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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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das umbringen – und mich wahrscheinlich mit ihr ins Verderben reißen.
    Molly war eine Hexerin.
    Sie hatte Magie eingesetzt, um mit den Köpfen zweier ihrer Freunde herumzuspielen, um deren Drogenabhängigkeit zu beenden. Ihre Beweggründe dafür waren aber alles andere als eindeutig und die Folgen ganz schön übel gewesen. Der Junge hatte sich noch nicht so weit erholt, dass er allein auf sich hätte achten können. Das Mädchen war durchgekommen, aber auch sie steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten.
    Normalerweise nietete einen der Weiße Rat der Magier einfach um, wenn man eines der Gesetze der Magie gebrochen hatte. Die einzige Ausnahme war, wenn ein Magier des Rates anbot, die Verantwortung für das zukünftige Benehmen eines Hexers zu übernehmen, bis dieser den Rat überzeugen konnte, dass er wieder auf dem richtigen Weg und seine Absichten lauter waren. Wenn er das konnte, gut. Falls nicht, waren der Hexer und der Magier, der für ihn die Hand ins Feuer gelegt hatte, des Todes.
    Auch ich war einmal ein Hexer gewesen. Hölle, ein ganzer Haufen im Rat fragte sich nach wie vor, ob ich nicht doch eine tickende Zeitbombe war, die nur darauf wartete, hochzugehen. Als man Molly gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf vor den Rat geschleift hatte, um sie zu verurteilen, war ich eingeschritten. Ich hatte es einfach tun müssen.
    Manchmal bereute ich diesen Entschluss zutiefst. Wenn man einmal die Macht dunkler Magie gefühlt hatte, war es verdammt schwer, ihr zu widerstehen und die Finger davon zu lassen, und genau das war Mollys größte Schwäche. Die Kleine hatte das Herz am rechten Fleck, aber sie war so verdammt jung. Sie war in einem strengen Elternhaus aufgewachsen, und die Freiheit hatte ihr anständig den Kopf verdreht, als sie schließlich ausgerissen war, um sich alleine durchzuschlagen. Jetzt war sie wieder bei ihren Eltern, aber sie musste immer noch das Gleichgewicht und die Selbstdisziplin finden, die man brauchte, um im Magierhandwerk auch nur die geringste Überlebenschance zu haben.
    Ihr beizubringen, einen Flammenstrahl auf ein Ziel zu schleudern, war echt nicht schwer. Der Teil, wo es darum ging, warum sie das tat oder besser nicht oder wann sie das tun sollte und wann nicht war um einiges kniffliger. Molly sah in der Magie die optimale Lösung für jedes Problem. Das war sie jedoch nicht, und das musste endlich in ihren Schädel, und genau aus diesem Grunde hatte ich ihr das Armband gebastelt.
    Sie funkelte es eine Minute unverwandt an, und eine Perle begann, die Schnur hinaufzurutschen, bis sie ihre Finger berührte. Einen Atemzug später gesellte sich eine zweite Perle dazu. Die dritte bebte ein wenig, ehe sie sich in Bewegung setzte. Die vierte braucht noch länger. Die fünfte Perle hüpfte und zuckte an der Schnur. Kurze Zeit später stieß Molly ein Knurren aus, und im nächsten Augenblick folgten die schwebenden Perlen erneut dem Ruf der Schwerkraft.
    „Vier von dreizehn“, bemerkte ich, während ich in eine Einfahrt einbog. „Nicht schlecht. Aber du bist noch nicht bereit.“
    Sie durchlöcherte das Armband mit mörderischen Blicken und rieb sich die Stirn. „Gestern Abend hatte ich sechs.“
    „Dann musst du einfach weiter daran arbeiten“, meinte ich. „Es dreht sich alles um Konzentration, Ruhe und klare Gedanken.“
    „Aber was bedeutet das genau?“, beschwerte sich Molly frustriert.
    „Das bedeutet, vor dir liegt noch ein Batzen Arbeit.“
    Sie seufzte, hüpfte aus dem Auto und schielte zum Haus ihrer Eltern hinüber. Es handelte sich um ein prächtiges Haus mit weißem Lattenzaun, das das Kunststück geschafft hatte, trotz der Metropole um uns herum seinen Vorstadtflair zu bewahren. „Du erklärst das nicht sehr gut.“
    „Möglich“, meinte ich. „Aber vielleicht lernst du auch nicht besonders gut.“
    Sie funkelte mich an, und ich sah, dass ihr eine giftige Antwort förmlich auf den Lippen lag. Doch dann schloss sie den Mund und schüttelte ärgerlich ihren Kopf. „Tut mir leid. Dass ich diesen Schleier hochgezogen und versucht habe, dir zu folgen. Ich wollte nicht despektierlich sein.“
    „So habe ich das auch nicht aufgefasst. Ich war einmal genau in deiner Lage. Ich erwarte nicht, dass du die ganze Zeit perfekt bist, Kleine.“
    Sie lächelte reserviert. „Was heute passiert ist …“
    „Ist passiert“, sagte ich. „Es ist Geschichte. Außerdem hat es funktioniert. Ich weiß nicht, ob ich aus dem Opfer überhaupt etwas hätte herauslesen können,

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