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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihnen, wie Rawlins, waren in ihrer Laufbahn schon einmal irgendwelchen Gräueln über den Weg gelaufen und sprachen nicht viel darüber. Andere Cops haben die blöde Angewohnheit, sich Sorgen zu machen, wenn ihre Partner anfangen herumzuerzählen, sie hätten Ungeheuer gesehen, was wiederum alle möglichen gutgemeinten Sitzungen beim Psychologen nach sich zog.
    Wenn sich also ein Cop von Angesicht zu Angesicht einem Vampir oder Ghul gegenüber fand (und das überlebte), überdauerte diese Begegnung nur in dessen Erinnerung. Die Zeit schmirgelt langsam die schärfsten Ecken und Kanten dieser Erinnerung ab, und außerdem war es ohnehin bequemer, nicht an furchteinflößende Monster und die noch viel furchteinflößenderen Implikationen zu denken, sondern einfach zur täglichen Routine zurückzukehren, als sei nichts geschehen. Wenn genug Zeit verstrich, schafften es die meisten Cops sogar, sich selbst davon zu überzeugen, dass ihnen ihre Gedanken einen Streich gespielt und das Ereignis stark übertrieben hatten. Jeder wusste, dass es keine Ungeheuer gab, also mussten sie irgendetwas ganz Gewöhnliches gesehen haben, das man erklären konnte.
    Doch in der Hitze des Gefechtes veränderten sich diese Cops. Irgendwo tief in ihrem Innersten wussten sie, dass das Ganze real war, und wenn wieder etwas Übernatürliches um sie herum passierte, waren sie zumindest für die Dauer der Situation bereit, alles andere zu vergessen und zu tun, was auch immer in ihrer Macht stand, um zu überleben und andere Leben zu retten, so verrückt sich das im Nachhinein dann auch anhören würde. Rawlins hatte mich ziemlich dafür durch den Kakao gezogen, dass ich „so tat“, als sei ich ein echter Magier, solange die Convention ungestört gelaufen war. Doch als die Kacke dann wirklich am Dampfen gewesen war, war er sofort bereit gewesen, mit mir zusammenzuarbeiten.
    Dann gab es da noch den anderen Typ Polizist – Typen wie Greene, denen noch nie etwas auch nur ansatzweise Übernatürliches unter die Augen gekommen war, die jeden Abend nach Hause zu ihren 2,3 Kindern und ihrem Hund gingen und die am Sonntag den Rasen mähten. Die Dokus auf irgendwelchen Wissenschaftskanälen ansahen, den National Geographic abonniert hatten und jedes einzelne Exemplar sorgsam sortiert im Keller aufbewahrten.
    Typen wie er waren todsicher, dass sich wirklich alles logisch erklären ließ und dass außerhalb der Grenzen der Vernunft und der Logik absolut nichts existierte. Solche Typen gaben auch in den meisten Fällen verdammt gute Polizisten ab, und Greene war eben so einer.
    „Na gut, Mister Dresden“, sagte Greene. „Mir sind noch ein paar Punkte etwas unklar. Also, als das Licht ausging, was haben sie da getan?“
    Ich rieb mir die Augen. Mein Kopf schmerzte. Ich wollte ins Bett. „Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Fünf Mal.“
    „Ich weiß,“, meinte Greene mit einem flüchtigen Lächeln. „Aber manchmal kann es hilfreich sein, Dinge zu wiederholen, um sich an vergessene Details zu erinnern. Also, wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie mir bitte sagen, was Sie getan haben, als es dunkel wurde?“
    Ich schloss die Augen und unterdrückte das dringende Bedürfnis, Greene an die Decke schweben zu lassen und dort für eine Weile zu vergessen.
    Jemand berührte meine Schulter, und ich öffnete die Augen, um festzustellen, dass Murphy über mir stand und mir einen weißen Styroporbecher hinhielt. „‘n Abend, Harry.“
    „Den Göttern sei Dank!“, stöhnte ich und griff nach dem Becher. Kaffee. Ich trank einen Schluck. Heiß und süß. Ich stöhnte vor Entzücken. „Holde Retterin in der Not.“
    „Das bin ich“, stimmte sie zu. Sie trug Jeans, ein T-Shirt und einen leichten Anorak aus Baumwolle. Sie hatte Ringe unter den Augen, und ihre blonde Mähne war völlig zerzaust. Jemand musste sie aus dem Bett geklingelt haben. „Detective Greene“, grüßte sie.
    „Lieutenant“, antwortete Greene, und oberflächlich war nichts außer Höflichkeit zu erkennen. „Kann mich gar nicht erinnern, die Sondereinheit um Hilfe gebeten zu haben. Muss wohl irgendwer auf die Kurzwahltaste auf meinem Mobiltelefon gedrückt haben.“ Er griff sich in die Westentasche und zog sein Handy hervor. Er sah es einen Augenblick bedeutungsschwanger an und meinte: „Oh, warten Sie. Mein Fehler. Ich habe Sie gar nicht auf Kurzwahl gelegt. Ich muss sie wohl in einem Anfall geistiger Umnachtung selbst angerufen haben.“
    „Keine Sorge, Sergeant“, meinte Murphy

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