwiderte den Druck fast schon hoffnungslos. „Alles wird gut“, versicherte ich ihr.
    „Bitte lassen Sie mich nicht allein“, winselte sie. Ihre Hand zerdrückte meine schier. „Lassen Sie mich nicht allein.“
    „Alles wird gut“, tröstete ich. „Ich bin hier.“
    „Was zur Hölle geht hier

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