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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sich weißen Fummel nicht leisten, aber an Lara sah das Kostümchen aus wie die Toga einer Göttin.
    Sie wusste genau, welche Wirkung ihr Auftritt auf uns hatte, und ihr Mund kräuselte sich zu einem winzigen, selbstzufriedenen Lächeln. Sie ging langsam auf uns zu. Ein Bein glitt bei jedem äußerst bewusst gesetzten Schritt am anderen vorbei. Ihre Hüften kreisten diskret. Diese Bewegung war … verdammt hübsch anzusehen. Pure, weibliche Sinnlichkeit, die sich um sie wie eine unsichtbare Gewitterwolke sammelte und in der man ohne weiteres ertrinken konnte, wenn man nicht achtgab.
    Schließlich hatte sie auch ihren Vater darin ertränkt.
    Ich wusste nur zu gut, dass nicht alles Gold war, was glänzte. So sehr sie auch zum Anbeißen aussah, so sehr es mir bei ihren Bewegungen fast die Hose gesprengt hätte, sie war GEFÄHRLICH – in Großbuchstaben. Mehr noch, sie war eine Vampirin, ein Raubtier, das sich an Menschen labte, um zu überleben. Trotz unserer bisherigen Kooperation war ich immer noch ein Mensch –, und die fraß sie. Wenn ich mich jetzt wie ein Festessen benahm, wäre da ein riesiger Teil in ihr, der sich keinen feuchten Kehricht um Politik und den eigenen Vorteil scheren würde. Dieser Teil würde mich einfach nur verschlingen wollen.
    Also gab ich mir Mühe, möglichst gelangweilt drein zu sehen, als sie auf mich zugestöckelt kam und mir ihre Hand mit der Handfläche nach unten hinstreckte.
    Ich umfasste ihre kühlen (glatten, hübschen, köstlich weichen – verflucht, Harry, ignoriere deinen Penis, bevor er dich noch ins Grab bringt!) Finger mit den meinen, verbeugte mich förmlich und ließ sie wieder los, ohne ihre Hand zu küssen. Wenn ich das getan hätte, hätte ich nicht dafür garantieren können, dass ich sie nicht ein wenig anknabberte, um einen Vorgeschmack zu bekommen.
    Als ich mich wieder aufrichtete, sah sie mir eine gefährliche Sekunde lang in die Augen und sagte: „Sicher, dass du nicht kosten möchtest?“
    Schiere Lust – die wahrscheinlich nicht mal meine eigene war – wallte in meinem Körper auf. Ich lächelte, neigte meinen Kopf eine Spur und konzentrierte mich kurz. Glosend oranges Höllenfeuer loderte in den Runen meines Stabes auf. „Sei bitte höflich. Es wäre eine Schande, diese Schuhe mit Ruß und Zunder zu versauen.“
    Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte kehlig. Dann legte sie mir eine Hand auf die Wange. „Subtil wie immer.“ Sie senkte die Hand wieder und ließ ihre Finger über den grauen Stoff meines Wächtermantels gleiten. „Du hast einen maßlos überraschenden Modegeschmack entwickelt.“
    „Er hat auf beiden Seiten dieselbe Farbe“, sagte ich.
    „Ah“, meinte Lara und sah mich mit leicht schiefgelegtem Kopf an. „Sonst könnte ich dir wohl auch kaum Respekt entgegen bringen. Wie auch immer, wenn du dich jemals nach einer neuen Garderobe sehnst …“ Sie berührte sachte mein Hemd. „Du sähest in weißer Seide umwerfend aus.“
    „Sagte die Spinne zur Fliege“, erwiderte ich. „Vergiss es.“
    Sie lächelte nochmals und klimperte mit den Wimpern, worauf mein Herz für einen Schlag aussetzte, ehe sie sich Ramirez zuwandte. Sie bot ihm ihre Hand an. „Sie müssen Wächter Ramirez sein.“
    Das war der Teil, der mir Angst machte. Ramirez liebte Frauen. Er konnte nie die Klappe halten, was Frauen anging. Nun ja, er konnte generell kaum einmal die Klappe halten, aber was seine diversen Eroberungen oder Glanzleistungen sexueller Akrobatik anbelangte …
    „Eine Jungfrau?“, sprudelte es aus Lara heraus. Moment, aus Lara war etwas ungewollt herausgeplatzt? Sie drehte den Kopf in meine Richtung, und ihre Augen funkelten mich einige Schattierungen heller und weit aufgerissen an. „Also wirklich, Harry. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ist er ein Mitbringsel?“
    Ich verschränkte die Arme und musterte Lara entschlossen, ohne ein Wort zu sagen. Das war Ramirez’ Gelegenheit, einen ersten Eindruck zu hinterlassen, und wenn er das selbst nicht hinbekam, würde Lara wahrscheinlich annehmen, dass er nicht auf sich selbst aufpassen konnte. Das würde ihn zum Ziel machen.
    Lara umrundete Ramirez in einem engen Kreis und inspizierte ihn wie ein rassiges, neues Sportauto. Sie war etwa gleichgroß, doch überragte sie ihn mit ihren Absätzen. In ihren Bewegungen lagen einzig federnde Sinnlichkeit und Selbstsicherheit. „Ein hübscher, junger Zierhahn“, gurrte sie. Sie strich mit ihrem Zeigefinger in einer Linie über seine Schultern, als

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