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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hören.
    Ramirez pfiff leise durch die Zähne und wedelte mit seinem Stab in die Richtung, wo sich der Wagen vor kurzem noch befunden hatte, bis dieser klappernd auf Metall prallte. „He, kein übler Schleier. Sogar verdammt gut!“
    „Sie hat ein Talent“, sagte ich.
    Mollys Stimme erklang in der Nähe. „Danke.“
    Ramirez vollführte in die vermutliche Richtung Mollys eine galante, vage spanisch anmutende Verbeugung.
    Molly unterdrückte ein Lachen. Der Automotor verstummte, und sie sagte: „Los jetzt, ich muss mir alle Mühe geben, den Staub, den ihr aufwirbelt, auszugleichen, und das ist echt anstrengend.“
    „Augen auf“, bläute ich ihr ein, „und benutze deine Birne!“
    „Du auch“, sagte Molly.
    „Jetzt bring ihm bloß nichts Neues bei“, schalt Ramirez Molly. „Das bringt ihn nur durcheinander.“
    „Ich werde jede Minute dümmer“, bestätigte ich. „Da könnt ihr jeden fragen.“
    Aus dem unsichtbaren Wagen erklang Mouses Schnauben.
    „Na, was habe ich gesagt?“ Ich drehte mich um und begann, in Richtung des Eingangs des Grundstücks zu wandern.
    Ramirez hielt mit mir Schritt, auch wenn er alle fünf Meter einen kleinen Hopser einlegen musste. Meine Beine waren um einiges länger als seine.
    Nach etwa hundert Metern brach er in schallendes Gelächter aus. „Schon gut, die Botschaft ist angekommen.“
    Ich grunzte und wurde etwas langsamer.
    Ramirez warf einen Blick über die Schulter. „Glaubst du, sie ist in Sicherheit?“
    „Schwer, sich an Mouse anzuschleichen“, sagte ich. „Wenn sie denn bemerken, dass sie da ist.“
    „Attraktiv, toller Körper und so ein Talent.“ Ramirez sah nachdenklich hinter sich. „Hat sie einen Freund?“
    „Nicht, seit sie ihrem letzten Löcher in die Psyche gebohrt und ihn in den Wahnsinn getrieben hat.“
    Ramirez zuckte zusammen. „Aha.“
    Wir schwiegen den Rest des Weges bis zum Eingangstor und setzten unser bestes Pokerface auf. Ramirez’ natürlicher Ausdruck war ein völlig von sich selbst überzeugtes Lächeln, doch wenn die Dinge einmal haarig wurden, wechselte er zu einer kühlen, arroganten Miene, und sein Blick war gleichzeitig auf nichts und auf alles konzentriert. Mir war es eigentlich egal, wie mein Pokerface aussah. Bei mir kam es ja ausschließlich auf die inneren Werte an.
    Ich rief mir Annas Gesicht und ihre ernsthaften Augen in Erinnerung, als ich auf das gotische Eingangstor zu stapfte, das nach Schmiedeeisen aussah, aber derart massiv war, dass sich sogar ein Kleinbus auf Vollgas die Zähne daran ausgebissen hätte. Ich klopfte dreimal mit meinem Stab dagegen und baute mich entschlossen davor auf.
    Das Tor summte und begann, sich eigenständig zu öffnen. Auf halbem Wege heulte in der Nähe der Scharniere etwas auf, stieß Rauchwölkchen aus und gab den Geist auf.
    „Warst du das?“, fragte ich Ramirez.
    „Ich habe auch das Schloss ruiniert“, verkündete er stolz, „und die Kameras mit Sicht auf den Eingang. Für den Fall der Fälle.“
    Ramirez besaß zwar nicht meine rohe Kraft, doch er benutzte die, die er hat, äußerst geschickt. „Cool“, nickte ich anerkennend. „Ich habe nichts gespürt.“
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „De nada. Ich bin eben der Beste.“
    Ich trat durch das Tor und hielt misstrauisch die Augen offen. Die Nacht war noch nicht ganz hereingebrochen, und die Wälder breiteten sich malerisch dunkel und tief vor uns aus. Autoreifen flüsterten über den Asphalt. Ein Licht blitzte zwischen den Bäumen vor uns auf und teilte sich in ein Paar Scheinwerfer. Eine ausgewachsene Limousine, ein weißer Rolls mit silbernen Akzenten, glitt die Einfahrt zum Tor hinab und blieb schnurrend in sieben Metern Entfernung stehen.
    Ramirez brummte etwas in seinen Bart. „Wenn du willst, könnte ich …“
    „Immer mit der Ruhe, Großer“, sagte ich. „Wir ersparen uns lieber den Fußmarsch.“
    „Pah“, sagte er. „Einige von uns sind noch jung und strotzen vor Gesundheit.“
    Die Fahrertür öffnete sich, und ein Mann stieg aus. Ich erkannte in ihm einen von Laras persönlichen Leibwächtern wieder. Er war etwas größer als der Durchschnitt, auf sehnige Art muskulös, hatte einen militärischen Haarschnitt und wache, misstrauische Augen. Er trug eine Sportjacke, khakifarbene Hosen und gab sich nicht die geringste Mühe, sein Schulterholster zu verbergen. Er sah uns an, dann schweifte sein Blick zu Zaun und Eingangstor. Er zog ein winziges Funkgerät aus der Hosentasche und flüsterte etwas

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