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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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selbstbewusst. „Ja. Ich tue das nicht mehr. Es fehlt mir nicht einmal. Das Baby ist wichtiger.“
    Ich schürzte die Lippe und nickte dann. „Gut.“
    „Miss Marcella“, sagte Murphy, „danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.“
    „Warten Sie“, sagte Rosie, als Murphy und ich uns abwandten. „Bitte! Niemand will mir sagen, was mit Ken los ist. Wissen Sie, wie es ihm geht? In welchem Zimmer er ist?“
    „Sie sind mit Ken zusammen?“, fragte Murphy behutsam.
    „Ja. Ich habe gestern gesehen, wie sie ihn in einen Krankenwagen luden. Ich weiß, dass er hier ist …“ Rosie starrte Murphy einen Augenblick an, dann wurde ihr Gesicht noch bleicher. „Nein! Oh nein, nein, nein!“
    Ich war heilfroh, dass ich sie angesehen hatte, ehe sie das mit ihrem Freund erfahren hatte. Meine Einbildungskraft malte sich in blühenden Farben die emotionalen Wunden auf, die sich gerade öffnen mussten, als ein unsichtbares Schwert auf sie einzustechen begann. Doch es war auch so schlimm genug.
    „Es tut mir leid“, sagte Murphy leise. Ihre Stimme war gleichmäßig, ihre Augen voller Anteilnahme.
    Molly hatte sich genau den richtigen Augenblick für ihre Rückkehr ausgesucht. Sie stellte den Kaffee ab und eilte zu Rosie. Rosie brach erstickt schluchzend in sich zusammen. Molly setzte sich sofort auf das Bett neben sie und umarmte sie sanft, während sie weinte.
    „Wir werden mit Ihnen in Kontakt bleiben“, sagte Murphy leise. „Komm schon, Harry.“
    Mouse starrte mit einem traurigen Ausdruck zu Rosie hoch, und ich musste gehörig an der Leine ziehen, bis er sich dazu bequemte, in die Gänge zu kommen. Wir gingen hinaus und wandten uns dem nächsten Treppenhaus zu. Murphy schlug den Weg in Richtung Intensivstation ein, die sich im Nachbargebäude befand.
    „Ich habe die Nadelspuren gestern Abend nicht bemerkt“, meinte sie nach einer Minute. „Du hast sie ziemlich hart angefasst.“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Weil es möglicherweise etwas bedeutet. Ich weiß noch nicht, was. Aber wir hatten nicht die Zeit, uns anzuhören, wie sie alles leugnet.“
    „Sie hat dich belogen“, sagte Murphy. „Niemand kommt so schnell von Heroin los. Zwei Wochen. Der Entzug muss ihr immer noch ziemlich zusetzen.“
    „Ja“, sagte ich. Wir traten ins Freie, um zum Nachbargebäude hinüberzugehen. Durch das grelle Licht der Morgensonne verschlimmerten sich meine Kopfschmerzen, und der Bürgersteig begann sich um mich herum zu drehen. Ich blieb stehen, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Murphy besorgt.
    „Es ist verdammt hart, jemanden in diesem Zustand zu sehen“, sagte ich mit belegter Stimme, „und sie ist wahrscheinlich diejenige, die am wenigsten übel zugerichtet ist.“
    Murphy legte die Stirn in Falten. „Was hast du gesehen?“
    Ich bemühte mich, ihr zu berichten, wir Rosie ausgesehen hatte. Selbst für mich klang die Beschreibung nach extrem surrealem Quatsch. Das lag sicher an meinen Formulierungskünsten.
    „Du siehst ziemlich schlimm aus“, sagte sie, als ich geendet hatte.
    „Das geht vorbei. Habe nur verdammte Kopfschmerzen.“ Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich darauf, gleichmäßig zu atmen, bis ich den Schmerz etwas zurückdrängen konnte. „So. Schon wieder in Ordnung.“
    „Hast du herausgefunden, was wir uns erhofft haben?“, wollte Murphy wissen.
    „Noch nicht“, entgegnete ich. „Ich muss mir auch die anderen ansehen, um herauszufinden, ob die Verletzungen eine Art Muster ergeben.“
    „Die sind auf der Intensivstation.“
    „Ja. Ich muss einen Weg finden, sie zu erreichen, ohne jemandem zu nahe zu kommen, der an lebenserhaltenden Apparaten hängt. Ich kann nicht bleiben, um mit ihnen zu reden. Ich brauche vielleicht eine Minute, neunzig Sekunden, um mir beide anzusehen. Dann verschwinde ich. Lasse dich das Reden übernehmen.“
    Murphy atmete tief ein und flüsterte: „Bist du sicher, dass du das tun solltest?“
    „Nein“, entgegnete ich ihr. „Aber ich kann dir nicht helfen, wenn ich sie nicht genauer unter die Lupe nehme. Ein anderer Weg steht mir nicht zur Verfügung. Wenn ich ruhig und gelassen bleibe, sollte für ein, zwei Minuten nichts den Geist aufgeben.“
    „Aber du bist nicht sicher.“
    „Wann kann ich je sicher sein?“
    Ihre Stirn umwölkte sich, doch dann nickte sie. „Lass mich vorausgehen. Warte hier.“
    Ich suchte mir einen Stuhl, schleifte ihn in den Flur vor der Station, setzte mich zu

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