Harry Dresden 08 - Schuldig
mit einem zuckersüßen Lächeln. „Wenn ich herausfinde, wer’s war, verrate ich es Ihnen, damit Sie ihn am Kragen packen können.“
Greene schüttelte den Kopf. „Der Fall ist schon hässlich genug“, meinte er. „Irgendein Clown im Horrorfilmkostüm hat ein paar Horrorfans in Streifen geschnitten. Gegen die Presse wird ein Schwarm Piranhas aussehen wie harmlose Goldfische.“
„Ja“, lächelte Murphy. „Scheint mir fast, als wollten Sie jede nur erdenkliche Hilfe in Anspruch nehmen. Sie wollen das Ganze nicht vor all den Kameras vermasseln.“
Er bedachte sie mit einem weiteren humorlosen Blick und schüttelte den Kopf. „Sie sind nicht gerade dafür berühmt, mit ihren Berufskollegen freundlich zusammen zu arbeiten, Lieutenant.“
„Aber ich erledige allzeit meinen Job“, antwortete Murphy leichthin. „Ich kann Ihnen helfen. Oder ich kann dafür sorgen, dass die Presse davon Wind bekommt, dass Sie mein Hilfsangebot in einem Mordfall wegen Rivalitäten verschiedener Abteilungen ausgeschlagen haben. Ihre Entscheidung.“
Green starrte sie eine weitere, lange Minute unverwandt an und sagte dann: „Gilt es als sexuelle Belästigung, wenn man jemanden als arrogante, egomanische Schlampe bezeichnet?“
Murphys Lächeln wurde noch sonniger. „Besuchen Sie mich doch einfach mal in der Sporthalle, und wir diskutieren das aus.“
Greene grunzte, stand auf und stopfte Notizbuch und Bleistift zurück in seine Tasche. „Dresden, verlassen Sie die Stadt nicht. Kann sein, dass ich nochmal mit Ihnen reden muss.“
„Wie schön“, murmelte ich und genehmigte mir noch einen Schluck Kaffee.
Greene gab Murphy eine Visitenkarte. „Hier, meine Handynummer. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie doch kooperieren wollen.“
Murphy gab ihm im Gegenzug ihre. „Dito.“
Greene schüttelte den Kopf und bedachte sie mit einem Nicken, das man gerade noch als höflich bezeichnen konnte. Dann wanderte er von dannen, um mit den Polizisten zu sprechen, die in der Nähe des mit Klebeband gekennzeichneten Abschnitts des Fußbodens standen.
„Ich glaube, er mag dich“, ließ ich Murphy wissen.
Murphy schnaubte. „Er hat dich immer wieder im Kreis herum gescheucht, hm?“
„Über eine Stunde.“ Ich gab mir Mühe, nicht allzu angewidert zu klingen.
„Ich weiß, das ist verdammt ärgerlich“, antwortete Murphy. „Aber es funktioniert. Greene ist höchstwahrscheinlich der beste Detective der Mordkommission im ganzen Staat. Wenn er so etwas wie Individualität besäße, wäre er längst Captain.“
„Ich glaube, er wird in diesem Fall keine große Hilfe sein.“
Murphy nickte und ließ sich auf dem Stuhl nieder, von dem Greene aufgestanden war. „Also. Willst du mir in aller Kürze erzählen, was hier passiert ist?“
„Ich bin noch nicht mal mit meinem Kaffee fertig“, beschwerte ich mich. Aber dann erzählte ich ihr alles, angefangen mit der Kaution, die ich für Nelson gestellt hatte, auch wenn ich das Detail ausließ, dass ich Michael einen Besuch abgestattet hatte. Ich berichtete ihr von dem Angriff, dem Rawlins und ich vermutlich noch vorzeitig ein Ende hatten setzen können.
Sie atmete langsam aus. „Also muss das ein Wesen aus der Geisterwelt gewesen sein? Wenn Rawlins es mit Kugeln vollgepumpt hat, ohne dass es starb, und es sich danach in Schleim aufgelöst hat?“
„Das ist eine naheliegende Schlussfolgerung“, sagte ich, „aber ich hatte keine Zeit für eine gründliche Analyse. Es könnte alles Mögliche gewesen sein.“
„Besteht die Möglichkeit, dass du es erledigt hast?“
„So viel habe ich ihm nicht verpasst, muss eine Detonationsautomatik besessen haben.“
„Verflucht“, grollte Murphy, an der die Referenz spurlos vorüber ging. Niemand kannte mehr die Klassiker. „Wird es zurückkommen?“
„Das weiß ich ebenso wenig wie du“, seufzte ich.
„Das reicht nicht.“
Ich seufzte und nickte. „Ich werde mal sehen, was ich rausfinden kann. Wie geht’s Rawlins?“
„Krankenhaus“, berichtete sie. „Die Wunde, die er sich eingefangen hat, wird wohl genäht werden müssen.“
Ich grunzte und erhob mich. Es war anstrengend, und ich schwankte ein wenig, doch sobald ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, stapfte ich zu dem Projektorpodest hinüber und hob den Metallbehälter auf, in dem die Filmrolle geliefert worden war. Ich drehte ihn um und las den Aufkleber.
„Hmmm“, meinte ich redselig.
Murphy kam herüber und blickte mit gerunzelter Stirn auf den
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